Mal die Augen verdreht, dann wieder die Hände vor das Gesicht geschlagen und immer wieder mit unverhohlenem Tadel in seinen Aussagen: Die Unzufriedenheit war FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke trotz der guten Nachricht, dass Curitiba seinen Status als zwölfter Spielort der Fußball-WM-Endrunde in Brasilien behält, deutlich anzumerken. Die Botschaft zwischen den Zeilen: Es ist Schluss mit lustig.
"Die Arbeiten sind jetzt weit vorangeschritten, aber nur weil wir Druck ausgeübt und unser Team vor Ort geschickt haben", monierte der WM-Oberaufseher und nutzte die Gelegenheit bei der Pressekonferenz am Rande des Team-Workshops in Florianópolis zu einer weiteren klaren Ansage: "Wir bleiben vor Ort und werden die gesamten Bauarbeiten weiter überwachen." Nur so gebe es bis zum 15. Mai, anvisiertes Datum für die Fertigstellung, ein Stadion, das WM-tauglich sei.
Aber ehe Valcke vor internationaler Medienschar am zunächst halbleeren Rednertisch "grünes Licht" für Curitiba gab, musste der Franzose gleich zwei Kröten schlucken. Bürgermeister Gustavo Fruet hatte daheim vorab die Botschaft schon verbreitet. "Das ist eine Nicht-Konferenz", stichelte der FIFA-Funktionär daraufhin und wartete dann auch noch lange auf die dreiköpfige Delegation aus der WM-Stadt, die mit 65-minütiger Verspätung das Podium bestieg.
Auch bei anderen Themen war Valcke mit der Geduld am Ende. "Es existieren Abkommen und Verpflichtungen, und die Städte haben zugestimmt X, Y oder Z zu leisten. Wir zahlen alles, was wir benutzen, und beten nicht um Geld", echauffierte sich Valcke Minuten später.
Recife in der Kritik
Der Anschiss ging vor allem in Richtung Recife, das für das Fanfest keine öffentlichen Gelder zur Verfügung stellen will und das Public Viewing vorerst aus dem Programm gestrichen hat. "Die Städte müssen die Stadien und die Strukturen inklusive Fanfest bereitstellen", sagte der FIFA-"General" mit Hinweis auf das "Stadium Agreement".
Auch Porto Alegre war angesprochen, wo sich die Klubführung vom SC Internacional als Eigener des Stadions nur für den Umbau der Arena, aber nicht für die temporären Anlagen wie Mediencenter rund um die Spielstätte verantwortlich fühlt. "Es gibt eine Situation, für die wir eine Lösung finden müssen. Daran arbeiten wir, und ich denke, dass wir spätestens bis Donnerstagmorgen eine finden", äußerte Valcke und stellte den Verantwortlichen im südlichsten WM-Stadion ein eindeutiges Ultimatum.
Einen Teil der Zeche hatte die FIFA eh schon übernommen und für Energiegeneratoren in den Stadien sowie im internationalen Fernsehzentrum 20 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt. "Wir wären Gefahr gelaufen, keine Energie für die Übertragung zu haben. Dann wären keine Bilder von den Spielen im Fernsehen gekommen. Können Sie sich vorstellen, was das heißt? Da mussten wir einschreiten", begründete Valcke nachträglich die Finanzspritze.
Cuiaba nicht gefährdet
Vom Krisenherd Arena Pantanal in Cuiabá wollte der 53-Jährige erst gar nichts wissen. "Wir haben von einem unabhängigen Unternehmen die Bestätigung erhalten, dass nichts an der Struktur beschädigt wurde", versichterte er knapp.
Der Brand im vergangenen Oktober habe nicht, wie ein in Umlauf gebrachtes Gutachten berichtet, die Substanz der Stützpfeiler im Untergeschoss der Westtribüne, wo sich die Umkleidekabinen befinden, angegriffen.
Punkt. Aus. Ende. Als die fünf Brasilianer auf dem Podest - zugegen waren auch der stellvertretende brasilianische Sportminister Luis Fernandes und Ricardo Trade, Chef vom lokalen WM-Organisationskomitee - sich gegenseitig die Hände schüttelten, war Valcke längst hinter dem Vorhang verschwunden.
Der WM-Spielplan im Überblick