Magath oder nix?

Michael Berndt
29. April 201616:41
Trotz Pokalerfolg: Wie lange bleiben Aygün und Fröhling in der Löwen-Verantwortung?getty
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Gerhard Poschner raus, Ur-Münchner Necat Aygün rein - so lautet die Veränderung auf der Sportdirektor-Position des TSV 1860 München. Der Sieg im DFB-Pokal gegen die TSG Hoffenheim sorgt für die Ruhe vor dem Sturm. Die Fans sehnen sich mit Felix Magath nach einem großen Namen, weitere prominente Akteure aus der zweiten Reihe stehen im Schaufenster.

Was ist passiert? Poschners Niedergang bei den Löwen

17 Zeilen, zwei Absätze, 889 Zeichen. Am 30. Juli verfasste Löwen-Sportdirektor Gerhard Poschner das, was viele schon Monate vorher während der sportlichen und vereinsinternen Krise erwartet haben: eine Erklärung zu seinem Abschied. Zuvor hatte er an der an der Grünwalder Straße fristlos und außerordentlich gekündigt.

Er habe in einer "belasteten Beziehung zu der Vereinsführung" gelebt, schreibt Poschner, "die nicht von mir zu vertreten ist", hieß es in seiner Erklärung an die Medienvertreter. Was war geschehen? Nachdem das Präsidium um Gerhard Mayrhofer im Juni zurückgetreten war, installierte der TSV ein Notpräsidium um Siegfried Schneider, das Poschners Wirkungskreise durch die Altlöwen Karsten Wettberg, Peter Grosser und Thomas Miller einschränkte.

Präsident Schneider flog kurz nach Amtsantritt nach Abu Dhabi zu Hasan Ismaik. Am 10. Juli entschied der Verein in Absprache mit dem Investor, Poschner vom Geschäftsführer Sport zum Sportdirektor zu degradieren. Als neuer Geschäftsführer trat Noor Basha, Ismaiks Cousin und Statthalter in München, in Erscheinung. Für den seit April 2014 operierenden Poschner offensichtlich zu viel - er schmiss hin. Ob er auf die Zahlungen seines bis 2017 laufenden Vertrages pochen wird, bleibt indes ungewiss. Laut SZ-Informationen nahm sich der Ex-VfB-Profi einen Anwalt und schweigt.

Schneider begrüßte die Entscheidung, die für ihn allerdings zu spät kam, zu schlecht fiel die Bilanz für Poschner aus. Kaum ein Neuerwerb zeigte die erwartete Leistung, nur Rubin Okotie und Gary Kagelmacher gehörten zum Stammpersonal. Zudem verschliss er Ricardo Moniz und Markus von Ahlen - mit Coach Torsten Fröhling gelang das Minimalziel Nicht-Abstieg auf dramatische Weise.

Nach Poschners Rückzug hat Necat Aygün interimsmäßig die Position übernommen, es wird aber parallel weiter fleißig über seine Nachfolge spekuliert.

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Seite 2: Die aktuelle Lösung: Necat Aygün

Seite 3: Der große Name: Felix Magath

Seite 4: Die Kandidaten aus der zweiten Reihe

Die aktuelle Lösung: Necat Aygün

Mit Necat Aygün fand die Interimsspitze eine interne Überganglösung. Aygün selbst verdiente sich zuvor als Chefscout, nachdem er im Sommer 2014 seine aktive Karriere in der zweiten Mannschaft der Sechziger an den Nagel gehängt hatte. Zuvor spielte der Innenverteidiger bei der SpVgg Unterhaching, dem FC Ingolstadt sowie beim SV Sandhausen und dem MSV Duisburg.

Der Spross türkischer Gastarbeiter ist Münchner durch und durch. Dort verbrachte er nicht nur einen Großteil seiner Karriere, sondern engagierte sich auch privat, indem er eine Ganztagesstätte für Kleinkinder in der Maxvorstadt gründete und gegen den Abriss des Bolzplatzes in der Glockenbachwerkstatt demonstrierte. Auch im Schwabinger Nachtleben ist Aygün mit dem Cafe "Dodici" kein Unbekannter. Am dringlichsten werden seine Sinne jedoch derzeit in Giesing gebraucht.

Der Verein steht nach zwei knappen Niederlagen zu Saisonbeginn wieder auf einem Abstiegsplatz. Die Löwen leiden noch immer unter der verfahrenen Situation im Sommer. Dennoch gab der 2:0-Sieg gegen die TSG 1899 Hoffenheim im DFB-Pokal Grund zur Hoffnung.

Nach dem Schlusspfiff lagen sich Trainer Fröhling und Sportdirektor Aygün in den Armen, die Chemie der Wackelkandidaten scheint zu stimmen. Ihr Platz in der Allianz Arena hängt aber allem vom sportlichen Erfolg bis zur Mitgliederversammlung im Herbst ab.

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Der große Name: Felix Magath

Seit Magaths Entlassung bei Fulham im September 2014 spukt sein Name durch Giesing. Vor dem Rücktritt von Ex-Präsident Gerhard Mayerhofer war er schon mal eine ganz heiße Personalie. Magath soll mit einem Konsortium auch an der Übernahme von Anteilen an den Löwen interessiert gewesen sein. Doch Ismaik sträubte sich. Nach dem Ende Mayerhofers schien das Thema Magath eigentlich vom Tisch.

Beim Amateur-Derby zwischen den Blauen und den Roten tauchte Magath aber wieder auf, zeigte sich in einem blauen Pullover und äußerte sich zum Thema 1860 kryptisch. "Es gab genau eine Person, mit der ich bei 1860 ein Vertrauensverhältnis hatte, die ist leider nicht mehr im Amt. Und das ist Erik Altmann" - der mit Mayrhofer zurückgetretene Vizepräsident.

Altmann könne sich laut SZ-Angaben vorstellen, im Herbst als Präsident zu kandidieren. Fiele das Mitgliedervotum auf Altmann, hätte dies eine starke Signalwirkung auf Magath-Gegner Ismaik.

Die Frage bleibt aber, inwiefern die arabische Führungsriege bereit ist, Macht abzugeben. Magath wäre die große Lösung, der Sportdirektion und Trainerstelle in sich vereinen könnte bzw. zumindest den Trainerposten mit einem engen Vertrauten besetzten würde.

Für mehr als 2500 Löwen-Anhänger der Online-Petition "Hasan Ismaik, bitte hilf uns!!!! Wir brauchen Felix Magath!!!!!!!" steht "Quälix" dennoch als Wunschlösung fest. Verdiente TSV-Akteure stärken Magath zudem den Rücken. Präsidiumsberater Wettberg bezeichnete ihn als "Glücksfall", Löwen-Legende Fredy Heiß bemerkte ebenfalls die Dringlichkeit eines Magath-Engagements.

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Die Kandidaten aus der zweiten Reihe

Magath, Aygün oder nix, könnte man in München meinen - dem ist nicht so. Vor einer guten Woche wohnte Christian Nerlinger dem Training des Zweitligisten bei, gegenüber der Münchner Abendzeitung stritt der frühere Sportchef der Bayern jedoch eine berufliche Verbindung ab: "Ich sag' nix, ich bin nur privat hier." Bereits 2014 war der Leiter der Spieleragentur Sam Sports wie auch Lothar Matthäus bei Sechzig im Gespräch.

Die tz nennt eine Vielzahl illustrer Namen aus der zweiten Reihe. Unter ihnen Europameister Christian Ziege (zuletzt Trainer in Haching) und Jens Lehmann - Lösungen, die unwahrscheinlich anmuten. Einleuchtender ist die Personalie Fredi Bobic, das findet auch der Vizepräsident. "Mit Sicherheit ein interessanter Name, dazu möchte ich jetzt nichts sagen. Kontakt hat es bisher nicht gegeben. Man muss jetzt mal schauen, was die nächsten Tage passiert. Alles andere ist Spekulation", so Peter Helfer.

Ebenfalls in der Verlosung ist Manfred Paula. Der Ex-Manager des FC Augsburg telefoniere regelmäßig mit der Geschäftsstelle. Eine Anfrage dementierte er, einem Löwen-Engagement wäre er allerdings nicht abgeneigt: "Eine spannende Aufgabe wäre das immer, darüber braucht man nicht reden. Die Löwen sind für mich von Haus aus eine Herzensangelegenheit." SPOX

Mit Außenseiterchancen geht Lutz Pfannenstiel ins Rennen. Der Torhüter und Weltenbummler hat als Bayer einen starken regionalen Bezug. Seit 2011 arbeitet Pfannenstiel bei 1899 Hoffenheim als Verantwortlicher für International Relations & Scouting. Er ist als wichtiger und enger Vertrauter von Alexander Rosen (Direktor Profifußball) bei der Abwicklung von Transfers involviert.

Seine Erfahrungen im Ausland und seine Expertise im Jugendbereich stünden dem Ausbildungsverein 1860 gut zu Gesicht - denn Pfannenstiel, der nebenbei als Ausbilder bei FIFA und DFB fungiert, weiß eines der größten Netzwerke im weltweiten Fußball mit Kontakten auf höchster Ebene hinter sich.

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