"Er hat total abgeliefert": HSV-Juwel Faride Alidou auf dem Sprung in die Bundesliga

Von Stanislav Schupp
Typische Bewegung: Hamburgs Faride Alidou geht ins Tempodribbling.
© imago images

Während der HSV im nun vierten Jahr um die Rückkehr in die Bundesliga kämpft, reichten Faride Alidou nur wenige Einsätze, um sich dieses Ziel zu erfüllen. Dabei soll gleich die Mehrzahl der Erstligaklubs um ihn gebuhlt haben.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Er hat total abgeliefert, wir waren sehr angetan", schwärmt der deutsche U20-Nationaltrainer Christian Wörns (49) im Gespräch mit SPOX und GOAL. "Er war jetzt einmal bei uns im Lehrgang dabei und hat direkt einen guten Eindruck hinterlassen."

Direkt einen guten Eindruck zu hinterlassen, scheint eine Paradedisziplin von Faride Alidou zu sein. Bevor der 20-Jährige im November vergangenen Jahres erstmals zum Wörns-Trupp stieß und in zwei Auftritten gleich einmal traf und ein Tor vorlegte, hatte er am 10. Spieltag überhaupt erst bei den HSV-Profis debütiert. 13 Pflichtspieleinsätze (elf in der Liga, zwei im Pokal) später steht fest: Alidou wird die Rothosen im Sommer verlassen und in die Bundesliga wechseln.

Den Zuschlag erhält Eintracht Frankfurt. Auswahlmöglichkeiten hatte Alidou nach seinem Raketenstart dabei offenbar zur Genüge.

Nahezu gesamte Bundesliga dran: Alidou kam, sah - und geht

Nach kicker-Informationen soll es aus der deutschen Beletage, mit Ausnahme von Spitzenteams wie dem FC Bayern oder Borussia Dortmund, gleich eine "zweistellige" Anzahl an Interessenten gegeben haben. Unter anderem Bayer Leverkusen mischte demnach bis zuletzt mit.

Kein Wunder, hat sich Alidou doch seit seinem Debüt innerhalb kürzester Zeit zur Stammkraft unter Cheftrainer Tim Walter entwickelt und quasi durch die Bank überzeugende Leistungen abgeliefert. Nach seinem Kurzeinsatz gegen Düsseldorf stand er in der Folgewoche direkt in der ersten Elf. Zehnmal war es seither insgesamt der Fall, zwei Tore und vier Assists stehen für den Rechtsfuß dabei zu Buche. Zuvor wirbelte Alidou, der 2012 im Alter von elf Jahren zum Hamburger Nachwuchs stieß, im Regionalliga-Team des einstigen Bundesliga-Dinos.

"Er legt eine unglaubliche Schnelligkeit an den Tag, sowohl auf langen Strecken als auch in kurzen Bewegungen", hebt Wörns die Stärken des Youngsters hervor: "Dabei ist er sehr beweglich und geschmeidig." Am wohlsten fühlt sich Alidou im 4-1-4-1 oder 4-2-3-1 auf den offensiven Außenbahnen, kann aber auch in vorderster Front agieren. "Wir haben ihn auch mal als eine von zwei Spitzen eingesetzt. Das hat er sehr gut gemacht, hat flexibel gespielt, war mal außen, mal im Zentrum. Durch die Wucht und Schnelligkeit, die er mitbringt, eignet er sich auch für diese Position. Das macht ihn sehr interessant", sagt Wörns.

Typische Bewegung: Hamburgs Faride Alidou geht ins Tempodribbling.
© imago images
Typische Bewegung: Hamburgs Faride Alidou geht ins Tempodribbling.

HSV-Aufstieg? Die halbe Liga mischt mit

Interessant für potenzielle Abnehmer machte ihn auch seine Vertragskonstellation, denn Alidou wird den HSV ablösefrei verlassen. Die angestrebte Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Arbeitspapiers scheiterte. "Faride hat hier einen geilen Klub und in Hamburg eine super Perspektive. Ich habe da ein gutes Gefühl", hatte sich Sportdirektor Michael Mutzel Ende vergangenen Jahres gegenüber dem Hamburger Abendblatt noch optimistisch gezeigt.

Zumindest über die sportliche Perspektive lässt sich streiten. Seit nunmehr vier Spielzeiten kämpft der HSV um die langersehnte Rückkehr ins Oberhaus. Derzeit belegen die Hamburger Platz fünf in der Tabelle und haben einen Punkt Rückstand auf den Relegationsplatz, zwei auf einen direkten Aufstiegsrang. Mit neun Teams in Reichweite zu den Aufstiegsplätzen (Tabellenneunter Paderborn hat nur fünf Zähler Rückstand auf Platz drei), sieht es auch dieses Jahr nach einem engen Rennen aus.

"Die Jungs träumen natürlich immer von der ersten Liga, das ist auch ihr Anspruch. Da muss man eben zwischen sportlichen, finanziellen und perspektivischen Faktoren abwägen", sagt Wörns.

Hamburg geht bei "Unterschiedsspieler" Alidou leer aus

Finanziell dürfte die Entscheidung dem gebürtigen Hamburger mit togolesischen Wurzeln womöglich leicht gefallen sein. Wie die Bild berichtete, bot Frankfurt Alidou ein Grundgehalt in Höhe von einer Million Euro - etwaige Prämien noch nicht mit eingeschlossen. Bis zuletzt war sogar ein sofortiger Wechsel zu den Hessen im Gespräch. "Das, was uns Frankfurt jetzt angeboten hat, hat uns nicht nervös gemacht", erklärte Sportvorstand Jonas Boldt jedoch am Rande des DFB-Pokal-Achtelfinals gegen den 1. FC Köln am Sport1-Mikrofon.

Die gute Nachricht: Alidou bleibt den Hanseaten im Kampf um den Aufstieg noch erhalten. Dies ist allerdings zugleich die schlechte Nachricht, denn somit verpasst es Hamburg, aus der unbefriedigenden Situation wenigstens noch finanziellen Nutzen zu ziehen.

Dass die Bundesliga noch einmal eine andere Herausforderung wird, weiß auch Wörns. "Man muss sagen - und das nicht falsch verstehen - dass wir zwar in der U20 ein gutes Niveau haben, aber es ist natürlich nicht das Niveau der ersten Liga", betont der frühere BVB-Profi.

Aktuell sei Alidou allerdings noch nicht in bester Verfassung. "Faride hatte durch eine zurückliegende Verletzung immer mal Probleme, in den Rhythmus zu kommen. Dadurch war er konditionell noch nicht so weit, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Aber wurde jetzt daran gearbeitet. Es geht dabei lediglich um Optimierung", führt Wörns aus und fügt an: "Ich traue ihm auf jeden Fall zu, sich in der Bundesliga durchzusetzen. Er bringt unheimlich viel mit und kann der Unterschiedsspieler sein."

Eine Berufung zum nächsten Lehrgang Ende März steht für Wörns ebenso außer Frage. "Aber vielleicht warten auch höhere Aufgaben auf ihn demnächst in der U21", ergänzt er. Und vielleicht hinterlässt Alidou auch dort innerhalb kürzester Zeit bleibenden Eindruck.

Artikel und Videos zum Thema