Handball-EM - DHB-Team in der Einzelkritik: Lichtblick Bam Bam und drei Mal mangelhaft

Felix Götz
26. Januar 201812:31
Patrick Wiencek war bei der EM in Kroatien der beste deutsche Spielergetty
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Die EM in Kroatien ist für die deutsche Nationalmannschaft beendet. Höchste Zeit, einen Blick auf die Leistungen der einzelnen Spieler zu werfen. Wer hat seine Sache ordentlich gemacht? Wer hat die Erwartungen überhaupt nicht erfüllt? SPOX macht die Einzelkritik.

Torhüter

Andreas Wolff: Bekam nach einem starken Auftakt gegen Montenegro im zweiten Spiel gegen Slowenien kein Bein auf den Boden (1 von 13, 8 Prozent). War im ersten Spiel der Hauptrunde gegen Tschechien der Matchwinner, als er nach seiner Hereinnahme zehn Minuten vor Schluss nur noch ein Gegentor kassierte. Unter dem Strich hätte man sich aber von Wolff das eine oder andere herausragende Spiel mehr erhofft. Mit 43 abgewehrten Bällen bei 126 Würfen (34 Prozent) belegt er im Gesamtranking der Torhüter Rang zehn. Note: 3

Silvio Heinevetter: Ordentliches Turnier des Berliners, ohne dabei besonders zu glänzen. Als Wolff gegen Slowenien ganz schwach hielt, brachte Heinevetter zumindest etwas Stabilität. Seinen besten Auftritt hatte er von den Zahlen her wie Wolff gegen Tschechien (12 von 29, 41 Prozent). Insgesamt liegt Heinevetters Quote ebenfalls bei 34 Prozent (26 von 76 abgewehrte Würfe), wobei er mit gut 103 Minuten deutlich weniger Einsatzzeit als Wolff erhielt. Note: 3

Linksaußen

Uwe Gensheimer: Nach einer ordentlichen Vorrunde mit 21 Toren baute Gensheimer rapide ab. In der Hauptrunde ging beim Mann von PSG nicht mehr viel (sechs Tore), er ließ deutlich zu viele leichte Würfe liegen. Schaffte es als Kapitän außerdem im entscheidenden Moment überhaupt nicht, Akzente zu setzen, sondern war zu sehr mit sich selbst beschäftigt. War mit 27 Toren zwar bester deutscher EM-Torschütze, wobei die Gesamtquote von 69 Prozent für einen Außenspieler zu wünschen übrig lässt. Note: 5

Rune Dahmke: Der Kieler wurde für die beiden letzten Spiele gegen Dänemark und Spanien nachnominiert. Schaffte es gegen die Dänen mit einem starken Auftritt (4 von 5), den schwächelnden Gensheimer zu ersetzen. Blieb im entscheidenden Match gegen Spanien in 13 Minuten Einsatzzeit dann allerdings auch wirkungslos und ohne Treffer. Note: 3,5

Rückraum links

Julius Kühn: War nach einem guten Auftaktspiel drei Partien lang völlig von der Rolle, regelrecht verunsichert. Leistete sich in dieser Phase des Turniers viele technische Fehler und traute sich kaum noch, auf das Tor zu werfen. Steigerte sich danach und bot gegen Dänemark und phasenweise auch gegen Spanien ordentliche Spiele. Seine Wurfausbeute: 14 Tore bei 25 Versuchen, 56 Prozent. Note: 4,5

Paul Drux: Bot in der Abwehr eine gute Performance, zeigte im Angriff für einen Mann mit seiner Qualität aber zu wenig. Vor allem seine Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins blitzten zu selten auf. Drux erzielte neun Treffer bei 15 Versuchen, fünf davon im Auftaktspiel gegen Montenegro. Er zog sich im Spiel gegen Dänemark eine schwere Knieverletzung zu und war beim Untergang gegen Spanien nicht mehr mit dabei. Note: 4

Finn Lemke: Dass er nicht von Anfang an dabei war, sorgte für Diskussionen. Der Melsunger wurde nach dem zweiten Spiel gegen Slowenien nachnominiert und erfüllte die Erwartungen größtenteils. Lemke verhalf der deutschen Abwehr im Mittelblock zu Stabilität und unterstützte damit auch die Torhüter. Im letzten Hauptrundenspiel gegen Spanien machte aber auch der 2,10-Meter-Riese nicht immer die glücklichste Figur, als Julen Aguinagalde am Kreis auftrumpfte. Note: 2,5

Rückraum Mitte

Maximilian Janke: Der EM-Debütant war teilweise in der Abwehr solide, aber auch hier längst nicht ohne Fehler. Im Angriff setzte der Leipziger derweil überhaupt keine Akzente und konnte somit seine Nominierung nicht rechtfertigen. Er war der einzige der in der Offensive eingesetzten Spieler, der nicht einen einzigen Treffer beisteuerte (0 von 4). Flog beim Spiel gegen Dänemark für Dahmke aus dem Kader und kehrte nach der Verletzung von Drux zurück. War unter dem Strich auf EM-Niveau zumindest für den Moment überfordert. Note: 5

Steffen Fäth: In der Vorrunde kam Fäth kaum zum Einsatz, machte dann gegen Tschechien mit acht Toren sein einziges richtig gutes Spiel. Auch er strahlte als Spielmacher wenig Sicherheit aus. Fäth kam gegen Spanien trotz Erkältung im zweiten Durchgang zum Einsatz und leistete sich prompt haarsträubende Fehler. Seine Gesamtquote: 13 Tore bei 25 Würfen, 52 Prozent. Note: 4,5

Philipp Weber: Viele Experten hatten ihm den internationalen Durchbruch bei der EM zugetraut. Der gelang dem Spielmacher nicht - aber es war sein erstes großes Turnier überhaupt. Wie bei einigen anderen Akteuren war auch bei Weber die Konstanz ein großes Problem. Auf mutige und gute Szenen folgten vogelwilde Entscheidungen oder ungeschickte Stürmerfouls. Zeigte phasenweise gegen Spanien, was er drauf hat. 14 seiner 27 Würfe und damit 52 Prozent fanden insgesamt ihr Ziel. Note: 4,5

Rückraum rechts

Kai Häfner: Von seiner Unbekümmertheit bei der EM 2016, als er nachnominiert worden war und herausragend spielte, war in Kroatien nichts mehr zu sehen. Nutzte seine Chancen überhaupt nicht, wenn er sie denn bekam. Hübschte seine schwachen Statistiken (11 von 24, 46 Prozent) erst in der zweiten Halbzeit gegen Spanien ein wenig auf, als längst alles verloren war. Häfner blieb unter dem Strich weit unter seinen Möglichkeiten. Note: 5

Steffen Weinhold: Rackerte in der Abwehr aufopferungsvoll und gut und war im Angriff alles in allem der stabilste Rückraumspieler (19 von 29, 66 Prozent). Weinhold war mit drei Stunden und 54 Minuten nach Gensheimer der DHB-Akteur mit der meisten Einsatzzeit. Gegen Dänemark nicht fehlerfrei, tauchte auch der Kieler gegen Spanien ab. Note: 3

Rechtsaußen

Patrick Groetzki: Sorgte wie Dahmke mit einer spektakulären Abwehraktion für Aufsehen, versuchte Emotionen in die Mannschaft zu tragen und bot gegen Slowenien ein starkes Spiel. In der Abwehr solide, war Groetzki im Angriff insgesamt wenig eingebunden und kam auf mäßige acht Treffer bei 12 Abschlüssen. Note: 3,5

Tobias Reichmann: Bewies gegen Slowenien gute Nerven und versenkte nach dem Videobeweis-Drama den Siebenmeter zum Punktgewinn. Blieb ansonsten allerdings sehr unauffällig und hatte wie Groetzki das Problem, dass die Außenspieler nicht gut eingebunden wurden. Elf seiner 15 Würfe und damit 73 Prozent fanden ihr Ziel. Note: 4

Kreis

Jannik Kohlbacher: Lediglich Roscheck und Dahmke kamen weniger zum Einsatz als Kohlbacher. Der Kreisläufer stand lediglich knapp 57 Minuten auf der Platte. Wenn er denn mal zum Einsatz kam, erledigte er seine Aufgabe wenigstens okay. Traf sieben von zehn Würfen. Note: 3,5

Bastian Roscheck: Warum er anstatt Lemke zunächst im Kader stand, blieb ein Rätsel. Machte seine Sache gegen Montenegro solide. Gegen Slowenien zeigte sich aber, dass der Abwehrspezialist mit hochklassigen Spielern wie Miha Zarabec überfordert ist. Wurde mehrmals vom wendigen Spielmacher vernascht. Flog nach dieser Partie aus dem Kader. Note: 4,5

Patrick Wiencek: Bam Bam war ein Lichtblick in der deutschen Mannschaft. Der Kieler zeigte wie immer Kämpferherz, agierte in der Abwehr bärenstark und teilweise sogar besser als Lemke. Leistete sich auch im Angriff wenige Fehler, traf 80 Prozent seiner Würfe (12 von 15) und war damit der DHB-Spieler mit der besten Quote. Besonders gefielen seine Auftritte in der Offensive gegen Mazedonien und Dänemark. Note: 2

Hendrik Pekeler: War in der Abwehr solide, aber im Vergleich zu Lemke und Wiencek der schwächste der drei Spieler, die hauptsächlich im Mittelblock eingesetzt wurden. Dass das Spiel über den Kreis im Angriff das ganze Turnier über mau funktionierte, machte sich auch bei Pekeler bemerkbar. Er erzielte nie mehr als zwei Buden und insgesamt sechs bei zehn Versuchen. Note: 3