Sein Fokus richtet sich nun aber bereits auf die Qualifikation für Olympia. Für Prokop steht die Bewertung dieser EM im Detail an. Drei Spieler sind ihm dabei besonders positiv aufgefallen.
Christian Prokop, Ihre Mannschaft hat die EM als Fünfter beendet. Wie zufrieden sind Sie?
Christian Prokop: "Ich bin zufrieden. Wir müssen unsere Leistung realistisch einordnen. Wenn man sieht, dass wir sehr viele Absagen vor dem Turnier und sehr wenig gemeinsame Zeit hatten, hat die Mannschaft eine tolle Entwicklung nachgewiesen. Sicherlich mit einem brutalen Rückschlag gegen Kroatien. Wir haben es danach oft thematisiert: Wie steht eine Mannschaft danach auf? Wie präsentiert sie sich? Wir haben danach noch alle Spiele gewonnen, auch gegen Portugal, eine Mannschaft, die Favoriten rausgehauen hat."
Christian Prokop: "Innenleben im Team ist hervorragend"
Wie beurteilen Sie die Moral Ihrer Mannschaft?
Prokop: "Dass die Moral stimmt, wusste ich ab der Hauptrunde. Wir haben in der Vorrunde sicherlich auch mit Einspielzeit und Nervosität zu kämpfen gehabt. Viele Favoriten sind gescheitert, weil der neue Modus nicht ganz einfach ist. Aber danach habe ich eine tolle moralische Leistung meiner Mannschaft in jedem Spiel gesehen. Ich habe immer betont, dass das Innenleben im Team hervorragend ist. Wir sind sehr froh, dass wir das Turnier mit einem Erfolgserlebnis beenden. Das ist sehr wichtig."
Sie haben alle Spiele gewonnen - außer gegen die Finalisten Spanien und Kroatien. Wertet das die Leistung auf?
Prokop: "Das ist für uns egal. Für uns ist wichtig, was wir für Erkenntnisse daraus nehmen. In zweieinhalb Monaten haben wir ein wichtiges Turnier vor der Brust. Da ist es entscheidend, das Turnier auszuwerten und daraus Arbeitsaufträge an die Spieler, die Klubs und an mich herauszugeben, sodass wir in zweieinhalb Monaten bereit sind für absolute K.o.-Spiele. Da geht es nicht um Platz fünf. Da geht es nur um hopp oder top."
DHB-Team: Alle Ergebnisse bei der Handball-EM
Runde | Gegner | Ergebnis |
Gruppenphase | Niederlande | 34:23 |
Gruppenphase | Spanien | 26:33 |
Gruppenphase | Lettland | 28:27 |
Hauptrunde | Weißrussland | 31:23 |
Hauptrunde | Kroatien | 24:25 |
Hauptrunde | Österreich | 34:22 |
Hauptrunde | Tschechien | 26:22 |
Spiel um Platz 5 | Portugal | 29:27 |
Christian Prokop: "Es gibt individuelle Defizite"
Im Olympia-Qualifikationsturnier im April geht es gegen Schweden und Slowenien, dazu kommt mit großer Wahrscheinlichkeit Algerien. Wie schwer wird das Turnier?
Prokop: "Wir haben nur eine geringe Einspielzeit, eine Woche in Magdeburg mit dem Spiel gegen die Niederlande. Das ist nicht der gleiche Maßstab wie bei einer EM. Deswegen haben wir hier alles bis zum Ende investiert. Dafür sind wir jetzt erst einmal gut gewappnet. Aber es gibt individuelle Defizite. Die werden wir intern ansprechen, und die müssen entwickelt und verbessert werden, sodass wir in Stresssituationen besser gerüstet sind. Das betrifft vor allem unser Rückraumspiel. Dort sieht man gegenüber den Medaillen-Kandidaten einfach das größte Potenzial, das wir noch nicht ausgeschöpft haben. Das wird vor allen Dingen die Arbeit der Vereinstrainer, der Spieler und von mir sein."
Wer waren aus Ihrer Sicht in Ihrer Mannschaft die Gewinner dieser Europameisterschaft?
Prokop: "Das ganze Team hat eine tolle Leistung gebracht. Jeder hat dreieinhalb Wochen sehr hart gearbeitet und alles eingezahlt, damit die Mannschaft erfolgreich ist. Natürlich sind Leute wie Timo Kastening aufgefallen, der eine sehr freche, konstant gute Verteidigungsleistung bei der EM gebracht hat. Philipp Weber hat auch eine sehr interessante EM gespielt. Es wird jetzt interessant werden, wie er das weiter macht diese zwei Monate. Er spielt in Leipzig ab und zu auf Mitte, aber auch ab und zu auf links. Das muss man weiter beobachten. Auch ein Johannes Bitter ist natürlich positiv zu erwähnen. Das hat mir schon sehr gefallen."
Prokop: "Nebengeräusche haben mich zu sehr beschäftigt"
Inwiefern ist der versöhnliche Abschluss wichtig, dass es in der Vorbereitung auf das Olympia-Quali-Turnier keine Störgeräusche gibt?
Prokop: "Die Nebengeräusche haben mich 50 Stunden zu sehr beschäftigt. Das hat einfach keinen Platz bei so einer Europameisterschaft im internen Kreis. Ich bin dafür da, der Mannschaft Hilfen zu geben und sie zu unterstützen, auch mit einer positiven Aura vieles vorzuleben. Deshalb habe ich Mechanismen entwickelt, dass es mich nicht aus der Bahn wirft. Trotzdem ist es schade, dass man sich so lange mit so einem Thema auseinandersetzen muss, aber für uns ist entscheidend, wie der innere Kreis denkt. Hier hat jeder richtig eingezahlt, das hat man in den schwierigen Phasen gemerkt, sodass ich mit der EM zufrieden bin, aber gleichzeitig Dinge sehe, wo wir ansetzen müssen."
Für die Spieler geht es in der Liga direkt weiter, können Sie ein wenig verschnaufen?
Prokop: "Es geht jetzt relativ zügig weiter. Es steht die Auswertung an, das ist ganz wichtig, vor allem für die Rückraumspieler. Dann irgendwann geht's noch einmal in den Skiurlaub."