Mit dem Bruder eines ManUnited-Superstars und Ben Mangas Genie: Wie der FC Schalke 04 am Aufstieg in die Bundesliga arbeitet

Von Constantin Eckner
Ben Manga
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Millionen-Transfers sind auf Schalke in diesen Tagen allenfalls punktuell möglich, entsprechend mussten die Königsblauen beim Aufbau des Kaders für die neue Saison sehr kreativ sein. Kaderplaner Ben Manga wird vielfach für die Verpflichtungen gelobt. Kann Schalke bereits um den Aufstieg mitspielen?

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In der 2. Bundesliga tummeln sich immer mehr Traditionsklubs, die schleunigst wieder ins Oberhaus des deutschen Fußballs zurückkehren möchten. Die Aufstiegsränge reichen jedoch nicht für alle. So gibt es ein munteres Wettrüsten, wenn man die durch eine Transfersperre gehandicapten Kölner ein Stück weit ausklammert.

Ins zweite Zweitligajahr in Folge geht unterdessen der FC Schalke 04, der nach einer turbulenten Vorsaison wieder oben angreifen möchte.

Der Fanzuspruch rund um die Königsblauen ist ungebrochen. Rund 50.000 Fans strömten zur Saisoneröffnung aufs Vereinsgelände und auch bei den regulären Trainings unter der Woche waren zuletzt hunderte Anhänger zu Gast. Am Samstag beginnt die Saison für das Team von Karel Geraerts gegen Eintracht Braunschweig.

Dabei kann der Belgier auf einen erneuerten Kader blicken. In den Lokalmedien wird deshalb die Arbeit von Ben Manga gelobt. Der vormalige Kaderplaner von Eintracht Frankfurt und Watford steht ebenso wie Geraerts vor der wohl bislang schwersten Aufgabe seiner Laufbahn.

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Manga muss bekanntlich mit überschaubaren finanziellen Ressourcen auskommen. Zudem hat Schalke mit Assan Ouédraogo (für 10 Mio. Euro zu RB Leipzig) und Keke Topp (für 2 Mio. Euro zu Werder Bremen) zwei große Talente verloren. Simon Terodde beendete darüber hinaus seine Karriere, weshalb besonders in der Offensive ein gutes Stück Aufbauarbeit notwendig war.

Dafür wurden Mittelstürmer Emil Højlund, 19-jähriger Bruder von Manchester-United-Stürmer Rasmus, und Flügelangreifer Moussa Sylla geholt. Zudem verpflichtete Schalke quasi im Gegenzug zum Abgang von Ouédraogo den vormaligen U19-Bundesliga-Spielmacher Aris Bayindir von RB Leipzig. Mit einer Ablöse in Höhe von 2,5 Millionen Euro ist Sylla klar der Königstransfer des Schalker Sommers.

Durchschnittsalter von 22 bei den Neuen

Als Ergänzung für die Defensive holte der gut vernetzte Manga, der fließend englisch, italienisch, spanisch und französisch spricht, unter anderem vor wenigen Wochen den Argentinier Felipe Sánchez von Gimnasia y Esgrima La Plata. "Mein Scouting-Team und ich kennen ihn schon seit drei Jahren, haben seinen Weg seither genauestens verfolgt und immer wieder Kontakt gehabt", kommentierte Manga die Verpflichtung des 20-Jährigen und ergänzte: "Wichtig ist, dass wir Felipe ein wenig Zeit geben. Ich bin kein Fan davon, Druck auf junge Spieler auszuüben."

Dieser Satz könnte für die meisten Neuzugänge der Schalker gelten. Denn deren Durchschnittsalter liegt bei 22,1 Jahren. Für den einen oder anderen - wie beispielsweise Højlund und Sánchez - sind es die ersten Erfahrungen in der 2. Bundesliga und generell in Deutschland. Manga hat etwa mit Blick auf den argentinischen Verteidiger auch zu bedenken gegeben, dass der Spielstil hierzulande ein anderer als in dessen Heimat sei.

Selbst wenn Geraerts fortan einen offensiven Fußball spielen möchte, der sich vielleicht sogar im besten Fall von der Mehrheit des Zweitligafeldes abhebt, so verspricht das noch nicht die notwendige Konstanz, um langfristig auf einem Aufstiegsplatz zu stehen.

Der Hamburger SV kann mittlerweile ganze Buchbände mit Geschichten über leistungstechnische Wellenbewegungen während einer Zweitligasaison füllen. Hinzu kommt auf Schalke natürlich die immerzu schwankende Stimmungslage, sollte es mal nicht laufen.

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FC Schalke 04: Viele Talente und Sylla

Was die Transfers selbst betrifft, sollte man Manga und damit auch Sportdirektor Marc Wilmots auf keinen Fall kritisieren. Die großen Millioneninvestments sind nicht möglich und zudem weiß keiner so ganz genau, wohin die Reise der Königsblauen geht. Dass unter diesen Umständen nahezu keine prominenten Transfers möglich sind, wie sie etwa Hertha BSC getätigt hat, ist verständlich.

Stattdessen wurden Talente und mit Sylla auch ein erprobter Außenbahndribbler aus der Ligue 2 unter Vertrag genommen. Der 24-Jährige hinterließ in den Vorbereitungsspielen einen durchweg guten Eindruck und könnte mit seiner Torgefährlichkeit ein wichtiger Faktor im Aufstiegskampf werden.

Ob in dieser Hinsicht auch die Torjägerkanone möglich ist? Sonderlich schön findet Sylla die Trophäe nicht, würde sie sich aber dennoch gerne ins Regal stellen. "Nein, die habe ich zuvor noch nie gesehen und kannte ich nicht", sagte er im Gespräch mit der Bild. "Offen gesagt, sieht sie auch nicht wirklich hübsch und gut aus. Aber am Ende des Tages ist es ein Pokal, eine Auszeichnung. Wie jeder Spieler würde ich die Torjäger-Kanone schon gerne mitnehmen und ins Wohnzimmer stellen."

Wie groß unterdessen die Durchlässigkeit von der Knappenschmiede nach oben sein wird, ist vor dem Saisonstart schwer zu beurteilen. Der eine oder andere wie Max Grüger und Tristan Osmani wurde hochgezogen, aus der letztjährigen Regionalliga-Mannschaft unterdessen keiner - mit Emmanuel Gyamfi geht ein verheißungsvolles Talent via Leihe zu Venlo. Olympia-Fahrer Ibrahima Cissé erhielt schon vor dem Sommer Einsätze in der 2. Bundesliga.

Bei allem Lob für Mangas Kaderplanung ist wichtiger als alles andere ein reibungsloser Saisonstart mit einer akzeptablen Punktausbeute. Andernfalls greifen wohl wieder die Mechanismen des Schalker Fußballwesens.

2. Bundesliga: Die 18 Mannschaften für die Saison 2024/25

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