Der ideale Kroos-Nachfolger steht schon bereit: Julian Nagelsmanns Herausforderungen nach Deutschlands EM-Aus

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Nach drei enttäuschenden Turnieren war die Heim-EM aus deutscher Sicht ein Erfolg - daran ändert auch das bittere Aus gegen Spanien nichts. Die älteste Mannschaft des Turniers ist ein gutes Fundament für die WM 2026. Es warten aber auch Herausforderungen auf Bundestrainer Julian Nagelsmann. Ein Kommentar.

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Die Bilder ähnelten sich: Wie in Al-Khor vor eineinhalb Jahren kämpfte Joshua Kimmich auch in Stuttgart mit den Tränen. Grenzenlose Trauer herrschte nach dem Turnier-Aus in beiden Fällen, ansonsten war seine Gefühlslage aber grundverschieden. "Damals hatten wir es nicht verdient. Da waren wir nicht gut genug, da waren wir keine Mannschaft", sagte Kimmich nun. "Das war diesmal ganz anders."

Nach drei äußerst enttäuschenden Turnieren samt Tiefpunkt bei der WM 2022 in Katar und den trostlosen Pleiten gegen Österreich und die Türkei im vergangenen Herbst hat die deutsche Nationalmannschaft ihre finsteren Jahre hinter sich gelassen. Mit leidenschaftlichen und sportlich weitestgehend überzeugenden Auftritten gewann sie bei der Heim-EM die Herzen der Fans zurück und sorgte wieder für Euphorie im Land. Auch der DFB als Verband gab ein gutes Bild ab. Um die Mannschaft herrschte Ruhe, politische Eigentore blieben aus.

Das reicht, damit diese Heim-EM im einst titelverwöhnten Deutschland als Erfolg durchgeht - trotz des so bitteren Viertelfinal-Aus gegen Spanien.

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DFB-Team: Julian Nagelsmann sollte dem EM-Gesicht weiterhin vertrauen

Wie schon in den vorherigen Spielen kämpfte das DFB-Team auch gegen die wohl beste Mannschaft des Turniers aufopferungsvoll. Nach einer enttäuschenden ersten Halbzeit präsentierte sich Deutschland spielerisch phasenweise auf Augenhöhe mit Spanien und scheiterte letztlich äußerst unglücklich. Unglücklich wegen des Gegentores kurz vor Ende der Verlängerung. Unglücklich wegen zahlreicher nicht genutzter Torchancen. Unglücklich wegen der strittigen Schiedsrichter-Entscheidung beim nicht gegebenen Hand-Elfmeter.

Angetrieben wurde das DFB-Team von einer besonderen Stimmung in Stuttgart. Die deutschen Fans unterstützten ihre Mannschaft lautstark, selbst als das Spiel kurz vor Ende der regulären Spielzeit schon verloren schien. Bei diesem Turnier ist eine lange nicht mehr dagewesene Einheit zwischen Fans, Spielern und Trainer entstanden. Auf diesem Fundament lässt sich für die Zukunft und vor allem die WM 2026 in Nordamerika aufbauen.

Mit seinen mutigen Kader-Entscheidungen und klaren Rollenverteilungen hat Nagelsmann der Nationalmannschaft ein wiedererkennbares Gesicht verliehen. Ein Gesicht, mit dem sich die deutschen Fans dank der Auftritte bei dieser EM identifizieren können. Nach Jahren der diffusen Berufungen ist das eine große Errungenschaft. Soweit möglich sollte der Bundestrainer diesem EM-Gesicht weiterhin vertrauen und an der personellen sowie taktischen Grundstruktur keine allzu gravierenden Eingriffe vornehmen. Ja, Deutschland stellte zwar die älteste Mannschaft der EM. Zukunft hat sie aber dennoch.

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DFB-Team: Der ideale Nachfolger für Toni Kroos steht schon parat

Fix ist bisher nur der finale Rücktritt von Toni Kroos, der mit seinem überraschenden Comeback ungeahnte Sympathien geweckt und sich selbst einen würdigen DFB-Abschied bereitet hat. Vermutlich war es auch das letzte Turnier von Thomas Müller, der sportlich ohnehin keine allzu relevante Rolle mehr spielte. Und vielleicht auch von Manuel Neuer, für den es mit Marc-André ter Stegen einen perfekten Ersatz gibt. Alle anderen Spieler aus der erweiterten Startelf dürften mindestens noch 2026 einsatzbereit sein.

Kroos' Erbe zu regeln, wird Nagelsmanns größte Herausforderung bis zur WM. Sofern er wider Erwarten nicht auch seine Karriere in der Nationalmannschaft beendet, hat der Bundestrainer mit Ilkay Gündogan den idealen Kroos-Nachfolger aber sogar schon parat. Dem 33-jährigen Kapitän ist die Chefstrategen-Position neben einem Abräumer wie Robert Andrich allemal zuzutrauen - bei der WM ist er nur ein Jahr älter als Kroos bei dieser EM. Sollte Gündogan nach hinten rücken, wäre in der offensiven Dreierreihe theoretisch Platz für Jamal Musiala, Florian Wirtz und Leroy Sané.

Generell verfügt Deutschland zudem über einige vielversprechende Spieler, die sich berechtigte Hoffnungen auf künftige Länderspieleinsätze machen dürfen. Aleksandar Pavlovic, der sogar im EM-Kader stand, seine Teilnahme aber krankheitsbedingt absagen musste. Brajan Gruda und Rocco Reitz, die beim Vorbereitungs-Trainingslager überzeugten. Oder die sogar noch jüngeren Top-Talente Nelson Weiper (Mainz) und Assan Ouédraogo (Leipzig).

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DFB-Team: Wie arrangiert sich Nagelsmann mit dem Bundestrainer-Posten?

Herausfordernd wird für Nagelsmann nicht nur die behutsame Weiterentwicklung der Mannschaft, ohne das erschaffene Gesicht übertrieben zu verändern. Sondern auch, wie er sich künftig mit dem Bundestrainer-Posten arrangiert. Nagelsmanns bisherige Amtszeit stand ganz im Zeichen der Heim-EM. Nun werden die Nationalmannschaft und somit auch er persönlich in der öffentlichen Wahrnehmung erstmal in den Hintergrund rücken.

Joachim Löw genoss diesen Turnier-Rhythmus, er wirkte stets wie der geborene Bundestrainer. Hansi Flick auch, mit dem kleinen Unterschied, dass er keinen Erfolg hatte. Wie wird das beim erst 36-jährigen Nagelsmann? Vermisst er die alltägliche Trainingsarbeit, die vielen Spiele, den medialen Fokus? Wie sehr stört ihn der zwangsläufige Leerlauf des Bundestrainer-Jobs?

All die Aspekte packte Nagelsmann bei der Pressekonferenz nach dem Spanien-Spiel gepaart mit einer ordentlichen Prise Selbstvertrauen in einen ganz wunderbaren Satz: "Dass man zwei Jahre warten muss, bis man Weltmeister wird, tut weh." Aber immerhin wäre die Titeldürre 2026 dann vorbei.