Axel Schuster im Interview: "Ein ausgelaugter Tuchel war besser als jeder andere Trainer"

Nino Duit
15. Juni 202308:01
"Wir wollen ihn unbedingt als Ehrengast zu einem Spiel ins Stadion holen": Axel Schuster hofft auf einen Besuch von Alphonso Davies in Vancouver.getty
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Nach vielen Jahren beim 1. FSV Mainz 05 und beim FC Schalke 04 fungiert Axel Schuster mittlerweile als Geschäftsführer des MLS-Klubs Vancouver Whitecaps. Im Interview mit SPOX und GOAL spricht der 51-Jährige über seine Tätigkeit in Kanada, seine Zeit mit Thomas Tuchel und Schalkes Besonderheiten.

Schuster erzählt von Alphonso Davies' angenehmem Umfeld und warum die Leihe von Hasan Salihamidzics Sohn Nick nach Vancouver gescheitert ist. Außerdem erinnert er sich an eine Bergbesteigung mit Tuchel und ein Treffen mit Schalkes Ultras.

Wie Schuster einst vom Jura-Studenten zu Christian Heidels Schattenmann in Mainz wurde, berichtete er bereits vor einigen Jahren in seinem ersten Interview mit SPOX und GOAL.

Herr Schuster, Sie arbeiten seit Ende 2019 für den kanadischen MLS-Klub Vancouver Whitecaps. Wie kam das Engagement zustande?

Axel Schuster: Ziemlich zufällig. Eine Headhunting-Firma aus London hat mich damals wegen eines Postens als Sportdirektor bei einem Premier-League-Klub kontaktiert. Im ersten Gespräch hieß es, dass es generelles Interesse gäbe. Vor einer finalen Entscheidung sollte aber noch abgewartet werden, wie es mit dem Trainer weitergeht. Für mich war das in Ordnung. Dann kam der Headhunter aber mit einem möglichen Job bei den Vancouver Whitecaps auf mich zu.

Und Sie hatten direkt Interesse?

Schuster: In London haben Sondierungsgespräche mit 25 Kandidaten stattgefunden. Ich habe einfach mal mitgemacht und es in die zweite Runde vor Ort in Vancouver geschafft. Da war ich noch nie in meinem Leben, die Stadt wollte ich mir gerne mal anschauen. Dann war ich plötzlich unter den letzten drei Kandidaten. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich nicht mehr rumspielen. Da musste ich mit meiner Frau besprechen, ob ich das wirklich machen will - und ich wollte.

Dann kam die Corona-Pandemie.

Schuster: Ja,drei Monate später ging Corona los. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht. Meine Familie ist in Deutschland geblieben. Neun Monate lang war ich von ihr getrennt. Das war eine schwierige, aber auch aufregende Zeit.

Axel Schuster: Seine Karriere-Stationen

ZeitraumKlubFunktion
1992 bis 2016FSV Mainz 05Teammanager
2016 bis 2019FC Schalke 04Sportdirektor
seit 2019Vancouver WhitecapsSportdirektor und Geschäftsführer

Wie zufrieden sind Sie mit den bisherigen dreieinhalb Jahren in Vancouver?

Schuster: Im Vergleich zu dem, was der Verein vorher erreicht hat, waren wir relativ erfolgreich. Wir haben die Playoffs erreicht und zweimal die kanadische Meisterschaft gewonnen. Das ist so etwas wie der DFB-Pokal Kanadas, weil die Klubs in verschiedenen Ligen spielen.

Welchen Eindruck haben Sie von der MLS?

Schuster: Zuvor war ich wie viele Europäer ignorant. Leute urteilen über die MLS, ohne irgendetwas über die Liga zu wissen. Jeder, der sich näher mit der MLS beschäftigt, ist von ihrer finanziellen Kraft und sportlichen Attraktivität überrascht.

Wie stehen Sie zum Playoff-System? Wäre das auch was für die Bundesliga?

Schuster: In einer Liga ohne Absteiger wie der MLS ist das unabdingbar. Ansonsten würden am Ende der Saison viele Spiele jeglichen Reiz verlieren. Die Attraktivität der Relegation zeigt, dass solche K.-o.-Spiele in Deutschland Interesse hervorrufen. Ich bin mir sicher, dass auch Playoffs gut angenommen werden würden. Die Frage ist, ob das wirklich fair wäre.

Hatten Sie seit Ihrem Wechsel nach Kanada Angebote aus Europa?

Schuster: Es gab Anfragen aus der 2. Bundesliga, Dänemark und den Niederlanden. Aber das habe ich alles abgeblockt. Ich fühle mich in Vancouver sehr wohl. Vor ein paar Monaten habe ich für vier Jahre verlängert. Der kanadische Fußball ist so erfolgreich wie nie zuvor. Bei der WM 2026 werden Spiele in Vancouver ausgetragen. Da will ich dabei sein.

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