"Herr der Heber" kapituliert - langjähriger IWF-Präsident Ajan tritt zurück

SID
Tamas Ajan ist nicht länger Präsident des Gewichtheber-Weltverbandes.
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Der umstrittene Langzeit-Präsident des Gewichtheber-Weltverbandes IWF, Tamas Ajan, ist nach schweren Vorwürfen der Doping-Vertuschung und Untreue zurückgetreten. Aufgedeckt hatte den Fall die ARD-Dopingredaktion in der Dokumentation "Geheimsache Doping - Der Herr der Heber".

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"Die IWF dankt Tamas Ajan für mehr als vier Jahrzehnte im Dienste des Gewichthebens", sagte IWF-Interimspräsidentin Ursula Papandrea in einer Erklärung auf der IWF-Website am Mittwoch. Papandrea hatte dem 81 Jahre alten Ajan erst am Wochenende vorgeworfen, unerlaubt Amtsgeschäfte geführt und sie massiv bedroht zu haben.

Mehr noch: Ajan soll seiner Nachfolgerin Papandrea gedroht haben, sie verhaften zu lassen. "Mir wurde gesagt, ich sei niemand und er der Präsident. Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll. Ich habe Angst, dass er jemanden zu meinem Hotel schickt", lautet ein Eintrag der Amerikanerin in der WhatsApp-Gruppe der Exekutivmitglieder. Der Chatverlauf liegt der ARD-Dopingredaktion vor.

Anfang Januar hatte die ARD einen Bericht ausgestrahlt, in dem schwere Vorwürfe gegen Ajan erhoben wurden. Der seit 1976 bei der IWF tätige Funktionär, seit dem Jahr 2000 ihr Präsident, wurde daraufhin im eigenen Verband für 90 Tage suspendiert. Er soll ein System der Doping-Vertuschung und Korruption aufgebaut haben. Durch den Film wurde die Debatte um das Olympia-Aus der durch zahllose Doping-Fälle ohnehin schon angezählten Sportart wiederbelebt.

Nach Ausstrahlung der Dokumentation hatten mehrere frühere Spitzenfunktionäre den Vorwurf millionenschwerer Unterschlagung gegen die IWF und Ajan erhärtet. So ist der Verbleib von mindestens 5,5 Millionen Dollar aus Zahlungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) an den Weltverband ungeklärt.

Der IWF-Vorstand teilte am Mittwoch weiter mit, dass derzeit eine unabhängige Untersuchung von Professor Richard McLaren läuft, in der die aufgestellten Behauptungen der ARD und damit zusammenhängende Fragen untersucht würden.

"Ich habe das Bestmögliche in meinem Leben für unseren geliebten Sport gegeben", beteuerte Ajan am Mittwoch erneut. Ironischerweise lobte Papandrea den Ungarn "vor allem für seine Arbeit in den letzten Jahren, in denen er sich für ein Anti-Doping-Programm eingesetzt hat, das den Standards des IOC und der WADA entspricht".