Zum Schluss soll es noch einmal krachen, mitreißen - und unheimlich dramatisch werden. Wenn diese episch lange Rugby-WM in Frankreich mit dem Traumfinale zwischen Südafrika und den All Blacks aus Neuseeland ihren Höhepunkt findet, wird es im Pariser Stade de France um mehr als nur diesen einen Titel gehen.
"Es wird geil, Mann", sagte Neuseelands Kapitän Sam Cane vor dem Gigantenduell am Samstagabend (21.00 Uhr/ProSieben Maxx und ran.de): "Das Team kann es kaum erwarten."
Denn eine größere Rivalität als die der beiden Großmächte gibt es in der Rugby-Welt nicht, auch Südafrikas Ikone John Smit fasste das in Worte. "Du debütierst zweimal für die Springboks", sagte der Weltmeister von 2007: "Dein erstes Debüt ist das erste Spiel für Südafrika. Dein zweites ist die erste Partie gegen die All Blacks."
Zusätzliche Brisanz birgt der Fakt, dass der Sieger zum alleinigen Rekordweltmeister aufsteigt: Beide Nationen gewannen die seit 1987 ausgetragene WM dreimal.
Die über 80.000 Zuschauer im ausverkauften Stade de France und Millionen Menschen vor den Bildschirmen erwartet auch deshalb ein erbitterter Kampf um den vergoldeten Webb Ellis Cup. Dieses Finale sei "das, wovon man träumt", sagte Südafrikas Kapitän Siya Kolisi.
Neuseeland vs. Südafrika: Duelle für die Ewigkeit
Einen Favoriten auszumachen, ist dabei nahezu unmöglich. Zwar fügten die extrem physischen Südafrikaner den spielfreudigen All Blacks im letzten Aufeinandertreffen kurz vor dem Turnier die höchste Niederlage ihrer Geschichte (7:35) zu.
Nur einen Monat zuvor hatte Neuseeland den Erzrivalen aber auch deutlich geschlagen (35:20). Die Bilanz aus 102 Jahren und 105 Partien spricht allerdings recht deutlich für die "Götter in Schwarz" (62 Siege, 4 Remis, 39 Niederlagen).
Einige dieser Duelle blieben für die Ewigkeit. Als die Neuseeländer 1976 für eine Länderspielserie trotz des herrschenden Apartheid-Regimes nach Südafrika reisten, forderten viele afrikanische Länder das Internationale Olympische Komitee (IOC) auf, Neuseeland von Olympia in Montreal auszuschließen. Das IOC gab nicht nach, 16 Staaten aus Afrika boykottierten daraufhin die Spiele.
Erinnerungen an Nelson Mandela werden wach
Vier Jahre nach dem Ende der Apartheid 1991 fand die Rugby-WM in Südafrika statt. Es war ein historischer Moment, traten die Springboks doch erstmals mit weißen und schwarzen Spielern an. Das Turnier sollte das zerrüttete Land einen. Und das gelang. Die Gastgeber gewannen in einem hochdramatischen Endspiel gegen Neuseeland mit 15:12 nach Verlängerung.
Die Bilder, wie Präsident Nelson Mandela im grün-gelben Trikot dem blonden Kapitän Francois Pienaar gratulierte, gingen um die Welt. "Als der Abpfiff ertönte, veränderte sich das Land für immer", sagte Pienaar damals nach dem großen Duell in Johannesburg.
Ähnlich dramatisch, wenn auch weniger politisch, dürfte es auch diesmal zugehen. Es werden Kleinigkeiten entscheiden. Und da lohnt sich ein Blick in den Wetterbericht: Für Samstagabend ist in Paris Regen vorhergesagt, dazu Windböen. Die Bedingungen deuten also eher auf eine Schlammschlacht hin. Und das würde für Südafrika sprechen.