Mehr Balance, mehr Varianten

Von Max Marbeiter
Anton Gavel (l.) soll in dieser Saison häufiger als gewohnt das Playmaking übernehmen
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Die Defense

Svetislav Pesic predigt aggressive Defense. Der Gegner soll möglichst schnell zum Ballverlust gezwungen werden, um selbst ins Laufen zu kommen und am Ende einfache Punkte in Transition zu erzielen. Abwartende Zonen-Defense passt da häufig nicht ins Konzept. Entsprechend gefordert sind Guards. Auch Neuzugang Micic, der beim Auftakt gegen den MBC allerdings noch ein wenig überhastet wirkte, sich weit abseits des eigenen Korbs zwei schnelle Fouls einhandelte.

Coach Pesic nahm seinen Point Guard daraufhin schnell vom Feld, was Micic allerdings keinesfalls verärgerte: "Das war keine allzu kluge Aktion von mir", gestand er nach dem Spiel. "Ich habe einige Fehler gemacht, aber ich weiß welche und kenne meine Schwächen, an denen werde ich gemeinsam mit dem Coach arbeiten."

Wann immer man mit Micic spricht, er signalisiert Lernbereitschaft. Eine Eigenschaft, die ihm zugutekommen dürfte. Schließlich ist die Art der Münchner Defense, das ständige unter Druck setzen des Gegners, etwas Neues. "Vasa kennt das aus seinem alten Verein vielleicht nicht, bei uns muss er sich da allerdings nach Coach Pesic richten", sagt auch Emir Mutapcic und zieht direkt eine Parallele zu Micic' Vorgänger. "Delaney spielte bei Budivelnik ebenfalls anders. Deshalb war es für ihn zu Beginn auch nicht einfach, sich in unsere druckvolle Defense zu integrieren. Aber er hat dazugelernt und es am Ende sehr gut gemacht. Bei Micic ist das genauso."

Der Serbe steht also vor einer Herausforderung - auch, wenn der schnelle Ballgewinn nicht gelingt und der Gegner ins Setplay geht. Denn am Block hängen bleiben und einfach den Big Man aufnehmen ist bei den Bayern nur selten eine Option. Wo es nur geht, nehmen Münchens Große beim Pick-and-Roll den gegnerischen Point Guard auf, bis der Mitspieler um den Block herumgekommen ist und sich wieder seinem Pendant widmen kann. Der Passweg auf den abrollenden Big Man des Gegner wird dabei bestmöglich zugestellt, um den freien Zug zum Korb zu verhindern. Kurz: Der FC Bayern switcht nicht. Fast nicht.

"Generell sind wir kein Mannschaft, die beim Pick-and-Roll viel switcht", erklärt Mutapcic die Philosophie des Meisters. "Das ist nicht unsere Idee. Genauso, wie wir eine Balance in der Offense anstreben, wollen wir sie auch in der Defense halten. Deshalb ist es wichtig, dass jeder einzelne seinen Mann kontrollieren kann. Der Switch passt da auch nicht dazu, da wir so häufig in Situationen kämen, in denen wir dem Gegner ein Mismatch anbieten. Das würde die Balance gefährden."

Grundsätzlich sei das Spiel aber schneller geworden, weshalb es mittlerweile verschiedene Ansätze gäbe. "Das Switchen beim Pick-and-Roll ist einer davon. Für uns allerdings nicht. Jeder soll seine Position halten."

Es ist eine Vorgabe, die es im Großteil der Fälle umzusetzen gilt. Stur daran festhalten, egal was kommt, wäre jedoch sicherlich der falsche Ansatz. So sehen es auch die Bayern. "Natürlich wollen wir unsere Idee durchbringen und bestmöglich ausführen" sagt Mutapcic. "Allerdings wissen wir auch, dass Basketball ein dynamischer Sport ist. Jeder Pass, jede Bewegung ohne Ball, schafft eine neue Situation. Da kommt man natürlich nicht umhin, zu rotieren und hin und wieder auch zu switchen. Grundsätzlich wollen wir aber die physische und positionelle Balance halten."

Dass die Münchner durch die Abgänge von Deon Thompson und Chevon Troutman auf den großen Positionen etwas an Athletik eingebüßt haben, schafft da auf den ersten Blick ein wenig Probleme. Schließlich gesteht sogar Dusko Savanovic selbst, nicht der größte Athlet zu sein. Speziell Thompsons Explosivität könnte in der einen oder anderen Situation abgehen.

Was der Meister an Athletik verloren hat, hat er andererseits jedoch an Größe gewonnen. Vladimir Stimac misst beispielsweise 2,10 Meter, Dusko Savanovic 2,04 Meter, Jan Jagla 2,13 Meter. Keine schlechten Voraussetzungen, um einen essentiellen Teil des Spiels nach eigenen Wünschen zu gestalten. "Wir besitzen nun alle Voraussetzungen, uns regelmäßig Rebounds zu sichern", so Mutapcic. "Das ist ebenfalls Teil unserer Identität. Wir wollen den Defensiv-Rebound kontrollieren."

Fazit: Die Bayern haben ihren Kern zusammengehalten, nur wenige neue Spieler verpflichtet. Dennoch unterscheidet sich das Spiel recht deutlich von jenem der vergangenen Saison. Der Plan scheint ganz klar zu sein, Teamplay und Ballmovement in den Fokus zu rücken - wenngleich beispielsweise ein Nihad Djedovic die Fähigkeit besitzt, ein Spiel zeitweise übernehmen können.

Die Veränderungen sind mitunter tiefgreifend, weshalb zu Saisonbeginn auch noch nicht alles perfekt funktionieren kann. Die Neuen wollen schließlich integriert werden und müssen sich an ihr neues Team, ihren neuen Coaching-Staff gewöhnen. Dennoch wirkt das Spiel des Meisters bereits jetzt ausbalancierter, variantenreicher als noch in der Vorsaison. Auch Emir Mutapcic meint: "Wir sind jetzt variabler!"

Seite 1: Der neue Point Guard

Seite 2: Die Big Men

Seite 3: Die Offense

Seite 4: Die Defense und Fazit

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