"Ich war besser als Andrew"

Nick Wiggins wagte im Sommer den Sprung in die BBL
© getty

Er ist der große Bruder von Top-Pick Andrew Wiggins - und doch ist er der Kleine. Seit dieser Saison spielt Nick Wiggins in der BBL für die Walter Tigers Tübingen, während Andrew in der NBA durchstartet. Im Exklusiv-Interview mit SPOX spricht der 23-Jährige über das Verhältnis zu seinem Bruder, die Rekord-Saison am College, seine Rolle im Team der Tigers und seinen ungewöhnlichen Körperschmuck.

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SPOX: Nick, blicken wir zunächst zurück auf den Draft-Abend 2014: Welches Gefühl überwog bei Ihnen: Enttäuschung, weil Sie nicht gedraftet wurden oder die Freude darüber, dass Ihr Bruder Andrew an Position eins ausgewählt wurde?

Nick Wiggins: Natürlich war beides in meinem Kopf, aber Enttäuschung ist eigentlich nicht das richtige Wort. Jeder geht einen unterschiedlichen Weg und der Erfolg von Andrew ist für mich eine unheimlich positive Motivation, meinen Weg zu gehen. Ich bin auch nicht neidisch auf ihn, auch wenn ich für viele nur noch der ältere Bruder von Andrew Wiggins bin. Er hat es sich verdient, das bekommt man nicht geschenkt. Ich habe immer noch den Traum, in der NBA zu spielen und dafür muss ich weiter hart an mir arbeiten.

SPOX: Wer von Ihnen war als Kind der bessere Spieler?

Wiggins: Ich würde sagen, das war ich. Da ich ein paar Jahre älter war, hatte ich natürlich einen Vorteil, als wir noch zu Hause zusammengespielt haben. Ich war größer, kräftiger und hatte natürlich ein bisschen mehr Erfahrung, die mir geholfen hat. Wir haben oft Eins-gegen-Eins gespielt und hatten eine starke Bruder-Rivalität auf dem Court. Die haben wir heute übrigens auch noch, aber wir schaffen es natürlich nicht mehr häufig, gegeneinander zu spielen. Er ist in der NBA, ich in der BBL.

SPOX: Haben Sie beide trotz der Entfernung noch ein enges Verhältnis zueinander?

Wiggins: Definitiv, ein sehr enges sogar. Andrew ist einer meiner besten Freunde und hing auch früher viel mit mir und meinen Kumpels ab. Ich stehe ständig mit ihm in Kontakt, wobei das aufgrund der Zeitverschiebung manchmal schon ein wenig schwierig ist. Als großer Bruder konnte ich ihm natürlich auch ein paar Ratschläge geben, beispielsweise wie er sich im Umgang mit den Medien verhalten soll. Aber er ist schon ziemlich erwachsen und hat das meiste schon gut drauf.

SPOX: Wie ging Andrew mit all den Gerüchten um einen Trade nach Minnesota um, nachdem er von den Cavs gedraftet worden war?

Wiggins: Das war für ihn gar kein großes Thema. Er wollte einfach für ein Team spielen, das ihn wirklich haben wollte. Er wusste, dass er es nicht zu entscheiden hatte, wo er spielen würde. Allerdings hat es ihn frustriert, dass er nicht sofort loslegen konnte. Er wollte endlich umziehen und mit dem Training beginnen.

SPOX: Nun aber zu Ihnen und Ihren Anfängen. Wie sind Sie zum Basketball gekommen?

Wiggins: Ich wollte in die Fußstapfen meines Vaters, Mitchell Wiggins, treten. Er hat einige Jahre in der NBA gespielt und war auch in Europa aktiv. Ich wollte natürlich besser werden als er. (lacht) Dazu kam, dass ich mit Basketball quasi aufgewachsen bin und den Sport einfach schon als Kind geliebt habe.

SPOX: Sie haben dann an zwei verschiedenen Highschools, zwei Junior Colleges und schließlich der Wichita State University gespielt. Wer hat Sie in dieser Zeit am meisten beeinflusst?

Wiggins: Gregg Marshall. Er war Headcoach in meiner Collegezeit bei Wichita State. Von ihm habe ich gelernt, was es heißt zu gewinnen und auch, wie man es schafft zu gewinnen. Und zwar nicht als Einzelperson, sondern als Team. Die zwei Jahre dort waren wirklich lehrreich, aber auch erfolgreich. Letzte Saison haben wir 35 Spiele in Serie gewonnen und damit einen NCAA-Rekord aufgestellt. Das hat mir gezeigt, was man alles erreichen kann, wenn das ganze Team an einem Strang zieht.

SPOX: Können Sie uns einen Einblick in den Alltag an einem Sports-College geben? Welchen Stellenwert hat das Studium im Vergleich zum Basketball wirklich?

Wiggins: College-Sportler zu sein, bedeutet, dass einem beides wichtig sein muss: Studium und Basketball kann man nicht trennen. Außerdem ist man gezwungen, sich in den Kursen anzustrengen, weil man einen bestimmten Notenschnitt erreichen muss. Ich zum Beispiel habe meinen Abschluss in Kommunikationswissenschaften gemacht und die guten Ergebnisse haben mich beflügelt. Schlechte Leistungen in den Prüfungen wirken sich auch auf die Performance auf dem Court aus. Das überträgt sich auf das eigene Spiel.

Seite 1: Wiggins über seinen Bruder Andrew, den Draft 2014 und den College-Rekord

Seite 2: Wiggins über die zweite Chance, Besonderheiten der BBL und seine Tattoos