Im Vorfeld der Partie war häufig thematisiert worden, dass die Bamberger in der laufenden Woche ein absurdes Pensum hatten, selbst Uli Hoeneß hatte die Ansetzung des Spiels als "unfair" bezeichnet. Es war das dritte Spiel in den letzten fünf Tagen für Bamberg, das noch am Freitag gegen Mailand in der Euroleague ran musste. Den Gästen fehlten mit Ricky Hickman und Daniel Hackett demnach auch zwei wichtige Leute, aber auch die Bayern hatten einige Sorgen: Neben dem ohnehin ausfallenden Vladimir Lucic meldete sich kurzfristig auch noch Nihad Djedovic ab.
Dennoch war vom Start weg zu sehen, wie ernst beide Teams dieses Spiel nahmen. Das erste Viertel war hochklassig und rasant, mit 24:20 führte Bamberg am Ende vor allem dank Augustine Rubit. Anfang des zweiten Viertels verlor Brose aber völlig den Faden und damit auch die Kontrolle, während die Bayern einen 13:0-Run hinlegten. Die Gastgeber nahmen somit eine 43:33-Führung mit in die Pause.
Den Vorsprung konnten sie im dritten Viertel verteidigen, obwohl auch ihre Offense ins Stocken geriet. Es gab nun mehr Fouls und weniger Spielfluss, aber die Brose-Offense blieb die zahnlosere. Ein Putback von Danilo Barthel am Ende des Durchgangs brachte den Gastgebern dann sogar eine 14-Punkte-Führung vorm Schlussviertel.
Eigentlich hätte das schon reichen können für eine entspannte Schlussphase, aber Bamberg steckte nicht auf und kam schnell wieder auf nur noch 6 Zähler ran, ein Dorell-Wright-Dreier knapp sechs Minuten vor dem Ende verkürzte dann sogar auf 4. Von nun an ging es rauf und runter und es sah noch gut zwei Minuten vor Schluss danach aus, als könnte Bamberg das Spiel noch drehen, doch stattdessen leisteten sich die Gäste erneut dumme Ballverluste. Devin Booker, Jared Cunningham und Reggie Redding brachten den Sieg für Bayern nach Hause.
Der FCBB hat dadurch nun sechs Spiele am Stück gewonnen und steht mit einer 9-1-Bilanz weiter auf dem ersten Platz der BBL. Team-Topscorer war an diesem Tag Cunningham mit 17 Zählern. Booker (13), Milan Macvan (11) und Anton Gavel (10) punkteten ebenfalls zweistellig. Für Bamberg, das nun bei 6 Siegen und 4 Niederlagen steht, war Wright mit 14 Zählern der beste Scorer.
FC Bayern vs. Brose Bamberg: Die wichtigsten Statistiken
- Bayern-Forward Alex King erreichte durch seine Einwechslung in dieser Partie einen Meilenstein: Es war sein 486. Einsatz in der BBL, womit er Chris Ensminger überholte und zum Rekordspieler der BBL avancierte.
- 5 Minuten und 19 Sekunden. So lange brauchte Bamberg im zweiten Viertel, um erstmals auf dem Scoreboard aufzutreten. Das lag zwar teilweise, aber nicht ausschließlich an guter Defense der Bayern: Brose verlor oft ohne Not den Ball (8 Turnover zur Pause) und brauchte oft zu lange, um sich Würfe zu erarbeiten, mehrfach spielten die Gäste die Uhr komplett runter. Bisweilen wirkte es fast schon unkonzentriert. Ergo ging das Viertel mit 23:9 an den FCBB.
- Auffällig war ebenfalls, dass die Bamberger nicht viel penetrierten, kaum einer forcierte mal den Zug zum Korb und riss damit entweder Lücken oder zog Freiwürfe. Möglich, dass Müdigkeit dabei eine Rolle spielte; in jedem Fall bekam Bamberg in Halbzeit eins gerade einmal drei Freebies zugesprochen. Das besserte sich allerdings in Hälfte zwei.
- Gerade an Tagen mit schweren Beinen ist der Wurf umso wichtiger, allerdings hatten die Bamberger über weite Strecken auch aus der Distanz wenig Glück. Als insbesondere Wright dann aber im letzten Viertel aufwachte, wurde es sofort wieder richtig eng. Der Big Man überdrehte dann aber direkt wieder (insgesamt 3/9 3FG) und Bamberg beendete das Spiel mit 8/22 von Downtown - zu wenig an diesem Tag.
FC Bayern vs. Brose Bamberg: Die Reaktionen zum Spiel
Sasa Djordjevic (Coach Bayern): "Wir waren heute bereit für dieses Spiel. In der Defensive haben wir einen sehr guten Job gemacht."
Andrea Trinchieri (Coach Bamberg): "Das war jetzt unser viertes Spiel innerhalb einer Woche. Die anstrengenden letzten Tage haben letztlich dieses Spiel entschieden. Wir hätten gewinnen können, aber am Ende fehlte uns die nötige Energie."
Der Star des Spiels
Jared Cunningham. Starke Vorstellung des NBA-erfahrenen Shooting Guards. Cunningham zog Freiwürfe (8/10 FT) und schloss hochprozentig aus dem Feld ab (4/6 FG), dazu gelangen ihm auch in der Defense einige wichtige Aktionen. 2 seiner 3 Steals holte er in der Crunchtime.
Der Flop des Spiels
Nikos Zisis. Der Grieche kam zwar auf gute 5 Assists, ansonsten war von Zisis aber nur sehr wenig zu sehen, obwohl er mit die meisten Minuten bei den Gästen spielte. Etwas mehr Penetration wäre wünschenswert gewesen, zumal er seine Würfe sonst einfach nicht traf. Seine Ausbeute von 7 Punkten bei 2/7 FG war doch etwas mau, zudem mit einem ganz ärgerlichen Ballverlust in der Schlussphase. Ebenfalls mit einem unglücklichen Auftritt: Maodo Lo (8 Punkte, 3/11 FG).
Coaching Move des Spiels
Aufgrund der Ausfälle einiger wichtiger Flügelspieler bot Djordjevic einige relativ ungewöhnliche Formationen auf, darunter Zwei-PG-Lineups mit Hobbs und Jovic und auch einige richtig große Lineups. Bamberg hatte insbesondere mit letzteren Probleme, wenn zwei Spieler aus dem Macvan-Booker-Zirbes-Trio auf dem Court standen. Wright war über drei Viertel relativ unsichtbar und konnte diese "langsameren" Lineups daher nicht bestrafen.