Brose Bamberg trifft am Mittwochabend (20 Uhr LIVE auf DAZN) im Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League auf Titelverteidiger AEK Athen. Warum ist das Team von Coach Federico Perego nach der Halbzeit bärenstark, zeigt aber Schwächen im Schlussviertel? Die Taktikanalyse.
Viertel 1
Wer sich einen typischen Spielverlauf der Bamberger anschaut, der stellt fest, dass die Korbbilanz zu Beginn mehr oder weniger ausgeglichen ist. In wettbewerbsübergreifend 45 Spielen hat Bamberg in den ersten zehn Minuten sechs Punkte mehr gemacht als der Gegner.
Das primäre Ziel heißt zu Beginn des Spiels nicht, sich sofort einen großen Vorsprung zu erspielen. Das Wichtigste ist, alle Spieler ins Spiel und in den Flow zu bringen. Beim Rückspiel-Erfolg im Achtelfinale bei BK Banvit Bandirma dauerte es keine vier Minuten, da hatten sich mit Tyrese Rice, Nikos Zisis, Augustine Rubit und Patrick Heckmann schon vier Starter mit Punkten im Boxscore eingetragen.
Das Bamberger Spiel ist zu Beginn sehr taktisch geprägt, lässt aber explosiven Spielern wie Elias Harris oder Louis Olinde auch genügend Freiräume, um von der Bank kommend sofort Akzente zu setzen.
Viertel 2
In den zweiten zehn Minuten ziehen die Bamberg das Tempo etwas an, ihre Korbbilanz verbessert sich auf +17. Ein entscheidender Grund dafür: Die Einwechslung von Guard Ricky Hickman.
Der 33-Jährige hat sich in den vergangenen Wochen deutlich gesteigert, in beiden Achtelfinal-Partien scorte Hickman zweistellig. Mit ihm auf der Eins wird das Spiel vor allem schneller, allerdings besteht die Gefahr, zu überpacen und mit unnötigen Ballverlusten etwas die Spielkontrolle zu verlieren.
Mitte des zweiten Viertels kommt Rice zurück aufs Parkett, was es Hickman ermöglicht, eine Scharfschützen-Rolle einzunehmen. Ohne vorheriges Dribbling trifft Hickman 40 Prozent seiner Würfe von Downtown - eine starke Quote.
Viertel 3
Egal was die Bamberger in der Halbzeit genau machen, sie sollten nichts daran ändern. Denn nach der Pause explodiert das Team regelrecht. Die Korbbilanz im dritten Viertel steht aktuell bei sage und schreibe +90.
Warum ist das so? Es fällt auf, dass im dritten Viertel Nikos Zisis häufig das Zepter noch mehr in die Hand nimmt und das Spiel für seine Mannschaft kontrolliert. Zisis organisiert das Spiel mit seiner ganzen Erfahrung, lässt sich von keinem Defender aus der Ruhe bringen und findet immer wieder Lösungen.
Bamberg zeichnet in dieser Phase die perfekte Mischung aus cleverem Zusammenspiel und schneller Fastbreak-Offense aus.
Viertel 4
Wenn es bei den Bambergern statistisch gesehen ein Problemviertel gibt, dann ist es das letzte. Hier fallen sie nach der Explosion nach der Pause deutlich ab und weisen den einzigen negativen Wert in der Korbbilanz auf (-1).
Ein Problem: Das Spiel der Bamberger wird phasenweise zu langsam und das Team verfällt bei aller Genialität von Tyrese Rice im Eins-gegen-Eins ab und zu in den Hero-Ball-Modus. Die Struktur geht verloren, die gegnerische Defense wird nicht zum Arbeiten gezwungen - das Resultat ist dann meist ein Notwurf am Ende der Shot Clock.
Wie es besser geht, hat Bamberg aber auch schon häufig gezeigt. In einer Szene gegen Banvit stellte Rice den Block für Rubit und erhielt danach gleich selbst den Screen. Das Resultat des Pick-the-Picker-Plays: ein offener Wurf für Bambergs Topstar, der im Achtelfinale absolut überragend war (20 Punkte in Spiel 1, 32 Punkte in Spiel 2) und auch gegen Athen aufdrehen muss, wenn Bamberg eine Chance auf den Einzug in das Final Four (3.-5. Mai) haben will.