Im Viertelfinale der Basketball-Champions-League hat Brose Bamberg das Hammerlos AEK Athen gezogen. Bambergs Nikolaos Zisis erklärt im Interview mit DAZN und SPOX, was das Team vor 15.000 Zuschauern in seiner Heimat erwartet. Außerdem spricht der 35-jährige Routinier über ein besonderes Treffen mit Dirk Nowitzki und die Entwicklung seines Landsmanns und NBA-Superstar Giannis Antetokounmpo.
DAZN und SPOX trafen Nikolaos Zisis vor dem Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel gegen AEK Athen (Mittwoch, 27. März um 20 Uhr LIVE auf DAZN).
Herr Zisis, nach dem Trainerwechsel hat Brose Bamberg unter Federico Perego 14 von 16 Spielen gewonnen. Warum läuft es plötzlich so gut?
Nikolaos Zisis: Natürlich haben wir gerade einen tollen Lauf. Der Trainer hat einige Veränderungen vorgenommen, aber ich denke, dass das Potenzial immer da war. Wir haben einen guten Mix aus erfahrenen Spielern und jungen, mit hohen Ambitionen. Wir haben zuletzt einige enge Spiele gewonnen und natürlich war auch der Pokalsieg für das Selbstvertrauen sehr wichtig. Gleichzeitig wissen wir aber, dass unser Spielplan zum Ende der Saison härter wird und wir in der Liga fast ausschließlich gegen Top-Teams und noch oft auswärts antreten müssen.
Was waren denn die wichtigsten Änderungen, die der neue Trainer vorgenommen hat?
Zisis: Er kam mit einer klaren Botschaft: Wir mussten offensiv wie defensiv besseren Team-Basketball spielen und größeren Zusammenhalt zeigen. Zuvor haben wir zu sehr auf unser individuelles Talent vertraut. Für mich als erfahrenen Spieler ist es aktuell gut zu beobachten, dass jeder Spieler eingebunden wird und dem Team dabei hilft, Spiele zu gewinnen. Meine Erfahrung sagt, dass das für den langfristigen Erfolg einer Mannschaft sehr wichtig ist.
"Gehe davon aus, dass 15.000 Zuschauer da sein werden"
Im Viertelfinale der Champions League treffen Sie wie schon in der Gruppenphase auf Titelverteidiger AEK Athen. Was macht dieses Team aus?
Zisis: AEK ist ein tolles Team und man muss sie für ihre Saison loben. Sie haben im letzten Jahr den griechischen Pokal und die Champions League gewonnen. In diesem Jahr hatten sie großen Druck, den Erfolg zu wiederholen und es ist beeindruckend, dass sie es geschafft haben, trotz eines vollen Programms konstant weiter zu gewinnen.
In der Gruppenphase gab es ein besseres und ein schlechteres Spiel. Was müssen Sie vor dem erneuten Aufeinandertreffen verändern?
Zisis: Die Gruppenspiele sind mit den K.o.-Spielen auf keinen Fall zu vergleichen. Sie sind ein sehr athletisches Team, dass gerne Open-Court-Basketball spielt. Sie haben einen großen Kader und sind von Luca Banchi gut gecoacht. Es werden zwei sehr harte Spiele, aber ich denke, dass die Chancen 50/50 stehen. Vielleicht wird das Duell mit einem der letzten Plays der zwei Spiele entschieden.
AEK Athen ist für seine Stimmung bei Heimspielen berüchtigt. Was macht diese Halle so besonders?
Zisis: Das habe ich auch schon mit den Jungs besprochen. Die Stimmung wird in den K.o.-Spielen nochmals auf einem anderen Level als in der Gruppenphase sein. Ich gehe davon aus, dass 15.000 Zuschauer da sein werden. Das wird verrückt!
"Dirk schrie: 'Zisiiiiis! Wie geht es dir?' Das konnte ich nicht glauben"
Sie weisen auch in der Nationalmannschaft eine große Karriere vor und sind hier mehrmals auf Dirk Nowitzki getroffen. Er ist jetzt in seiner vermeintlich letzten Saison. Wie ist ihre Meinung von ihm?
Zisis: Wenn man von ihm redet und ihn dabei mit seinem Vornamen nennt, spricht man, als ob man Jahre lang an seiner Seite war. So ist das bei jedem hier. Er ist eine Legende. Ein unglaublicher Spieler. Ein Pionier. Als Seven Footer, der Dreier trifft, hat er das Spiel für immer verändert. Jetzt sieht man viele dieser Spieler-Typen, die von außerhalb des Perimeters eine Gefahr darstellen: Kristaps Porzingis zum Beispiel.
Welcher Typ Spieler ist Nowitzki und welch eine Person als Kontrahent?
Zisis: Ich kann mich erinnern, als wir 2011 ein internationales Vorbereitungsturnier in Bamberg gespielt haben, das von Deutschland organisiert wurde. Es war das Jahr, in dem Dallas Champion wurde. Wir spielten gegen sie und vor dem Beginn, als sich alle Spieler begrüßten, kam Dirk auf mich zu und schrie: 'Zisiiiiis! Wie geht es dir?' Das konnte ich nicht glauben. Wir hatten uns schon einige Jahre lang nicht mehr gesehen und nicht mehr gegeneinander gespielt. Ich sagte ihm dann, wie glücklich ich für ihn war. Es war nicht nur für ihn besonders, dass er einen Ring gewann, sondern für den gesamten europäischen Basketball.
Wie wichtig ist die "Generation Nowitzki" für die heutigen europäischen Spieler gewesen?
Zisis: Dirk, Pau Gasol, Tony Parker, Andrei Kirilenko, Peja Stojakovic und noch ein bisschen früher Vlade Divac. All diese Spieler haben den Weg für die neue Generation geebnet. Heute dominieren Spieler wie Giannis Antetokounmpo, Luka Doncic oder Porzingis. Vor zehn, 15 Jahren hätte niemand daran gedacht, dass europäische Spieler in der NBA einmal derart dominieren könnten. Die heutige Generation hat der damaligen vieles zu verdanken.
"50 Dreier in einem Spiel? Verrückt, so etwas zu hören"
Der Stil in der NBA hat sich seit dem stark verändert und immer mehr europäische Spieler schaffen den Sprung in die USA. Während auf der einen Seite mehr Team-Basketball gespielt wird, steigen die Resultate teilweise in verrückte Höhen. Wie würden sie einen Vergleich zwischen dem europäischen und dem amerikanischen Basketball anstellen?
Zisis: Das ist richtig. Man versucht den Ball mehr zu bewegen und Stretch Fours spielen eine größere Rolle. Außerdem wird mehr Pick-and-Roll gespielt, auch hier ist der europäische Stil sicherlich wiederzuerkennen. Auf der anderen Seite aber ist immer noch eine ganze Menge des amerikanischen Spiels, der Isolation, zu sehen. Als Beispiel der King of Isolation, James Harden: Houston versucht alle Spieler weg von ihm zu bewegen und ihn den Korb attackieren zu lassen. Es gibt kein Spiel mehr zwischen Zone und Perimeter, sondern nur noch Dreier oder Korbleger. Teams wie Houston werfen teilweise über 50 Dreier in einem Spiel. Für mich ist es verrückt, so etwas zu hören.
Wie sehen Sie die Entwicklung von Giannis Antetokounmpo?
Zisis: Ich bin wahnsinnig stolz auf ihn. Ich erinnere mich, als er 2014 zum ersten Mal in der Nationalmannschaft gespielt hat. Er hatte gerade seine Rookie-Saison in der NBA absolviert und wir waren zur Vorbereitung in den griechischen Bergen. Wir waren Zimmernachbarn und man konnte ihm seine Passion für Basketball sofort ansehen. Er war damals noch so schlank und wenn ich ihn heute auf dem Court sehe, kann ich nicht glauben, dass er es ist. Er ist ein demütiger Junge und ich denke, dass viele die Geschichte von ihm und seiner Familie kennen. Er vertraut nicht einfach nur auf sein Talent, sondern arbeitet hart, auf dem Court und im Kraftraum. Ihm sind keine Grenzen gesetzt und ich denke, dass er auf Jahre gesehen der King der NBA sein kann.
Giannis' Spielstil wird oftmals als "Point Forward" bezeichnet. War er schon immer dieser Typ Spieler?
Zisis: Man hat es ihm in den Jugend-Nationalmannschaften bereits angesehen, dass er ein sehr gutes Ballhandling mitbringt. So wie Milwaukee ihn einsetzt gibt es keine fixe Position für ihn. Er kann von der Eins bis zur Fünf alles spielen. Seine Ballhandling-Fähigkeiten helfen ihm in so vielen Phasen des Spiels. Und man darf seinen europäischen Hintergrund nicht vergessen. Er vereint das amerikanische Eins-gegen-Eins mit dem europäischen Basketball-IQ. Das hilft ihm dabei, ein derart dominanter Spieler zu sein.