Lucca Staiger steht mit Iberostar Tenerife im Finale der Basketball Champions League, in dem es gegen Bamberg-Bezwinger Virtus Bologna geht (ab 18 Uhr live auf DAZN). Im Interview mit SPOX sprach der Edel-Schütze über sein Leben auf den Kanarischen Inseln, über das hohe Niveau der spanischen Liga ACB und natürlich auch über das Finale der BCL.
Herr Staiger, Sie mussten mit Teneriffa im zweiten Halbfinale gegen Gastgeber Antwerpen ran. Haben Sie damit gerechnet, dass in Belgien 15.000 Zuschauer zu so einem Event kommen und einen solchen Lärm machen würden?
Lucca Staiger: Absolut nicht, ich war auch geschockt. Das hier ist eine richtig schöne Halle und die Atmosphäre war natürlich der Wahnsinn.
Es schien zu Beginn auch so, als ob Ihr Team davon ein bisschen beeindruckt war. Erst in der zweiten Halbzeit bekamen Iberostar das Spiel in den Griff.
Staiger: Das glaube ich eigentlich nicht. Vielleicht hat es ein wenig mit hineingespielt, aber solche Spiele sind meistens nicht so einfach. Es geht um eine ganze Menge und dann sind die Spiele meist nicht so schön.
Sind Sie eigentlich ein bisschen traurig, dass Sie heute nicht auf die alten Kollegen aus Bamberg treffen?
Staiger: Wir haben unser Spiel gewonnen und die Bamberger eben nicht. Unser einziges Ziel war es, diesen Titel zu gewinnen. Das wollen wir am Sonntag dann perfekt machen.
Der Gegner heißt nicht Bamberg, sondern Bologna. Wie schätzen Sie die Italiener ein?
Staiger: Sie haben auf jeden Fall sehr, sehr gute individuelle Spieler und funktionieren recht gut als Team. Wir brauchen auf jeden Fall einen guten Tag. Das wird ein richtiger Kampf, viele Punkte wird es wohl nicht geben. Am Ende wird der gewinnen, der die bessere Verteidigung spielt.
Kurz zur Einschätzung für die Leute, die sich weniger mit dem spanischen Vereins-Basketball auskennen: Wie hoch ist dieser Einzug ins Finale für Teneriffa zu bewerten? Was waren die Ziele vor der Spielzeit?
Staiger: Wir wussten, dass wir ein richtig gutes Team sind. Das Ziel war natürlich, diesen Wettbewerb zu gewinnen, umso besser, dass es bisher so gut geklappt hat. In der ACB stehen wir im Moment auf Platz neun, da ist im Hinblick auf die Playoffs auch noch alles drin. Wir hatten gute Phasen, aber auch ein kleines Loch, aus dem wir uns noch immer nicht vollständig herausgezogen haben.
Blickt man auf die ACB, dann blickt man auf ein sehr breites und ausgeglichenes Feld. Ist es vor allem die Tiefe, die die spanische Liga von der BBL abhebt?
Staiger: Es ist auf jeden Fall so, dass in dieser Liga alles möglich ist. Da verliert der Erste auch mal ein Spiel beim Schlusslicht, das ist durchaus spannend. Klar, die ersten vier, fünf Teams wie Real Madrid, Barcelona, Valencia oder Baskonia spielen noch einmal auf einem anderen Level, aber dahinter kann eigentlich alles passieren.
War das auch für Sie im Sommer ein wichtiger Faktor, dass Sie sich noch einmal in der zweitbesten Liga der Welt nach der NBA beweisen wollen?
Staiger: Definitiv, mir gefällt es hier, auch meine Familie fühlt sich sehr wohl. Der Basketball macht wieder richtig Spaß, wir sind hier erfolgreich. Deswegen war das absolut die richtige Entscheidung.
Wie ist das Leben auf Teneriffa denn so? In Deutschland ist die kanarische Insel natürlich mehr für ihre Strände und weniger für Basketball bekannt.
Staiger: Es gibt natürlich mehr als nur Strände. Teneriffa ist unglaublich vielfältig, mit vielen Sehenswürdigkeiten, Vulkane beispielsweise. Dazu ist es ein echter Luxus, sich nach dem Training auch einfach mal an den Strand zu setzen. Das ist schon etwas Besonderes.
Wie sieht es mit Ihrer Zukunft aus?
Staiger: Ich bin vertraglich erstmal nur für diese Saison gebunden, danach ist noch alles offen und ich habe selbst noch keine Ahnung, wie es weitergeht.
Dann wäre es also durchaus möglich, dass wir Sie noch einmal in der BBL sehen ...
Staiger: Klar, das ist möglich, ich kann mir auch das wieder vorstellen. Aber wie gesagt: mir gefällt es in Spanien beziehungsweise auf der Insel sehr, aber in Stein gemeißelt ist das für mich nicht.
Wie sehen Sie die Entwicklung im deutschen Basketball? In Spanien sieht man ja, wie breit man aufgestellt ist, jedes Team hat mehrere einheimische Leistungsträger.
Staiger: Das stimmt definitiv. In der Breite macht den Spaniern keiner was vor, aber dennoch sind wir in Deutschland auf dem richtigen Weg. Es sind bereits einige junge Spieler nachgekommen, aber so etwas dauert halt seine Zeit. Das geht nicht von Hier auf Jetzt.
Während junge Spieler nachkommen, hat sich Dirk Nowitzki in den Ruhestand verabschiedet. Welche spezielle Erinnerung bleibt Ihnen von ihm im Kopf?
Staiger: Ich habe bei seinem Abschied Gänsehaut bekommen, das war schon ein großer Moment. Ich persönlich habe damals 2011 einen Sommer mit ihm bei der Nationalmannschaft verbracht. Er ist einfach so ein ganz normaler, bodenständiger Typ und über das Spielerische brauchen wir natürlich nicht reden.