Abraham: "Ich hatte die falsche Einstellung"

Von Interview: Haruka Gruber
Arthur Abraham steigt am 14. Januar gegen Ernesto Farias wieder in den Ring
© Getty

Endet mit dem Super-Six-Finale zwischen Andre Ward und Carl Froch auch Arthur Abrahams Albtraum? Der 31-jährige Ex-Weltmeister plant nach drei Niederlagen in kürzester Zeit die Rückkehr ins Mittelgewicht. Abraham über den beispiellosen Absturz, die Gewichtsprobleme - und das Glück beim Pokern.

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SPOX: Nach drei Niederlagen in Folge beim Super-Six-Turnier haben Sie zuletzt einen Erfolg gefeiert: Sie gewannen ein Promi-Poker-Turnier und besiegten sogar den Poker-Weltmeister Pius Heinz. Ist es ein gutes Vorzeichen für das neue Jahr?

Arthur Abraham: Leider nicht. Ich habe Pius geschlagen und dabei Spaß gehabt, aber es lag mehr am Glück als am Können. Ich bleibe lieber beim Boxen.

SPOX: Auch wenn das Boxen schmerzhafte Erinnerungen hervorruft? In der Nacht auf Sonntag findet in Atlantic City das Super-Six-Finale zwischen Andre Ward und Carl Froch statt, Sie hingegen schieden als Mitfavorit blamabel aus.

Abraham: Das Finale ruft viele Gefühle hervor, Enttäuschung, Bitterkeit und Verdrängung. Ich muss damit leben, dass ich es nicht geschafft habe. In der letzten Zeit gelang es mir irgendwie, das Super Six aus dem Kopf zu bekommen.

SPOX: Mit dem Super Six wollten Sie den Sprung von einem deutschen zu einem globalen Box-Star schaffen und sich in den USA durchsetzen.

Abraham: Ich bin dabei, das zu verarbeiten.

SPOX: Welche Lehren haben Sie gezogen?

Abraham: Ich hatte die falsche Einstellung, eindeutig. Mir unterliefen vor allem große taktische Fehler, weil ich im Ring nicht das umsetzen konnte, was wir vorher ausgemacht haben. Irgendwie hat der Kopf nicht mitspielt und so kam eine Verkrampfung rein, die ich vorher nicht kannte. Meine Stärken sind der Punch und meine Aggressivität, stattdessen habe ich mich zu sehr auf die Stärken des Gegners konzentriert und so meine eigene Identität verloren. Ich konnte mich nicht aus dem Loch ziehen, sondern ließ alles mit mir passieren.

SPOX: Sie verloren gegen Ward wie auch Froch deutlich nach Punkten. Wer hat Sie mehr beeindruckt?

Abraham: Ward ist der klare Favorit im Finale. Er hat den Heimvorteil und ist ein Boxer, der ein unheimlich gutes Auge hat und eine starke Technik mitbringt. Ein guter Mann. Und: Er ist mir auch als Typ viel sympathischer als Froch. Der labert mir zu viel. Froch boxt gut aus der Distanz und verhält sich taktisch sehr clever, davon abgesehen fehlt ihm doch einiges zu Ward.

SPOX: Sie kündigten an, nach den unschönen Erlebnissen im Super-Mittelgewicht wieder ins Mittelgewicht zurückzukehren. Ihr Aufbaukampf gegen Pabo Farias findet aber doch wieder im Super-Mittelgewicht statt. Warum?

Abraham: Ich bin gerade noch bei 79, 80 Kilo, daher versuchen wir erst mal, auf die 76 Kilo runterzukommen. Dann sehen wir weiter.

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SPOX: 76 Kilo sind aber nur die Grenze fürs Super-Mittelgewicht. Für das Mittelgewicht müssten Sie auf 72,5 Kilo abnehmen. Klingt wenig realistisch.

Abraham: Mehr als versuchen, die 72,5 Kilo zu schaffen, kann ich nicht. Wenn es nicht klappt, klappt es eben nicht. Ich muss mich deswegen nicht übertrieben quälen, dann bleibe ich halt im Super-Mittelgewicht. Das Mittelgewicht ist mir nicht wert, den Körper kaputtzumachen.

SPOX: Können Sie beschreiben, was am Abkochen so schwer ist?

Abraham: Manchmal hilft es im Training, sich die ganze Kritik der letzten Zeit in Erinnerung zu rufen, dann kann man sich überwinden. Ansonsten ist es jedoch sehr, sehr hart. Es gibt nichts Furchtbareres, als mit einem Hungergefühl zu trainieren. Es geht richtig an die Substanz und an die Motivation. Dennoch muss ich das irgendwie schaffen, daher esse ich zu Weihnachten auch nur ein Stück Gans und sonst nur Gemüse und gesundes Zeug.

SPOX: Andererseits könnte man einen Zusammenhang herstellen: Waren Sie im Mittelgewicht womöglich so viel erfolgreicher als im Super-Mittelgewicht, weil Sie durch das Abkochen mental abgehärtet waren?

Abraham: Vielleicht, könnte sein, ich habe darüber so noch gar nicht nachgedacht.

SPOX: Sehen Sie eine Chance, im Mittelgewicht wieder derart dominant zu werden wie früher?

Abraham: Absolut. Ich habe genau verfolgt, wie sich das Mittelgewicht die letzten beiden Jahre entwickelt hat. Zurzeit ist Sergio Martinez der beste Boxer. Seit ich weggegangen bin, wurde er richtig stark. Ich müsste ein paar Kämpfe machen, aber irgendwann will ich ihn herausfordern. Daniel Geale, Julio Chavez, alles gute Leute, aber Martinez ist das große Ziel.

SPOX: Felix Sturm fehlt in der Aufzählung.

Abraham: Das heißt aber nicht, dass ich kein Interesse hätte. Ein Kampf zwischen uns wäre für ganz Deutschland interessant, von daher bleibt es immer eine realistische Option. Finanziell müssten wir schon einen Weg finden, wenn wir uns auf ein Gewicht einigen und Sturm nicht mehr so ängstlich ist wie früher. Wir haben ihm ja schon mal 2,5 Millionen Euro angeboten, was er abgelehnt hat.

SPOX: Sturm hingegen sagt, dass Sie sich hinten anstellen müssen, weil Sie "weniger als Mittelmaß" verkörpern würden.

Abraham: Weniger als Mittelmaß? Dann sollte er mal lieber auf sich schauen. Im Grunde hat er seine letzten beiden Kämpfe trotz vermeintlichen Heimvorteils nicht gewonnen und lästert über andere? Ich frage mich ehrlich, wie er sich selbst sieht. "Weniger als Mittelmaß?" Dann könnte er ja das Risiko eingehen und gegen mich antreten.

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