Wladimir Klitschko will nicht mehr auf Tyson Fury warten und nimmt stattdessen K.o.-Maschine Anthony Joshua ins Visier. Der Kampf gegen den IBF-Champion aus Watford ist so gut wie beschlossene Sache - und wäre noch einmal ein echtes Highlight im Box-Jahr 2016.
"Joshuas Promoter Eddie Hearn und ich sind uns eigentlich einig, auch finanziell. Es hängt jetzt ein bisschen von den Weltverbänden ab, aber wir würden das gerne machen", sagte Klitschkos Manager Bernd Bönte dem SID.
Auch die TV-Partner Sky England (Joshua) und RTL (Klitschko) seien an dem Kampf zwischen dem entthronten Schwergewichtskönig Klitschko und IBF-Weltmeister Joshua "sehr interessiert" (Bönte) und würden wohl auch das nötige Kleingeld locker machen. Wladimir sei es aber in erster Linie wichtig, "dass er noch in diesem Jahr um eine WM boxt", sagte Bönte.
Joshua ist bereit
Auch Joshua ist bereit. Das Lager des Briten hat für den 26. November die Manchester Arena gebucht. "Von unserer Seite aus, wenn Wladimir Klitschko und Anthony Joshua um die Gürtel der WBA und IBF am 26. November boxen könnten, nehmen wir den Kampf gerne", sagte Eddie Hearn.
Ursprünglich wollte Joshua auf den Gewinner aus dem Kampf Klitschko gegen Fury warten. Fury hatte Klitschko im November 2015 die WM-Gürtel durch einen einstimmigen Punktsieg in Düsseldorf abgenommen. Im Anschluss ließ Fury aber zwei Termine für ein Rematch (9. Juli und 29. Oktober) wegen einer Verletzung beziehungsweise einer Erkrankung platzen.
Nun liegt der Ball bei den Weltverbänden, die den Kampf absegnen müssen. Fury hält den WBO-Titel und ist zudem Superchampion der WBA. Bönte erhöht schon mal den Druck: "Es ist klar, dass Fury monatelang ausfallen wird. Damit ist auch klar, dass die Gürtel irgendwie wieder auf den Markt müssen."
Wird es der erhoffte 50:50-Kampf?
Der 26 Jahre alte Joshua, 2012 in London Olympiasieger im Superschwergewicht, gilt als kommender Mann und als einer, der nach dem Ende der Ära Klitschko eine neue im Schwergewicht beginnen könnte. Der Brite ist nach seinem K.o.-Sieg gegen den Amerikaner Charles Martin (2. Runde!) im April Träger des IBF-Gürtels und hat seine sämtlichen 17 Profi-Kämpfe durch Knockout gewonnen. Ganz große Namen waren bislang allerdings noch nicht dabei. Dennoch sagt Bönte: "Joshua ist ein Top-Mann, das wäre ein 50:50-Kampf."
Noch im Sommer 2014 hatte Anthony Oluwafemi Olaseni Joshua, Sohn nigerianischer Eltern, Klitschko vor dessen Kampf gegen Kubrat Pulev als Sparringspartner zur Verfügung gestanden. Damals hatte der Olympiasieger die Einladung ins Klitschko-Camp in Going bei Kitzbühel noch als "wahnsinnige Ehre" bezeichnet.
Dem 40-jährigen Klitschko rennt derweil die Zeit davon, ein Kampf mit Joshua wäre für den Ex-Champ der ideale Frustbewältiger. Denn der Stachel der zweiten Fury-Absage ("Ich bin total enttäuscht") sitzt noch immer tief. Sein letzter Kampf war das Duell gegen Fury im vergangenen November, in fast einem Jahr bekam er nicht die Gelegenheit, dem desaströsen Gesamtbild entgegenzuwirken, das er in Düsseldorf abgegeben hatte. Nun will er endlich wieder Taten sprechen lassen.