Der für Ende Oktober geplante Rückkampf zwischen Wladimir Klitschko und Tyson Fury ist erneut abgesagt worden. Ob beide jemals gegeneinander in den Ring steigen werden, ist höchst fraglich.
Wladimir Klitschko ist "total enttäuscht", sein Manager spricht erbost von "Geiselhaft" - und Tyson Fury schweigt und taucht ab. Nachdem der britische Box-Weltmeister zum zweiten Mal den Revanche-Kampf aus ominösen Gründen abgesagt hatte, war der Frust im Klitschko-Lager riesig.
Aus dem geplanten Mega-Fight ist längst ein Possenspiel geworden, und nicht mehr viele glauben überhaupt noch an ein erneutes WM-Duell der beiden Schwergewichtler.
"Wladimir wird von diesem Kerl in Geiselhaft gehalten", sagte Klitschko-Manager Bernd Bönte. Auch Klitschko (40) selbst reagierte geschockt: "Ich bin total enttäuscht, dass Fury nun schon zum zweiten Mal den Kampf absagt. Ich befinde mich in einer Top-Verfassung und hätte mir meine WM-Gürtel in Manchester gerne zurückgeholt." Dem Ukrainer, der im Olympiastützpunkt in Kiew für die Revanche geschuftet hat, droht nun sein erstes Jahr als Berufsboxer ohne einen einzigen Kampf.
Mentale Probleme bei Fury?
Das Fury-Management hatte die Absage des für den 29. Oktober in Manchester geplanten Kampf damit begründet, dass der 28-Jährige "medizinisch nicht in der Lage zu kämpfen". Er müsse vor der Rückkehr in den Ring behandelt werden. Woran genau Fury leidet, wurde nicht veröffentlicht. ESPN berichtete über nicht näher geklärte "mentale Probleme".
Ursprünglich war die Revanche für Furys Sieg im November 2015 gegen Klitschko für den 9. Juli anberaumt gewesen. Diesen Termin hatte der Brite verschoben, weil er sich im Training am Knöchel verletzte. Allerdings wurden zeitgleich auch Doping-Gerüchte um seine Person laut.
Für Klitschko-Manager Bönte sind das Spielchen, und von denen hat er die Nase voll. Er forderte von den zuständigen Boxverbänden, "eine Entscheidung bezüglich der Titel zu treffen - aber das ist nicht in unserer Hand. Wir hoffen, dass Wladimir bald wieder kämpfen kann." Wie die Bild-Zeitung berichtet, habe die KMG für den 10. Dezember die Hamburger Barclaycard-Arena reserviert. Ob dies mehr als eine Hintertür ist, scheint fraglich.
Damoklesschwert Dopingsperre
Fury zeigte sich im Sommer in verheerender Verfassung, tauchte auf Mallorca und bei einer Pressekonferenz als schmerbäuchige Karikatur eines Boxprofis auf - deutlich verbessert soll sich sein Fitnesszustand nicht haben. Zudem schwebt immer noch das Damoklesschwert einer Dopingsperre über dem 2,06-m-Hünen aus Manchester.
Wie die britische Anti-Doping-Agentur UKAD Anfang August mitteilte, wurde Fury am 24. Juni wegen der nachgewiesenen Einnahme einer Dopingsubstanz vorläufig gesperrt. Die Sperre gegen Fury wurde später bis zu einer Anhörung vor dem Nationalen Anti-Doping-Ausschuss aufgehoben, so dass der Fight Ende Oktober hätte stattfinden können.
Fury soll schon Monate vor dem ersten Klitschko-Kampf am 28. November 2015 in Düsseldorf positiv auf das anabole Steroid Nandrolon getestet worden sein. Geht alles mit rechten Dingen zu, wird Fury nach der Anhörung zeitnah aus dem Verkehr gezogen, die Titel des Briten wären vakant.
Noch misslicher ist die Lage derweil für Klitschkos Haus- und Hofsender RTL. Erst in dieser Woche war der für Samstag geplante Kampf von Marco Huck, dem zweiten RTL-Zugpferd, geplatzt, da sich Gegner Ovill McKenzie unpässlich fühlte. Nun folgte die zweite Klitschko-Absage. Die Zeiten für den kriselnden TV-Faustkampf werden nicht leichter.