Jürgen Brähmer verlor seinen WM-Titel wegen einer Armverletzung. Ans Aufhören denkt der Routinier jedoch nicht und will sich den Gürtel im Februar zurückholen.
Als Nathan Cleverly 20 Minuten nach dem Kampf noch immer mit Fans für Siegerfotos posierte, hatte Jürgen Brähmer schon den Arzttermin klargemacht. "Ich habe einen befreundeten Doktor in Schwerin. Da fahren wir jetzt hin", sagte Brähmer. Wegen einer Ellenbogenverletzung musste der Altmeister den WM-Kampf gegen Cleverly vor der siebten Runde beenden und verlor seinen WM-Titel nach zweieinhalb Jahren.
Der Rückzug fiel Brähmer nicht leicht. Der Titelverteidiger lag auf den Zetteln der Punktrichter zwei Runden vorne, hatte bis dahin einen großartigen Kampf gezeigt, doch der rechte Arm machte nicht mehr mit. "Irgendwann in der vierten oder fünften Runde ist es passiert. Ich bin bei einem Seitwärtshaken gegen seinen Ellenbogen gekracht. Danach konnte ich nur noch mit Links schlagen", berichtete der Lokalmatador.
"Kannst dich nicht durchschummeln"
Für Promotor Kalle Sauerland ging die Entscheidung Brähmers völlig in Ordnung. "Es waren noch sechs Runden zu boxen. Da kannst du dich mit so einer Verletzung nicht durchschummeln", sagte Sauerland, der von einer Sehnenverletzung sprach.
"In solch einer Situation gehen dir 1000 Gedanken durch den Kopf. Wenn du weitermachst, riskierst du eine noch schwerere Verletzung. In meinem Alter fragst du dich deshalb umso mehr, meinte Brähmer, der am Mittwoch 38 wird.
Letztendlich konnte Brähmer ruhigen Gewissens abbrechen, weil für so einen Fall ein zweites Duell vertraglich vereinbart war. Im Februar sollen sich die Halbschwergewichtler erneut messen. "Und dann wird das noch heißer", kündigte Brähmer an.
Cleverly ist es egal, wo der Kampf stattfindet. "Cardiff, London. Wir kommen aber auch nach Deutschland", sagte der 29-Jährige, der aus dem Strahlen gar nicht mehr rauskam. "Es ist so großartig, zu zweiten Mal Weltmeister zu sein", sagte der Brite, der bis 2013 Titelträger der WBO war.
"Plan war es, Brähmer zu brechen"
Dass es sich womöglich um keinen richtigen Sieg gehandelt habe, weil Brähmer vorne lag und nur wegen einer Verletzung den Kürzeren zog, wollte Cleverly nicht gelten lassen. "Kampf ist Kampf - ob mit oder ohne Verletzung", sagte der äußerst athletische Herausforderer: "Mein Plan war es, Brähmer in den ersten sechs Runden zu brechen. Das ist mir gelungen", sagte der neue Champion.
Brähmer sah das anders. "Mit solchen Schlägen bricht er mich nicht", stellte der entthronte Champ fest. Cleverly habe mehr geschlagen, doch Brähmers Treffer waren härter. "Ich habe mich extrem gut vorbereitet, bin die Weinberge rauf und runter gelaufen. Ich gehe ja nicht als Osterhase in so einen Kampf", meinte Brähmer.
Keine negativen Auswirkungen werde die Niederlage auf die Verhandlungen mit dem TV-Sender Sat.1 über einen neuen Vertrag ab 2017 haben, versicherte Promoter Kalle Sauerland. Sein Boxstall hat in Jack Culcay nur noch einen Weltmeister. "Es geht nicht immer darum, wieviele Weltmeister man hat. Entscheidend ist, welche Qualität man abliefert", sagte Sauerland.
Womöglich bewegt der Ausgang des Kampfes Sat.1 dazu, die Zusammenarbeit rasch fortzusetzen. Immerhin könnte man mit dem Rematch gleich zum neuen Jahr einen echten Kracher präsentieren. Insofern hatte der Abbruch am Ende vielleicht doch noch etwas Gutes für das Brähmer-Lager.