Noch eine große Show. Einmal noch das berühmte "Wonderland". Noch eine letzte 180. Doch Phil Taylor kann nicht mehr. Eigentlich wollte der 64-Jährige seiner Darts-Karriere voller Superlative am kommenden Wochenende einen würdigen Abschied verleihen, es wären aber wohl nur noch mehr Qualen geworden.
"Ich freue mich, wenn dieses Jahr vorbei ist", sagte Taylor. Seit Monaten leidet der Engländer unter den Nachwirkungen einer Hüft-Operation, die er sich aufgrund einer Arthritis-Erkrankung unterziehen lassen musste. Zwar sei die Genesung zunächst "gut" verlaufen, so Taylor, "aber dann habe ich zu viel gemacht, anscheinend ist mein Narbengewebe gerissen. Es waren die schlimmsten Schmerzen, die ich in den letzten zwölf Monaten hatte".
Schweren Herzens sagte Taylor seine Teilnahme am Seniors Masters in Sunderland am Freitag und Samstag ab. Es wäre sein letztes Turnier auf der "Ü50"-Tour gewesen, der er sich vor drei Jahren angeschlossen hatte - und der gewünschte Rahmen, nachdem "The Power" im Herbst des vergangenen Jahres sein endgültiges Karriereende zum Ende 2024 angekündigt hatte.
Vor Ort wird Taylor trotzdem sein, unter anderem als Kommentator. Zudem freue er sich, seinen "Fans hallo zu sagen und ein paar Autogramme zu schreiben", schrieb Taylor bei X. Auch einige Anekdoten aus seinen Glanzzeiten wird die Legende ganz sicher erzählen.
Taylor prägte Darts wie kein anderer, er hob den früheren Kneipensport fast im Alleingang auf ein neues Level. Seine Dominanz war zeitweise überwältigend, bei Weltmeisterschaften blieb er in den Jahren 1995 bis 2002 ungeschlagen. Das Finale erreichte Taylor 14-mal nacheinander. "Ihn zu bezwingen, war jahrelang so aussichtslos wie der Versuch, Zuckerwatte in einem Windkanal zu essen", sagte Reporterikone Sid Waddell mal.
Darts: Phil Taylor hält Rekorde für die Ewigkeit
Taylors 16 WM-Titel werden wohl ein Rekord für die Ewigkeit bleiben, auch seine insgesamt 85 Erfolge bei Majorturnieren dürften nur schwer zu knacken sein. Wichtiger als die unzähligen Trophäen war Taylor aber vor allem eines: das Geld.
Über Jahre ließ Taylor kaum ein Event aus, sei es am anderen Ende der Welt oder in einem 3000-Seelen-Örtchen in Nordrhein-Westfalen. "Tja, Phil liebt die Pfund-Note", erzählte PDC-Chef Barry Hearn einmal. Mit fast acht Millionen Pfund Preisgeld hat er genug gescheffelt, dazu kommen Sponsoreneinnahmen, Showmatches und Immobilien.
Früher war das anders. Taylor musste sich mit drei Jobs durchschlagen, in einer Keramikfabrik schraubte er Halterungen für Toilettenpapier zusammen. Als Taylor aber 1986 in seiner Heimatstadt Stoke-on-Trent den Pub wechselt, erkennt die 2018 verstorbene Darts-Ikone Eric Bristow sein Talent und fördert ihn mit 10.000 Pfund - der Beginn der Erfolgsgeschichte.
Noch heute, knapp sieben Jahre nach seinem letzten Spiel auf der Profitour der PDC, dem WM-Finale 2018 gegen Rob Cross, schallen Gesänge über Taylor und seinem "Wonderland" durch die Hallen.
Endgültig niederlegen wird Taylor seine Pfeile aber wohl nicht. Einem Showmatch gegen Wunderkind Luke Littler steht er offen gegenüber, aber nur unter einer Bedingung. "Ich fange an", scherzte Taylor.