Sechstes Gold, aber keine neuerliche Rekordjagd: Überflieger Markus Rehm hat seinen Nimbus der Unschlagbarkeit bei Weltmeisterschaften gewahrt. Der Prothesenspringer gewann am Freitag in Paris mit 8,49 Metern souverän seinen sechsten WM-Titel in Serie, verpasste dabei aber seinen Ende Juni aufgestellten Para-Weltrekord der Startklasse T64 um 23 Zentimeter. Ebendiese Distanz fehlt ihm damit auch weiterhin zu seinem Traumziel, Mike Powells Weitsprung-Weltrekord von 8,95 Metern.
Konkurrenz im eigenen Wettbewerb hatte Rehm aber auch am Freitagabend im Charlety Stadion von Paris nicht, 1,10 Meter lag er vor dem zweitplatzierten Derek Loccident aus den USA. Zudem verbesserte er seinen eigenen WM-Rekord aus dem Jahr 2015 um neun Zentimeter.
"Mir geht's super, das war ein toller Wettkampf", sagte er anschließend, "der WM-Rekord war das Ziel, den habe ich geknackt. Das war ein schöner Vorgeschmack für Paris 2024."
Bei Großereignissen im Para-Sport ist der Leverkusener seit 2011 ungeschlagen. Seitdem holte er im Weitsprung neben sechs WM-Titeln auch fünf EM-Triumphe sowie drei Goldmedaillen bei Paralympics. Dank Rehm steht der Deutsche Behindertensportverband (DBS) beim Jahreshöhepunkt nun bei acht Medaillen (3x Gold, 2x Silber, 3x Bronze).
Rehm hatte den Para-Weltrekord erst im Mai in Barcelona auf 8,64 Meter verbessert, ehe er ihn Ende Juni in Rhede gar auf 8,72 Meter steigerte. Seit 14 Jahren ist kein olympischer Athlet weiter gesprungen, in der Historie überhaupt nur acht. Der Weltjahresbeste Jeswin Aldrin aus Indien kam lediglich auf 8,42 Meter, der jahresbeste Deutsche Simon Batz blieb gar unter der Acht-Meter-Marke. Kein Wunder also, dass Rehm seit seinem Flug in neue Dimensionen größer denkt. Die magischen 8,95 schwirren in seinem Kopf herum.
Markus Rehm: Weg zum Weltrekord "immer noch weit"
"Wenn man jetzt nicht langsam anfängt zu träumen, wäre man kein Leistungssportler. Man fängt schon an, sich Gedanken zu machen", hatte Rehm dem SID vor der WM gesagt. "Er hat noch Potenzial. Selbst die neun Meter sind inzwischen möglich", frohlockte seine Trainerin Steffi Nerius. Allerdings gelte es, sich der Bestmarke von "Legende" Powell erstmal Schritt für Schritt anzunähern. Denn zum 1991 in Tokio aufgestellten Weltrekord sei es "immer noch weit", so Rehm.
Verkürzen konnte er den Abstand am Freitagabend bei seiner Topweite im fünften und sechsten Versuch nicht - und das kam durchaus überraschend. Im gehobenen Alter von 34 Jahren liefert der im Winter bei Snowboard-Wettkämpfen gestartete Leverkusener nämlich die beste und konstanteste Saison seines Lebens, reiht eine Gala an die andere. "Wir haben immer den Anspruch, dass vielleicht noch mehr geht", betonte Rehm.
Die Siegmarke von Paris soll also noch lang nicht das Ende seiner Rekordjagd sein.