Joshua Hartmann zog seine Schuhe aus und ließ sich auf den Rücken fallen. Eine gefühlte Ewigkeit harrte der deutsche Rekordler nach seiner großen Enttäuschung bei der WM in Budapest im Schatten aus. Erst nach knapp 20 Minuten raffte sich der 200-m-Sprinter auf und versuchte zu erklären, wie er sein bitteres Vorlauf-Aus selbst verschuldet hatte.
"Ich habe viele Fehler gemacht und mich hinten raus vielleicht zu sicher gefühlt", räumte Hartmann am ZDF-Mikrofon ein. Der Kölner erreichte in 20,51 Sekunden nur Platz vier in seinem Vorlauf, weil er sich verzockt hatte: Auf Platz drei liegend hatte er sich knapp 20 m vor dem Ziel nach links und rechts umgeschaut und offenbar Tempo rausgenommen. Auf den letzten Metern flog dann der Schweizer William Reais (20,50) noch an ihm vorbei.
"Es ist kein einfacher Ausgang für mich. Ich habe gewusst, dass es nicht leicht wird. Es ist eine Weltmeisterschaft, da gehört offenbar doch mehr dazu, als einmal im Vorfeld eine schnelle Zeit zu laufen", sagte Hartmann ehrlich und ergänzte: "Aus Niederlagen lernt man mehr als aus Erfolgen. Ich werde besser zurückkommen."
Hartmann hatte bei den deutschen Meisterschaften im vergangenen Monat für Aufsehen gesorgt, als er den 18 Jahre alten deutschen Rekord von Tobias Unger in 20,02 unterboten und seine Bestleistung um gleich 0,31 Sekunden heruntergeschraubt hatte. In Budapest wollte er als erster Deutscher über 200 m unter 20 Sekunden laufen und in den Endlauf am Samstag gegen Weltmeister Noah Lyles und Co. einziehen.
Daraus wurde nichts - und zwar deutlich. "Das ist für uns überraschend", räumte Bundestrainer David Corell ein. Man habe "klar" mit dem Weiterkommen gerechnet.