Jan Ullrich will keine Tour-Titel annehmen, die dem früheren deutschen Radprofi nach den Sanktionen gegen Lance Armstrong zufallen könnten. Er wolle sich nicht mit fremden Federn schmücken.
"Ich werde mich sicherlich nicht mit fremden Federn schmücken", sagte Ullrich dem Nachrichtenmagazin "Focus". "In den Jahren war Lance einfach besser als ich. Das akzeptiere ich - damals wie heute", sagte Ullrich, der 2000, 2001, und 2003 jeweils Zweiter bei der Frankreich-Rundfahrt wurde.
Dem amerikanischen Radprofi waren am Freitag durch die amerikanische Anti-Doping-Behörde USADA sämtliche Resultate ab dem 1. August 1998 gestrichen worden - also inklusive seiner sieben Tour-Titel.
Der Weltverband UCI könnte den Fall nun noch vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS bringen, der möglicherweise das letzte Wort hätte. Ausgerechnet Ullrich, der im Februar vom CAS wegen Dopings gesperrt worden war, könnten drei Titel von Armstrong zufallen.
Scharping gegen automatisches Aufrücken
Auch Rudolf Scharping hat sich gegen das automatische Aufrücken anderer Fahrer zum Sieg ausgesprochen. "Ich würde ihn disqualifizieren, wäre aber dafür, dass als Symbol für die dopingverseuchte Zeit auch niemand als Sieger nachrückt", sagte der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Es gehe da ja auch um Fahrer, die selbst ins Zwielicht geraten seien, sagt Scharping weiter. In den Jahren 2000, 2001 und 2003 hatte Jan Ullrich den zweiten Platz hinter Armstrong belegt, 2004 war es Andreas Klöden. Der 2007 zurückgetretene Ullrich war selbst im Februar vom CAS wegen Dopings gesperrt worden. Klöden hat bisher immer Doping-Vorwürfe bestritten.
Spendenanstieg bei Armstrongs Krebs-Stiftung
Trotz seiner Sperre kann sich Armstrong der Unterstützung seiner Fans offenbar sicher sein. Seine Krebs-Stiftung verzeichnete am Freitag nach dem Beschluss der USADA einen sprunghaften Anstieg der Spenden.
Bis zum Freitagnachmittag gingen über die Homepage der Stiftung nach Angaben von Geschäftsführer Doug Ulman Spenden in Höhe von 78.000 Dollar ein. Das sei fast das 25-fache des Vortags, als es nur 3.200 Dollar gewesen seien, wie Ulman dem US-Sportsender ESPN berichtete. In den vergangenen 15 Jahren hatte Armstrongs Stiftung 470 Millionen Dollar gesammelt.
Sponsoren wie ein amerikanischer Sportartikelhersteller wollen Armstrong, der Mitte der Neunzigerjahre eine schwere Hodenkrebserkrankung überlebte, auch weiter unterstützen. "Armstrong hat seine Unschuld beteuert und ist in dem Punkt standhaft geblieben", hieß es in einer Presseerklärung des Unternehmens.
Voigt hofft auf Ende der Causa
Jens Voigt hofft unterdessen, dass der Radsport mit der Sperre endlich wieder nach vorne blicken kann.
"Natürlich werden wir durch die verhängten Sanktionen nicht alle Probleme lösen können", sagte der 40-Jährige vor dem Start der fünften Etappe der Pro Cycling Challenge in Breckenridge (USA).
Voigt ergänzte: "Aber ich hoffe einfach nur, dass das alles nun zu einem Ende kommt und wir zwar nicht von vorne anfangen können, doch aber eine Linie markiert haben, die die Vergangenheit kennzeichnet."
Armstrong war am Freitag von der USADA lebenslang gesperrt worden. Die Behörde hatte dem Amerikaner am Freitag zudem seine sieben Tour-de-France-Titel aberkannt.
Der Radsport-Kalender 2012 im Überblick