Nach dem jüngsten Rückschlag stand Sabine Lisicki der Frust ins Gesicht geschrieben. Eigentlich hatte sie in Nürnberg das Schöne mit dem Nützlichen verbinden wollen. Weil die Schwester ihres Freundes in der Frankenmetropole wohnt, hatte das Debüt von Lisicki beim Sandplatzturnier am Valznerweiher auch irgendwie etwas Familiäres.
Als nützlicher Mutmacher für die am Sonntag in Paris beginnenden French Open taugte der Auftritt der Weltranglisten-20. auf der Anlage des 1. FC Nürnberg aber nicht. Im Gegenteil. "Ich finde es einfach schade, dass ich die Chancen nicht nutzen konnte und sehr knapp verloren habe", sagte die an Position drei gesetzte Lisicki nach ihrem Achtelfinal-Aus gegen die Spanierin Lara Arruabarrena (2:6, 7:6, 6:7). Es klang trotzig.
5:3 hatte die Berlinerin im entscheidenden Durchgang geführt, dann aber nicht konsequent genug agiert. Nur zwei von insgesamt elf Breakchancen konnte Lisicki nutzen. Möglicherweise ein Zeichen von fehlendem Selbstvertrauen nach den zuletzt wieder enttäuschenden Ergebnissen im Anschluss an das Zwischenhoch in Indian Wells (Halbfinale) und Miami (Viertelfinale). Dabei hatte die Wimbledon-Finalistin von 2013 doch jüngst erst verraten, "dass es mir immer mehr Spaß macht, auf Sand zu spielen".
Der Frust jedenfalls saß tief nach dem K.o. im Duell mit der Nummer 98 der Welt. Ob die Niederlage - die fünfte im siebten Sandplatzmatch der Saison - denn schmerzen würde, wollte ein Medienvertreter wissen. "Natürlich", meinte Lisicki - und blieb weitere Erläuterungen erst einmal schuldig. Wenig später kündigte die 25-Jährige an, das Match zusammen mit ihrem Coach Christopher Kas zu analysieren, um ihre Schlüsse für die French Open zu ziehen.
Roland Garros nicht "Lieblingsturnier"
Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass die diesmal mit über 28 Millionen Euro dotierte Veranstaltung am Bois de Boulogne nie zu einem Lieblings-Turnier von Lisicki avancieren wird. Über die dritte Runde ist sie in Roland Garros noch nie hinausgekommen - bei den drei anderen Majors aber schon.
Damit das anders wird, hatte Lisicki sogar mit einer Gewohnheit gebrochen und unmittelbar vor dem Start eines Grand Slams ein Turnier bestritten. "Wir wollten mal etwas anderes ausprobieren. Ich wollte in Nürnberg so viele Matches wie möglich spielen", berichtete die deutsche Nummer drei mit süßsaurer Miene. Es wurden nur zwei Partien. Weshalb es im Viertelfinale am Donnerstag auch nicht zum reizvollen deutschen Duell mit Carina Witthöft (Hamburg/Nr. 8) kommt.
Tipps könnte sich Lisicki von ihrer Fed-Cup-Kollegin Angelique Kerber (Kiel) holen. Die 27-Jährige hatte im April die Sandplatzturniere in Charleston und Stuttgart gewonnen, obwohl sie das Spiel auf Asche in der Vergangenheit nie so recht mochte. Ein Hoffnungsschimmer für Lisicki nach dem Frust von Nürnberg.
Sabine Lisicki im Steckbrief