"Peinlich und lächerlich": Novak Djokovic plädiert erneut für Videobeweis im Tennis nach Zwischenfall in Cincinnati

SID
Novak Djokovic
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Der serbische Grand-Slam-Rekordgewinner Novak Djokovic hat mit Nachdruck erneut die flächendeckende Einführung des Videobeweises im Profitennis gefordert. "Es ist peinlich", schrieb der Weltranglistenzweite und Olympiasieger in den sozialen Netzwerken über eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung beim ATP-Turnier in Cincinnati/US-Bundesstaat Ohio, "dass wir zur Klärung von strittigen Situationen auf dem Court keine Videowiederholungen nutzen können."

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Auslöser für Djokovics Verärgerung war der Siegpunkt des Briten Jack Draper im Achtelfinale gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime: Bevor der Ball über das Netz in Auger-Aliassimes Feld flog, hatte die Filzkugel nach Drapers Schlag dem Anschein nach zunächst noch einmal regelwidrig den Boden berührt.

Trotz der Proteste von Auger-Aliassime sprach der Stuhlschiedsrichter den Zähler und damit das gesamte Match Draper zu. Vorausgegangen war eine fünfminütige Diskussion am Netz zwischen den Spielern, dem Stuhlschiedsrichter und dem ATP-Supervisor. Auger-Aliassime nannte die Entscheidung "fürchterlich" und prophezeite: "Dieser Clip wird überall sein. Es wird lächerlich aussehen, das wird komplett verrückt."

Auger-Aliassime behielt Recht. Die Szene rief unzählige Kommentare auf den Plan. Topspieler Stefanos Tsitsipas schrieb bei X, er habe so etwas noch nie gesehen. Ex-US-Open-Champion Andy Roddick meinte: "Selbst wenn du die Technik hast, musste du das korrekt entscheiden."

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Für Djokovic ist der noch weit verbreitete Verzicht auf eine standardisierte Videotechnologie nicht mehr vertretbar. "Wir haben schon das Hawkeye für Linienbälle, und wir haben im 21. Jahrhundert eine fortgeschrittene Technologie. Bitte sorgt deswegen dafür, dass so ein Unsinn nie wieder passieren kann", appellierte der 37-Jährige an die Spitzen der Profi-Organisationen ATP (Männer) und WTA (Frauen).

Djokovic hält die Situation auf dem Court im Fall von umstrittenen Spielsituation für absolut unangemessen: "Es ist lächerlich, dass wir keine Regel haben, die dem Schiedsrichter eine Änderung seiner ursprünglichen Entscheidung durch die Ansicht von Videobildern neben dem Platz erlaubt. Jeder Fernsehzuschauer kann in der Wiederholung sehen, was wirklich passiert ist, aber bei uns werden sogar die Spieler im Dunkeln über die Fakten gelassen."

Erst zuletzt beim Olympia-Turnier in Paris hatte sich auch die US-Open-Siegerin Coco Gauff nach ihrem Achtelfinal-Aus nach einer strittigen Schiedsrichterentscheidung im vorherigen Spielverlauf für den Videobeweis im Tennis ausgesprochen. "Wir sollten Videowiederholung bekommen, weil es oft auch um wichtige Punkte geht. Hinterher entschuldigen sich die Verantwortlichen für gewöhnlich, aber das frustriert noch mehr, wenn das Spiel vorbei ist und man verloren hat", sagte die US-Weltranglistenzweite.