Zwischen Genie und Wahnsinn: Dana White ist das Mastermind hinter der UFC. SPOX traf den UFC-Präsidenten im Rahmen der Präsentation des neuen MMA-Videospiels von THQ in Las Vegas und sprach mit ihm über den langwierigen Kampf gegen die Traditionalisten, die Rolle von Dennis Siver und das Mayweather-Pacquiao-Chaos.
Ein lautes "WOW!" hallte durch die noblen Hallen des Marquee-Nachtklubs in Las Vegas. Dana White hatte gerade bei der Präsentation des neuen Videospiels "UFC Undisputed 3" die Bühne geentert und ließ wie so oft seinen Gefühlen freien Lauf. Diese drei, vier Sekunden reichen bereits aus, um zu verstehen: White ist White. Jeden Tag, 24/7. Er beschützt und verteidigt die UFC wie eine Löwenmutter seine Babys.
Kein Wunder, lag die UFC doch völlig am Boden, als White 2001 einstieg. Er und seine Teilhaber kauften den Trümmerhaufen für zwei Millionen Dollar und standen wenige Jahre danach angesichts von 44 Millionen Dollar Miesen sogar kurz davor, das Projekt völlig aufzugeben. Dann schaffte White dank völlig neuer und erfolgreicher Marketing-Strategien den Turnaround. Heute ist die UFC ungefähr eine Milliarde Dollar wert und die am schnellsten wachsende Sport-Organisation der Welt.
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Und es wird noch eines deutlich: Understatement gehört nicht gerade zu seinen Stärken. Auch deswegen gilt der glühende Red-Sox-Anhänger als König des MMA. Vom Aerobic-Trainer zum UFC-Präsidenten - Dana White lebt seinen ganz eigenen amerikanischen Traum.
Im Interview spricht der 42-Jährige über die goldene Zukunft der UFC, eine Rückkehr nach Deutschland und erklärt die Schlaftablette namens Klitschko.
SPOX: Herr White, die wichtigste Frage für alle deutschen UFC-Fans zu Beginn: Gibt es schon Pläne für eine Deutschland-Rückkehr?
Dana White: Das dauert vermutlich noch eine Weile. Im Moment ist unser Ziel, die UFC auf der ganzen Welt bekannt und berühmt zu machen. In Europa und demnach auch in Deutschland haben wir ja bereits unsere Duftmarke hinterlassen. Jetzt gilt es einfach, weiter zu expandieren.
SPOX: Nach Erfolgen und UFC-Events in Brasilien, Kanada, Deutschland, Irland, England, Australien und Abu Dhabi: Wo geht's als Nächstes hin?
White: Indien und China stehen auf unserer Agenda ganz weit oben. Wir wollen die UFC zu einem weltweiten Phänomen machen, und der Erfolg bisher gibt uns Recht. Aber noch mal zu Deutschland: Wir werden auf jeden Fall zurückkehren.
SPOX: Um trotzdem in den Köpfen der Leute zu bleiben, ist das neue Videospiel "UFC Undisputed 3" natürlich ein gern genommenes Mittel.
White: Keine Frage. Wenn wir dadurch noch mehr Leute für unsere Sportart begeistern können, nehmen wir das gerne mit. Ganz zu schweigen davon, dass das neue Game von weitem schon fast wie ein echtes Event wirkt. Total verrückt, was heutzutage machbar ist.
SPOX: Gerade in Deutschland kommt allerdings das TV-Verbot für die UFC erschwerend hinzu. Gibt es dazu neue Entwicklungen?
White: Wir arbeiten natürlich daran. Eine Rückkehr auf die Bildschirme ist essentiell, um auch in Deutschland richtig Fuß zu fassen und den Fans dort etwas zu bieten. Aber es ist ganz normal, dass in neuen Märkten auch das eine oder andere Hindernis für uns auftaucht.
SPOX: Insbesondere in Deutschland hat die UFC bzw. Mixed Martial Arts weiterhin mit Vorurteilen zu kämpfen. Es ist immer wieder die Rede von blutigen Brutalo-Kämpfen und dergleichen. Wie gehen Sie damit um?
White: Eigentlich kann man nur den Kopf schütteln. Diese Klischees entsprechen einfach nicht der Realität. Die Kämpfer sind nicht gewalttätig, sie sind nicht auf den Kopf gefallen. Einige sind sogar echte Computer-Spezialisten und haben einen Hochschulabschluss. MMA hat so viel mehr zu bieten. Aber gerade da sind wir gefordert.
SPOX: In dieser Entwicklungsphase?
spoxWhite: Genau. Wir müssen einfach die Rolle des Vorreiters in diesem Lernprozess übernehmen. Man könnte fast sagen, wir sind so eine Art Lehrer für die Unwissenden. Aber es ist auch eine Generationsfrage. Wenn ich fragen darf: Wie alt sind Sie?
SPOX: 23.
White: Ihre Generation versteht, um was es in der UFC geht. Einige sind vielleicht schon damit aufgewachsen und können sich dafür begeistern. Und die Angst vor neuen Sachen, vor neuen Sportarten ist nicht ganz so groß. Da haben wir sicherlich mehr Probleme mit alteingesessenen Traditionalisten. Aber unser Erfolg ist unaufhaltsam.
SPOX: Kann dabei auch Dennis Siver, trotz seiner Niederlage gegen Donald Ceronne, eine gewichtige Rolle einnehmen?
White: Auf jeden Fall. Er ist ein Badass im Octagon. Ich liebe es, ihn kämpfen zu sehen. Weil er einfach immer nach vorne geht und auf die Entscheidung drängt.
SPOX: Ein möglicher Titelkampf gegen Frankie Edgar ist nach seiner Niederlage allerdings erst mal ad acta gelegt, oder?
White: Hätte er gewonnen, wäre er sicherlich eine Alternative geworden. So muss er sich allerdings erst wieder hinten anstellen. Aber bei uns kann es ja so schnell gehen. Wer weiß, was die Zukunft bringt?
SPOX: Wenn Sie die letzten zehn Jahre noch mal Revue passieren lassen: Hätten Sie je gedacht, dass die UFC so erfolgreich werden würde?
White: Um ehrlich zu sein: Ja, ich war von Anfang an überzeugt.
SPOX: Da spricht jetzt aber der Optimist.
White: Nicht unbedingt. Ich habe einfach immer daran geglaubt. Ich wusste, dass die Leute auf der Suche nach einer Alternative zum Boxen waren. Gerade, weil das Boxen in den letzten Jahren immer uninteressanter geworden ist. Allerdings haben wir uns auch den Arsch aufgerissen, um dorthin zu kommen, wo wir heute sind.
SPOX: Apropos Boxen: Ich weiß, dass sie trotzdem ein großer Box-Fan sind. Jeder redet seit Monaten über einen möglichen Kampf zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao.
White: Und da sind wir doch schon beim Punkt. Jeder will den Kampf, aber die Verantwortlichen schaffen es einfach nicht, diesen Fight auf die Reihe zu bekommen. Das ist doch lächerlich. So was würde es bei uns einfach nicht geben. Wir versuchen immer, die Besten gegen die Besten kämpfen zu lassen. Deswegen gibt's bei uns eben so Kämpfe wie Lesnar gegen Overeem oder Sonnen gegen Silva.
SPOX: Auf einen Fight warten die Fans trotzdem immer noch vergebens: Anderson Silva gegen Georges St. Pierre. Darf man noch hoffen?
White: Man sollte nie nie sagen. Allerdings bin ich kein großer Freund davon, zwischen zwei Gewichtsklassen hin und her zu springen. Zudem haben beide Kämpfer in ihren Gewichtsklassen noch Herausforderungen, insbesondere Chael Sonnen bzw. Nick Diaz.
SPOX: Anders als Mayweather und Pacquiao, denen langsam die Gegner ausgehen. Falls der Fight jemals stattfinden sollte: Wer würde gewinnen?
White: Ganz klar Pac-Man. Im Gegensatz zu vielen Boxern lässt er seinen Worten auch Taten folgen. Ich liebe einfach Fighter, die auch mal Eier zeigen.
SPOX: Im Gegensatz zu den Klitschko-Brüdern?
White: Wie gesagt: Ich liebe Kämpfer, die interessant und aufregend sind. Und die Klitschkos sind vieles, aber sicherlich nicht aufregend. Wer schaut sich schon gerne zwölf Runden lang immer denselben Jab an? Da schläft man doch ein!
SPOX: Und trotzdem sind die Einschaltquoten für die beiden Klitschkos in Deutschland weiterhin sehr hoch.
White: Ja, warum auch immer. Die sollten mal die UFC zur selben Uhrzeit und mit demselben Medienaufkommen zeigen. Dann könnten wir beweisen, was wir so drauf haben.