Die O2 World in Berlin stand Kopf, als der Kölner Nick Hein nach einem harten Dreirundenkampf gegen Drew Dober aus den USA einen einstimmigen Punktsieg mit 30-27, 29-28 und 29-28 zugesprochen bekam.
Er war zu keiner Zeit gegen den Amerikaner in Bedrängnis und hatte ihm bereits in der ersten Runde eine Platzwunde über dem Auge zugefügt, die Dober zunächst merklich aus dem Konzept brachte.
Während Hein die erste Runde mit seinen Schlägen und Judowürfen für sich entscheiden konnte, punktete Dober im zweiten Durchgang mit gutem Konterstriking und Ellenbogenstößen am Boden. Die dritte und letzte Runde war ebenfalls denkbar knapp, sodass schon Zittern angesagt war, als die Punktzettel addiert wurden.
Am Ende war es dann der hauptberufliche Polizist Nick Hein, der von Kommentator Dan Hardy zum Interview gebeten wurde. Er hatte allerdings ganz eigene Pläne für das Interview, nahm Hardy das Mikrofon ab und brachte die 8.500 Zuschauer in der Halle dazu, "U-F-C, U-F-C" zu skandieren. Das Ziel: der Liga zu zeigen, dass sie in Deutschland goldrichtig ist.
Auch Sobotta weiß zu überzeugen
Peter Sobotta war nach seinem Kampf gegen Pawel Pawlak mindestens genauso gut drauf, ging jedoch eher in sich selbst und sank erst einmal auf die Knie, nachdem sein Punktsieg verlesen wurde. Fünf Jahre des Trainings, der Hoffnung, des Wartens und der Enttäuschungen in der UFC lagen hinter ihm. Und nun war er da, der erste Sieg.
Sobotta ließ keine Fragen offen. Niemand wird je sagen können, er habe nur durch Glück vorzeitig gewonnen. Niemand wird bezweifeln können, dass der richtige Mann als Sieger angekündigt wurde. Sobotta gewann alle drei Runden mit deutlichem Vorsprung gegen den motiviert und talentiert kämpfenden Pawlak, bekam von jedem der drei Punktrichter jede der Runden mit 10-9.
Das war das einzig logische Ergebnis, und als Sobotta mit erhobenen Armen im Octagon kniete, realisierte er langsam aber sicher, dass er die letzten fünf Jahre seines Lebens nicht verschwendet hatte. Herzlich willkommen in der UFC, Peter Sobotta.
Im Hauptkampf der UFC Fight Night Berlin standen sich die Mittelgewichte Mark Munoz und Gegard Mousasi gegenüber. Leider bewahrheiteten sich die Vermutungen, die in Expertenkreisen vor dem Kampf angestellt wurden: Mark Munoz konnte mit Mousasis Klasse leider nicht mithalten und wurde noch in der ersten Runde abgefertigt.
Munoz chancenlos gegen Mousasi
Für Anhänger des Niederländers Mousasi ist das eine gute Nachricht, denn ihr Idol hatte sich bislang in der UFC nicht annähernd so brillant präsentiert wie davor bei Strikeforce und in Japan. Der UFC-Veteran Munoz konnte dagegen keinen Stich gegen ihn machen. Seine Takedownversuche waren wirkungslos und führten bisweilen dazu, dass Mousasi danach in der vorteilhafteren Position war. Munoz' sonst sehr gutes Striking verpuffte weitgehend ohne Wirkung.
Das Ende kam nach 3:57 Minuten, als Mousasi einen Takedown von Mark Munoz nutzte, um selbst in die Oberlage zu kommen. Er landete im Full Mount, Munoz drehte sich auf die Vorderseite und gab so seinen Rücken auf - eine Einladung, die Mousasi nur zu gern annahm und einen Rear-Naked Choke ansetzte. Munoz hatte nur noch eine letzte Entscheidung zu treffen: "Klopfe ich mit rechts oder mit links ab?".
Mark Munoz brauchte den Sieg genauso dringend wie Mousasi und war auf der Pressekonferenz nach der Veranstaltung sichtlich geknickt. Er wird nicht aufgeben, wird sich nicht geschlagen geben, muss aber der Realität ins Gesicht sehen: Mit 36 haben die meisten Kämpfer ihre besten Jahre bereits hinter sich. Zum Titelkampf wird es wohl nach dem Eindruck, den er in Berlin hinterließ, nicht mehr reichen.
Standing Ovations für Dollaway und Carmont
Der frühere TUF-Finalist CB Dollaway hatte dagegen viel mehr Erfolg gegen den favorisierten Franzosen Francis Carmont, den Zögling von Ex-Weltergewichtsmeister Georges St. Pierre. Die erste Runde ihres Mittelgewichtskampfes begeisterte die Fans in Berlin so, dass sie den Kämpfern an ihrem Ende eine Standing Ovation zugedachten. Carmont zeigte harte Kicks zum Körper, während Dollaway sich eher auf Legkicks verlegte.
Dollaway gelang in der ersten Runde ein Niederschlag, den er allerdings nicht nutzen konnte, um den Kampf zu beenden. Die zweite Runde verlief ähnlich knapp. Francis Carmont traf mit sehr guten Kicks zum Kopf und zum linken Bein von CB Dollaway. Dollaway punktete mit Takedowns und Kontrolle am Boden. Er verteidigte sich sehr gut gegen Kimura Armbarversuche seines Gegners und beendete die Runde in der Oberlage.
Auch in der letzten Runde behielt Dollaway mit seinem ringerischen Können die Oberhand und gewann am Ende nach Punkten mit 30-27, 30-27 und 29-28.
Sean Strickland holte sich einen geteilten Punktsieg gegen Luke Barnatt. Der behäbig geführte Kampf traf nicht den Geschmack des Publikums, das ihn mit lauten Buhrufen bedachte. Strickland hatte sich früh die Hand gebrochen und war hauptsächlich im Rückwärtsgang unterwegs - seine beste Chance waren gelegentliche Kontertreffer. Trotzdem reichte es für den Sieg.
Bäckström sorgt für Überraschung des Abends
Nicklas Bäckström sorgte mit einem Aufgabesieg per Bulldog-Choke gegen Tom Niinimäki für die Überraschung des Abends. Der junge Schwede war kurzfristig für den verletzten Thiago Tavares eingesprungen und krasser Außenseiter. Sowohl im Interview nach dem Kampf wie auch auf der Pressekonferenz nach der Veranstaltung bewies er viel Charisma und wird hoffentlich neben Alex Gustafsson ein zweiter dominanter Schwede in der UFC.
Um diesen Titel wird er sich mit Magnus Cedenblad streiten müssen, der bei der UFC Berlin ebenfalls sehr dominant gewann. Nach einer guten ersten Runde musste sich sein Gegner, Krzysztof Jotko aus Polen, eine Sekunde vor Ende der zweiten Runde einem Guillotine Choke geschlagen geben.
Iuri Alcantara benötigte gerade 25 Sekunden, um den Engländer Vaughan Lee mit einem linken Haken ins Land der Träume zu befördern. Maximo Blanco eröffnete die erste Runde gegen Andy Ogle mit einem sensationellen Sprungkick, der den jungen Engländer erst einmal komplett desorientierte. In der zweiten Runde fing er sich wieder und gewann sie, doch Blanco war im letzten Durchgang dann klar der bessere Kämpfer und gewann einstimmig nach Punkten.
Ruslan Magomedov gewann im Eröffnungskampf der Veranstaltung sein UFC-Debüt einstimmig nach Punkten gegen Viktor Pesta.