Stefan Lindemann hat nach fast zweijähriger Wettkampfpause ein gelungenes Comeback gefeiert. Bei der Nebelhorn-Trophy liegt der 28-Jährige nach dem Kurzprogramm auf Rang drei.
Er ballte beide Fäuste und schrie seine Erleichterung heraus: Nach fast zweijähriger Wettkampfpause hat sich Stefan Lindemann bei der Nebelhorn-Trophy in Oberstdorf in der internationalen Spitze zurückgemeldet.
Nach einem ordentlichen, wenn auch nicht fehlerfreien, Kurzprogramm hat der Erfurter gute Chancen, der Deutschen Eislauf-Union (DEU) einen Startplatz für Olympia in Vancouver zu sichern.
Der 28-Jährige geht nach bereinigter Ergebnisliste vom dritten Platz aus mit 63,95 Punkten in die Kür-Entscheidung am Freitag (13.50), mindestens Sechster muss der ehemalige WM-Dritte werden, um für sich und seine deutschen Läuferkollegen die olympische Chance zu wahren.
Lindemann: "Ziel ist Olympia"
"Mein Ziel ist ganz klar Olympia, ich wollte meine Karriere auf keinen Fall einfach so als Verletzter beenden", sagte der Thüringer, der wegen Beschwerden an der Achillessehne und langfristigen Leistenproblemen zwei Winter hintereinander beinahe komplett ausfiel.
Ein Erfolg war auch das Comeback von Stephane Lambiel. Der Schweizer begeisterte als "Wilhelm Tell" die Zuschauer und setzte sich nach 18-monatiger Wettkampfpause mit 77,45 Zählern an die Spitze. Dem Ex-Weltmeister am nächsten kam der Österreicher Viktor Pfeifer, der 65,32 Punkte sammelte.
Mit einem etwas ausdrucklosen Tango Romantica waren bereits am Mittag die deutschen Meister Carolina und Daniel Hermann in die Eistanz-Konkurrenz gestartet. Das Geschwisterpaar aus Dortmund geht daher mit 26,13 Punkten nur vom zehnten Platz aus in den Originaltanz, der am späten Donnerstag abend im Allgäu auf dem Programm steht.
Führung für US-amerikanisches Duo Davis/White
Rang eins ertanzten sich erwartungsgemäß Meryl Davis und Charlie White (37,62). Die ehemaligen Junioren-Weltmeister aus den USA verwiesen mit einem schwungvollen Vortrag Alexandra und Roman Zaretski aus Israel (32,34) sowie die Russen Jekaterina Riasanowa und Ilja Tkatschenko (31,64) auf die Plätze zwei und drei. Mit dem 13. Rang (24,00) unter 16 Paaren mussten sich zunächst Tanja Kolbe und Sascha Rabe aus Berlin begnügen.
Rabe, der durch seine Vorwürfe gegen DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf, ihn sexuell genötigt zu haben, und einen anschließenden Selbstmordversuch im Sommer in die Schlagzeilen geraten war, wertete den Saisoneinstieg dennoch als gelungen.
Rabe-Vorwürfe gegen Dönsdorf werden im Dezember vor Gericht verhandelt
"Ich hatte wochenlang Zeit, nachzudenken und alles abzuwägen. Meine Partnerin und ich sind zu dem Entschluss gekommen, in diesem Winter sportlich voll durchzuziehen. Und wir werden von den Preisrichtern fair behandelt", erklärte der 23-Jährige.
Der Streit zwischen dem angehenden Grundschullehrer und Dönsdorf, der von der DEU vorsorglich für die Dauer der Nebelhorn-Trophy in den Urlaub geschickt wurde, ist jedoch längst noch nicht ausgestanden. Rabe hat den Funktionär auf Schmerzensgeld in Höhe von rund 10.000 Euro verklagt, am 1. Dezember trifft man sich vor dem Berliner Landgericht.