Beim Eisschnelllauf-Weltcup in Heerenveen hat Jenny Wolf ihre Olympia-Gold-Ambitionen mit einem Doppelsieg untermauert. Anni Friesinger-Postma sucht noch nach ihrer Form.
Jenny Wolf spricht schon vom Olympiasieg, Anni Friesinger-Postma sucht weiter ihre Form: Zwischen den Leistungen der beiden besten deutschen Eisschnellläuferinnen lagen Welten beim zweiten Weltcup in der niederländischen Kufenhochburg Heerenveen.
Während die gesundheitlich angeschlagene Friesinger mit Platz fünf über 1500 Meter und Rang sieben über 1000 Meter auch auf ihrer Lieblingsbahn den eigenen Ansprüchen hinterherhinkte, lief Wolf zu einem ungefährdeten 500-m-Doppelsieg und sprühte danach förmlich vor Selbstvertrauen: "Wenn man es rational betrachtet, kann bei Olympia nichts anderes herauskommen als Gold. Ich müsste schon eine Menge falsch machen."
Die gute Bilanz der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) machte in der Thialf-Halle die erst 21-jährige Stephanie Beckert perfekt, die zum Auftakt am Freitag über 3000m ihr erstes Weltcuprennen gewonnen hatte. DESG-Präsident Gerd Heinze war "froh", dass die unendliche Dopingaffäre um Claudia Pechstein scheinbar spurlos am Team vorübergegangen ist: "Großes Lob an die Athletinnen, vor allem an Stephanie. Dass sie über 3000m schon so weit ist, hätte ich nicht gedacht."
Friesinger: "Ich laufe technisch ganz hässlich"
Die zuletzt an Knie und Knöchel lädierte Friesinger will sich durch die Rückschläge nicht unterkriegen lassen. "Für mich geht es nur um ein, zwei Daten im Februar. Da muss ich gut sein, nicht vorher", sagte die 16-malige Weltmeisterin mit Blick auf die olympischen Wettkämpfe in Richmond. Sie musste aber auch zugeben: "Ich laufe technisch ganz hässlich."
Immerhin schnitt die an Knöchel und Knie lädierte Olympiasiegerin beim 1500-m-Sieg von Lokalmatadorin Ireen Wüst (1:56,69 Minuten) etwas besser ab als beim Weltcup-Auftakt in Berlin, wo sie über 1500m Siebte geworden war.
In Heerenveen musste sich Friesinger (1:57,82) im direkten Duell nach einer mäßigen letzten Runde auch Langstrecken-Spezialistin Daniela Anschütz-Thoms (1:57,80) geschlagen geben. Die Team-Olympiasiegerin aus Erfurt wurde Vierte. Über 1000m verbesserte sie sich in 1:17,19 Minuten im Vergleich zu Berlin um acht Ränge, war gegen Siegerin Christine Nesbitt aus Kanada (1:15,47) aber völlig chancenlos.
Wolf in einer anderen Liga
Wolf lief am Samstag auf den ersten 300m ein nahezu perfektes Rennen, bevor ein leichter Strauchler ausgangs der Zielkurve eine noch bessere Zeit zunichte machte.
"Ich habe wieder einen Fehler gemacht, aber trotzdem klar gewonnen. Das gibt mir jede Menge Selbstvertrauen", sagte die Berlinerin nach ihrem 43. Weltcup-Sieg. Wolf gab in 37,83 Sekunden (neun Hundertstel schneller als am Vortag) wie auch am Freitag ihrer Erzrivalin Wang Beixing aus China und Annette Gerritsen aus den Niederlanden klar das Nachsehen.
Vor allem auf den ersten 100 Metern, auf denen sie Wang in 10,18 Sekunden fast vier Zehntel abnahm, läuft Wolf in ihrer eigenen Liga. In der Weltcup-Sprintwertung vergrößerte Wolf mit 380 Punkten nach dem dritten Sieg im vierten Saisonrennen ihren Vorsprung auf Wang (340) auf 40 Punkte.
Beckert will es locker angehen
Beckert erinnerte mit ihrer furiosen Schlussrunde bereits an ihr großes Idol Gunda Niemann-Stirnemann und entwickelt sich allmählich zur Mitfavoritin für die Langstreckenrennen bei Olympia. Sie bleibt aber zurückhaltend.
"Ich bin nur froh, dass ich dabei bin. Ich versuche natürlich so gut wie möglich zu laufen, unter Druck setzen werde ich mich aber mit Sicherheit nicht. Ich habe noch meine ganze Karriere vor mir und werde es locker angehen lassen", sagte die Erfurterin, die sich im Langstrecken-Weltcup hinter Sablikova auf den zweiten Rang verbesserte.
Bei den Männern sorgte Marco Weber aus deutscher Sicht für einen kleinen Lichtblick. Mit dem 14. Rang über 5000m schaffte der Münchner die Olympianorm.