Am Wochenende beginnt in Sölden die neue Weltcup-Saison der Alpinen - mit einem Felix Neureuther, der sich so gut fühlt wie lange nicht.
Das mit Sölden, das ist so eine Sache. Es ist das erste Rennen der Saison, aber Felix Neureuther mag dieses Spektakel droben am Gletscher nicht überbewerten. Er hatte keine gezielte Vorbereitung, "ich fahre das voll aus dem Training raus". Also wie im vergangenen Jahr, als er, und da muss Neureuther schmunzeln, "eher vogelwild" gefahren sei - "und trotzdem bin ich da Sechster geworden".
Sölden in diesem Jahr geht aus Sicht von Neureuther nicht ohne Sölden im vergangenen Jahr. Denn vor zwölf Monaten, da fuhr er nicht aus dem Training heraus - er hatte genau genommen gar nicht trainiert. Ein paar Monate zuvor war nicht einmal so richtig klar gewesen, ob er überhaupt weiterfahren könnte - der Rücken. So wie im Winter 2014/2015, gesteht Neureuther, "hätte ich nicht mehr weitermachen können. Auch vom Kopf her."
Weil aber im Winter 2015/16 keine Großveranstaltung anstand, fuhr Neureuther zwar weiter Ski, doch genau genommen sah er die Zeit als "Übergangssaison, damit sich mein Rücken erholen kann". Es hat sich gelohnt. In der Vorbereitung auf seine mittlerweile 14. Saison im Weltcup hat der 32-Jährige "all die Dinge gemacht, von denen ich geglaubt habe, dass ich sie nicht mehr tun kann". Auch wenn er ab und an mal Schmerzen hatte.
"Das ist halt ein ganz anderes Skifahren"
spoxUnd jetzt? "Stehe ich ziemlich gut da", versichert Neureuther. Dass er die Lust am Skifahren neu entdeckt hat, das will er so nicht sagen, aber wenn er jetzt am Start nicht mehr im Kopf habe, dass ihm einer "mit dem Messer in den Rücken sticht", sei das ein befreiendes Gefühl. "Das ist halt ein ganz anderes Skifahren", sagt er, und ja, "man weiß das zu schätzen".
Neureuther hat nicht mehr lange, "das Ende naht". Olympia 2018 in Pyeongchang will er noch mitnehmen, im kommenden Februar schließt sich erst mal bei der WM in St. Moritz ein Kreis: Bei der WM vor dann 14 Jahren an gleicher Stelle hatte er zum ersten Mal auf der großen Bühne aufhorchen lassen - mit flotten Sprüchen und mit der besten Zeit im zweiten Lauf des Slaloms. Tja, "die guten alten Zeiten", sagt Neureuther und lacht.
Die guten alten Zeiten. "Für mich ist das Hauptziel", sagt Neureuther, "dass ich wieder dahin komme, wo ich vor zwei, drei Jahren war." Also einer zu sein, der in jedem Rennen um den Sieg mitfährt. "Wenn ich das Gefühl hätte, dass ich keine Rennen mehr gewinnen könnte, dann würde ich sagen: Okay, dann ist es g'scheiter, dass ich neben der Michelle Hunziker sitze" - wo er als Juror in der Sendung "Super Kids" zuletzt tatsächlich saß.
Zusammengefasst heißt das: "Ich bin auf einem guten Weg, dass ich im Dezember in der Form sein werde, in der ich auch sein will." Was aber nicht heißt, "dass das jetzt eine Wahnsinnssaison wird". Das nicht. Doch Felix Neureuther ist nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Wie gesagt: vor zwölf Monaten, kein Training, Sechster, bestes Resultat in Sölden. Jetzt, wo vieles schon gut ist, kann es eigentlich nur besser werden.