Neureuther attackiert das IOC und die Sportler: "Werte von Olympia verschwinden im Schutt"

Von SPOX
Felix Neureuther hat das IOC attackiert.
© getty

Am Freitag beginnen im südkoreanischen Pyeongchang die Olympischen Winterspiele. Felix Neureuther wird aufgrund eines Kreuzbandrisses nicht dabei sein. Trotzdem äußerte sich der Skifahrer sehr kritisch über das IOC, Olympia an sich und auch über das Verhalten mancher Sportler.

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"Es ist für die Begeisterung hierzulande schon schade, dass die Olympischen Spiele mehrmals hintereinander so weit weg von Europa stattfinden, mit Pyeongchang, Tokio, Peking. Wenn ich mir die Entwicklung der letzten Jahre anschaue, hat leider eine große Entzauberung stattgefunden", sagte Neureuther in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Der 33-Jährige schwärmte von den Spielen 2010 in Vancouver, wo Sportbegeisterung und Fairplay so gelebt worden seien, wie es bei Olympia eigentlich sein sollte. Dass es in Südkorea ähnlich gut werden kann, hält Neureuther für nahezu ausgeschlossen.

"In Südkorea, wo sie die Spiele irgendwo hingepflanzt haben, habe ich nicht das Gefühl, dass sich so ein Flair entwickeln kann. Dafür ist das Land einfach keine Wintersportnation", erklärte der gebürtige Münchner. Generell habe die Abwertung von Olympia bereits vor vier Jahren in Sotschi begonnen, findet der Mann mit den 13 Weltcupsiegen.

Neureuther mit Kritik an den Spielen in Sotschi

"Wenn im Vorfeld nur über Enteignung und Korruption berichtet wird, wenn aus dem Nichts gigantische Sportstätten und Hoteldörfer in die Höhe gezogen werden, für die mit dem Bulldozer die Natur plattgemacht wird - dann verschwinden die Werte von Olympia im Schutt. Das Geld hätte anderswo viel sinnvoller eingesetzt werden können. Leider ist dieser Gedanke der Nachhaltigkeit dem IOC völlig egal. Es geht um eine gigantische Show und darum, wie viel Geld generiert werden kann", sprach Neureuther das aus, was viele Menschen denken.

Und der Sohn von Rosi Mittermaier und Christian Neureuther weiter: "Das Problem ist doch, dass in den veranstaltenden Ländern Sportstätten hinterlassen werden, die kein Mensch mehr braucht oder nutzt. Warum gestaltet man die Vergaberichtlinien für Olympische Spiele nicht so flexibel, dass man Mitspracherechte der Veranstalter mit einbaut? Wenn das IOC zum Vorreiter von grünen Spielen werden könnte - das wäre zeitgemäß. Dieser Gigantismus wird jedenfalls keine Zustimmung mehr bekommen. Das sehen wir an den vielen gescheiterten Volksabstimmungen in Deutschland, der Schweiz oder in Österreich."

Neureuther fordert totale Überarbeitung der Vergaberichtlinien

Neureuther ist für eine totale Überarbeitung der Vergaberichtlinien. Nachhaltigkeit müsse dabei immer an erster Stelle stehen. Und auch das Geld müsste laut Neureuther viel mehr im ausrichtenden Land bleiben und nicht in gigantischen Mengen auf das Konto des IOC fließen.

"Es wäre ja schon ein Gewinn, wenn sich das IOC nicht steuerliche Sonderegeln garantieren ließe. Dass Schulen gebaut werden, dass der Schulsport besser gefördert wird. Oder dass ein weltweit einheitliches Anti-Doping-System aufgebaut wird, damit ein fairerer Wettkampf möglich wäre. Verbände, die dabei nicht mitspielen, bekommen keine sportlichen Großereignisse oder dürfen bei Olympia nicht mehr starten. Die Idee des olympischen Dorfes, dass Sportler im Fairplay gegeneinander antreten, müsste auch für die Funktionäre gelten", so Neureuther.

Dabei sei ein radikaler Schnitt beim IOC die Grundvoraussetzung, sagte Neureuther: "Die Struktur in den Spitzengremien des IOC ist so fest gefügt, dass radikale Veränderungen nie beschlossen werden. Der Rückgriff auf die Antike mit den olympischen Göttern hat schon seine Berechtigung. Wer würde da gerne herabsteigen? Ich möchte aber ganz klar sagen, dass es im IOC auch hervorragende Vertreter gibt."

Neureuther: Sportler müssen den Mund aufmachen

Um die Dinge positiv zu verändern, forderte der Ski-Star andere Sportler auf, sich mehr zu Wort zu melden und ihre Meinung zu sagen. Es sei viel zu einfach, sich auf seinen Sport zu konzentrieren und den Rest einfach auszublenden.

"Wir fordern ja immer, dass wir öfters an Entscheidungen beteiligt werden wollen. Aber wenn keiner den Mund aufmacht - wie sollen dann Dinge in unserem Sinne geregelt werden? Natürlich kostet es viel Energie, sich auf einen olympischen Wettkampf vorzubereiten, der alle vier Jahre stattfindet. Aber, meine Herren, wenn ich zwei Monate vor Olympia eine Meinung zum Thema IOC abgeben soll, dann kann ich doch mal offen sagen, was mich stört. Ich glaube nicht, dass ich deswegen chancenloser an den Start gehe. Mir kann jedenfalls kein Sportler sagen, dass ihn die Entwicklungen drumherum kaltlassen", so Neureuther.

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