Bachs Triumph mit der Agenda

SID
IOC-Präsident Thomas Bach (r.) hat seine Änderungen durchgeboxt
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40 Abstimmungen von 96 IOC-Mitgliedern - nicht eine Enthaltung, nicht eine Gegenstimme: IOC-Präsident Thomas Bach hat sein Reform-Projekt Agenda 2020 mit der größtmöglichen Zustimmung durch die Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees gebracht.

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Und das alles im Eiltempo. Statt wie geplant in zwei Tagen peitschte der IOC-Chef das Programm gleich am ersten Tag durch.

Am Ende der sieben Stunden durfte sich Bach als großer Sieger fühlen. Die Erneuerung der olympischen Bewegung war sein großes Anliegen, für das der 60-Jährige seit seiner Wahl im September 2013 geworben hatte. Ein Scheitern wäre fatal für ihn und die olympische Bewegung gewesen. Nun dürfte der Fecht-Olympiasieger von 1976 genug Rückhalt für die nächsten Jahre haben.

"Ein sehr wichtiger Tag"

"Das war ein sehr wichtiger Tag für das IOC und für die olympische Bewegung", sagte Bach am Ende und bedankte sich bei den Mitgliedern. "Es ist wichtig, dass wir den einstimmigen Erfolg haben und werden das heute gebührend feiern", meinte Bach und erntete langen Applaus.

Auch FIFA-Präsident Sepp Blatter stimmte in der Session für mehr Transparenz und segnete alle Punkte mit ab. "Wir haben in Sotschi bereits die Grundlage für diese Abstimmung gelegt. Da bin ich ein Teamplayer", sagte der Schweizer, der wegen der vielen Skandale in der FIFA zuletzt stark in der Kritik stand.

Ein zentraler Punkt der Reform ist die Änderung des Bewerberverfahrens und die Möglichkeit, bei Olympia einzelne Sportarten in anderen Städten oder gar Ländern auszutragen. "Das gibt uns mehr Handlungsspielraum", sagte DOSB-Vorstandsvorsitzender Michael Vesper in Monaco. Der frühere Grünen-Politiker wirkte in der zuständigen Arbeitsgruppe des IOC mit.

Welche Sportarten im Falle einer Bewerbung von Berlin oder Hamburg von einer Verlegung betroffen sind, wollte Vesper nicht sagen: "So weit sind wir noch nicht." Erst im März 2015 will sich der DOSB festlegen, mit welcher Stadt man ins Rennen um die Ausrichtung der Sommerspiele 2024 oder 2028 geht.

Neues olympisches Management

Neben der Änderung des Bewerberverfahrens stimmten die IOC-Mitglieder für einen Rahmen des olympischen Sportprogramms, für größere Nachhaltigkeit, mehr Kooperation mit anderen Sportorganisationen und -verbänden sowie für ein neues olympisches Management. Außerdem schrieb das IOC die Nicht-Diskriminierung jeglicher sexuellen Orientierung in sein Programm und sprach sich für den Start eines eigenen olympischen TV-Kanals einstimmig aus.

Per Votum wurden die Neuerungen in der Olympischen Charta, dem Gesetzbuch des IOC, festgeschrieben und haben ab sofort Gültigkeit. Das bekommt Pyeonchang bereits zu spüren. Der Gastgeber der nächsten Winterspiele, der sich gegen München durchgesetzt hatte, soll nach Überlegungen des IOC aus Kostengründen keine eigene Bob- und Rodelbahn bauen und stattdessen die bestehende Olympiabahn im 900 Kilometer entfernten Naganao/Japan nutzen.

Tokio könnte Nutznießer sein

Tokio könnte als Ausrichter der Sommerspiele 2020 das neue Sportprogramm der Olympischen Spiele zu Gute kommen. Zwar gibt es Limits (10.500 Athleten und 310 Wettbewerben im Sommer, 2900 Athleten in 100 Wettkämpfen im Winter), doch bei der Anzahl der Sportarten will man sich nicht nur auf 28 begrenzen. Der Gastgeber erhält mehr Mitspracherecht. Das könnte in Tokio dazu führen, dass das in Japan beliebte Baseball und Softball ins Programm rücken.

"Das ist ein großer Schritt. Wir wissen ja, wie schwer es ist, das olympische Programm zu ändern", sagte Bach. Der frühere WADA-Chef Richard Pound (Kanada) bezeichnete das Rahmenprogramm als "Durchbruch", zumal das IOC in diesem Punkt zuvor in einer Sackgasse angelangt war.

Diskussion bei Altersgrenze für IOC-Mitglieder

Eine breite Diskussionen gab es bei der Regel für die Altersgrenze für IOC-Mitglieder. Die Empfehlung, dass ein Mitglied maximal einmal um vier Jahr über die jetzige Altersgrenze von 70 Jahren hinaus im IOC bleiben darf, stieß auf Widerspruch. Erst auf den Hinweis, dass auch Ausnahmen von dieser Reglung möglich sind, waren alle Mitglieder auch in diesem Punkt einig.

Angesichts des klaren Abstimmungsverhältnissen sparten einige Mitglieder nicht mit Humor. Richard Peterkin, IOC-Mitglied aus St. Lucia meinte via Twitter: "Es sieht so aus, als hätten wir eine Menge an einstimmigen Votings bei den Verbesserungsvorschlägen. Entweder ist das ein gutes Zeichen, oder wir sind eine Herde von Schafen."

Kritik gab es aus Deutschland. Bündnis 90/Die Grünen ging die Reform nicht weit genug. Zwar zeigten die Vorschläge in die richtige Richtung, doch "weitere Großbaustellen werden nicht im Ansatz angegangen", hieß es in einer Erklärung. Als Beispiele nannten die Sportausschuss-Obfrau Lazar und Sportpolitik-Sprecher Mutlu unter anderem mangelnde Berücksichtigung der Menschenrechte in der Agenda und die Steuerbefreiung des IOC.

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