Eine zu kurze Nacht? I wo! "Ich war schnell im Bett und habe bis acht Uhr geschlafen", sagte Fahnenträgerin Laura Ludwig nach ihrer bitteren Rückkehr auf die olympische Bühne und klopfte sich den Sand vom Körper. Die lange Eröffnungsfeier wollte die Beachvolleyballerin erst gar nicht als Ausrede gelten lassen für die denkbar knappe Niederlage wenige Stunden später.
Mehr als eine Stunde lang hatten Rio-Olympiasiegerin Ludwig und ihre Partnerin Margareta Kozuch im Shiokaze Park um jeden Punkt gekämpft. Doch am Ende hieß es gegen die Schweizerinnen Nina Betschart und Tanja Hüberli äußerst unglücklich 1:2 (25:23, 20:22, 14:16), auch ein Machtball im dritten Satz reichte nicht. Einen Tag nach der emotionalen Eröffnungsfeier war Ludwig zurück auf dem Boden der Tatsachen.
Die Momente im Olympiastadion, als sie gemeinsam mit Wasserspringer Patrick Hausding das "Team D" mit der Fahne in der Hand angeführt hatte, nahm Ludwig dennoch mit. "Das war eine Erfahrung fürs Leben. Ich bin reingelaufen, fand's geil und bin wieder rausgelaufen", sagte die Hamburgerin und betonte: "Es war überhaupt kein Stress. Der DOSB hat sich größte Mühe gegeben, damit wir so schnell wie möglich ins Dorf zurückkommen."
Olympia: Achtelfinale für Ludwig/Kozuch fast sicher
Gut ausgeschlafen ging es dann zum ersten Olympia-Match seit dem Finale 2016. Statt 12.000 Zuschauern wie in Rio saß diesmal allerdings nur eine Handvoll Betreuer im ansonsten leeren Stadion. "Ich habe die Grillen gehört. Das war fast wie in der Wüste", sagte die 35-Jährige über die ungewohnte Atmosphäre.
Wären Fans anwesend gewesen, sie hätten das Match geliebt: Den ersten Durchgang gewannen Ludwig/Kozuch nach der Abwehr von drei Satzbällen, im zweiten schnupperten sie beim Stand vom 20:20 schon am Sieg, im dritten reichten eine 8:5-Führung sowie ein Matchball beim Stand von 14:13 nicht. "Wir haben noch viel zu lernen", sagte Ludwig, die in Rio gemeinsam mit Kira Walkenhorst Gold gewonnen hatte.
Immerhin: Das Achtelfinale ist dem deutschen Duo trotz der Niederlage wohl kaum zu nehmen. Weil Marketa Slukova und Barbora Hermannova (Tschechien) nach einer Corona-Infektion nicht antreten können, hat das deutsche Team bereits einen Sieg auf dem Konto. Für Karla Borger und Julia Sude (Düsseldorf) wird es nach einem 1:2 gegen die Europameisterinnen Anouk Verge-Depre/Joana Heidrich (Schweiz) dagegen eng.
Verbliebener Gruppengegner für Ludwig/Kozuch ist die japanische Kombination Miki Ishii/Megumi Murakami am Montag (13.00 im LIVETICKER). "Da wollen wir so viel Spielkompetenz mitnehmen wie möglich - damit wir in der K.o.-Runde selbstbewusst rangehen", sagte Ludwig.