Lange hatten sie in der deutschen "Tennis-WG" getüftelt, die Köpfe rauchten - nicht weniger war gefordert, als das in dieser Saison scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Gemeinschaftlich entwickelten Alexander Zverev und Co. eine Strategie für Jan-Lennard Struff, um der historischen Rekordjagd von Novak Djokovic ein Ende zu bereiten. Doch trotz aller Tipps und einer großen kämpferischen Leistung schaffte es der Warsteiner nicht, dem Ausnahmekönner ein Bein zu stellen.
"Ich habe mir sehr viel vorgenommen. Ich wollte ihn schlagen. Jeder möchte ihn schlagen und der Stolperstein sein, dass er den Golden Slam nicht holt", sagte Struff nach dem 4:6, 3:6 gegen den Major-Rekordchampion, mit dem er es verpasste, Zverev und Dominik Koepfer ins Achtelfinale der Olympischen Spiele zu folgen.
Er sei "sehr dankbar" über die Ratschläge seiner Kollegen gewesen, sagte Struff. Denn anders als er haben Zverev und Philipp Kohlschreiber Djokovic schon geschlagen. Doch so gut die Strategie auch war - der Serbe hatte eine bessere.
Zverev: "Du musst hier aggressiv spielen"
"Ich wollte viel mehr attackieren, aber ich kam gar nicht dazu, er hat zu solide serviert und zu gut gespielt", sagte Struff. Und so hat der Weltranglistenerste Djokovic weiter die historische Chance, als zweiter Tennisprofi nach Steffi Graf 1988 Siege bei allen vier Grand-Slam-Turnieren sowie Olympia-Gold in einem Kalenderjahr einzufahren.
Einer, der ihn stoppen könnte, ist Zverev - denn auch die deutsche Nummer eins ist in Tokio äußerst souverän unterwegs. "Du musst hier aggressiv spielen, du musst viel mit dem Aufschlag machen. Das hat heute relativ gut geklappt", sagte der Hamburger, nachdem er dem Kolumbianer Daniel Elahi Galan beim 6:2, 6:2 keine Chance gelassen hatte.
Im Einzel erwartet ihn im Kampf ums Viertelfinale am Mittwoch der Georgier Nikolos Bassilaschwili als erste knifflige Hürde, doch schon am Dienstag steht zusammen mit Struff das Achtelfinale im Doppel gegen die Franzosen Jeremy Chardy/Gael Monfils an. Und nach dem verpassten Coup gegen Djokovic ist der 31-Jährige umso motivierter. "Mein Traum ist, dass wir Richtung Medaille gehen", sagte Struff.
Weiter träumen darf auch Dominik Koepfer, der bei seinem Olympia-Debüt im Achtelfinale den spanischen Topspieler Pablo Carreno Busta herausfordert. "Ich habe nichts mehr zu verlieren", sagte der Schwarzwälder. Ganz anders war da die Gefühlswelt bei Anna-Lena-Friedsam. Die einzige Deutsche in Runde zwei kam sich nach dem 1:6, 1:6 gegen French-Open-Finalistin Anastasia Pawljutschenkowa vor, "wie von einer Dampflok überfahren", wie sie im ZDF sagte.