Olympische Spiele in Peking - DOSB-Boss Thomas Weikert im Interview: "Ein Sportministerium würde Deutschland guttun"

Florian Regelmann
01. Januar 202210:00
Seit Anfang Dezember ist Thomas Weikert der neue Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.imago images
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Seit Anfang Dezember ist Thomas Weikert der neue Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Aber wer ist der 60-Jährige überhaupt? Und wie denkt er über die Olympischen Spiele in Peking? Im Interview mit SPOX spricht Weikert offen über Winterspiele, die wohl noch nie unter so einem schlechten Stern standen.

Weikert erklärt, warum er dennoch der Meinung ist, dass im IOC bereits ein Wandel eingesetzt hat und welche Chancen er für eine zukünftige deutsche Olympia-Bewerbung sieht.

Weitere Themen: Medaillenziele für Peking, die Leistungssportförderung und ein eigenes Sportministerium.

Herr Weikert, Sie kommen aus dem Tischtennis, waren Präsident des DTTB und des Weltverbandes ITTF. Und Sie waren zu Ihrer aktiven Zeit selbst ein guter Spieler. Was war Ihr größter sportlicher Erfolg?

Thomas Weikert: Ich habe in den 1980er-Jahren drei, vier Jahre lang in der Tischtennis-Bundesliga spielen dürfen, das war eine tolle Zeit, an die mich immer gerne erinnere. 1984 habe ich es sogar mal zur Studentenweltmeisterschaft nach Danzig geschafft. Und dann muss ich immer an den Moment denken, als mein Heimatverein, der TTC Elz, in die 2. Liga aufgestiegen ist. Das hört sich jetzt nicht besonders spektakulär an, aber für uns und für mich persönlich war es spektakulär. Solche Momente vergisst man nicht.

Wer waren denn Ihre Idole?

Weikert: Die beiden Ungarn Istvan Jonyer und Gabor Gergely, die in den 1970ern und 1980ern zu den besten Tischtennisspielern der Welt gehörten, waren damals absolute Helden für mich. Später kamen dann die Schweden Jan-Ove Waldner oder Jörgen Persson dazu. Und ich habe die Entwicklung von Timo Boll von Anfang an hautnah mitverfolgt. Ich weiß noch, wie Timo sein allererstes Spiel in der 2. Liga gemacht hat mit Müller Gönnern gegen unseren TTC Elz. An dem Abend haben wir viel an Erfahrung gewonnen. (lacht)

Auf Funktionärsebene soll Hans Wilhelm Gäb, der sich sportpolitisch in ganz verschiedenen Rollen sehr verdient gemacht hat, unter anderem bei der Deutschen Sporthilfe, eine ganz wichtige Person für Sie gewesen sein.

Weikert: Das stimmt. Hans Wilhelm Gäb kommt auch aus dem Tischtennis und hat mich über die Jahre sehr geprägt als eine der beeindruckendsten Personen, die ich kennenlernen durfte. Er verkörpert für mich ganz elementare Werte wie Fairness und Offenheit. Wenn es Probleme gibt, ist er immer jemand, der sie auch direkt und ehrlich anspricht. Und er hat sich immer für den Sport engagiert - und zwar in alle Richtungen. Dazu kommt, dass er ja durch seine Lebertransplantation auch durch sehr schwierige Phasen in seinem Leben gehen musste, aber nie den Mut verloren hat, sondern danach sogar Vereine wie "Sportler für Organspende" gegründet hat. Ein besseres Vorbild kann man sich nicht vorstellen.

Weikerts Motto: Anzüge tragen, aber Trikot denken

Tischtennis gilt als extrem fairer Sport. Was hat Ihnen der Sport für Ihr Leben mitgegeben?

Weikert: Ich glaube, jeder, der Tischtennis-Matches anschaut, merkt schnell, wie fair dieser Sport ist. Es mag Ausnahmen geben, aber über 90 Prozent der Spieler geben zum Beispiel einen Kantenball. Fairness ist für mich kein Schlagwort, Fairness steht für mich wirklich ganz oben. Und dann hat mich der Tischtennis-Sport auch gelehrt, wie man in engen Momenten unter größter Nervenanspannung Leistung bringen muss. Wenn es im letzten Satz 9:9 steht und es um die Wurst geht, musst du da sein. Und genauso musst du da sein, wenn du in der Sportpolitik wichtige Entscheidungen treffen musst. Da hat mir meine Tischtennis-Vergangenheit oft geholfen und das weiß ich auch sehr zu schätzen.

Sie haben bei Ihrer Wahl einen interessanten Spruch gesagt. Wissen Sie, welchen ich meine?

Weikert: Geben Sie mir und uns die Chance zu beweisen, dass wir oft Anzug tragen, aber immer Trikot denken. Meinen Sie diesen?

Genau. Welches Trikot tragen Sie denn? Sie kommen ja aus der Nähe von Frankfurt.

Weikert: Ich bin Eintracht-Fan, insofern trage ich gerne das Eintracht-Trikot. Aber ich bin da generell nicht so festgelegt. Ich trage auch gerne das Hockey-Trikot, wenn ich in der Hockey-Hochburg Limburg bin oder das Fußball-Trikot des Kreisligisten um die Ecke.

Thomas Weikertimago images

Weikert über den Breitensport: "Die Lage ist dramatisch"

Was wollten Sie mit dem Spruch ausdrücken?

Weikert: Der Spruch war mir deshalb so wichtig, weil ich klarmachen will, dass ich nicht will, dass es eine Kluft zwischen den Anzugträgern in der Politik und den Menschen in der Bevölkerung gibt. Dass die Menschen uns auf einer Bühne mit Anzug sehen und überhaupt keine Verbindung entsteht. Das fände ich fatal. Es ist nun mal so, dass ich in meiner Rolle in der Sportpolitik im Anzug mit Krawatte auf Bühnen stehe und wir in sehr politischen Runden wichtige Entscheidungen treffen, die die Basis berühren. Wenn es um Regeländerungen geht oder um finanzielle Fragen zum Beispiel. Aber ich stehe genauso am nächsten Tag ganz entspannt bei meiner Verbandsligamannschaft am Tisch und bin heilfroh, mal keinen Anzug tragen zu müssen. Ich will, dass die Leute wissen, dass ich sie und ihre Probleme und Sorgen höre. Ich höre, dass Eltern verzweifelt sind, wenn die Hallen in der Pandemie geschlossen sind und ihre Kinder sich nicht bewegen können. Und dann marschiere ich - im Anzug - zum verantwortlichen Landrat oder zum Ministerpräsidenten und versuche, für sie zu kämpfen.

In der Pandemie wird viel darüber gesprochen, wie viele Zuschauer die Fußball-Bundesligisten denn jetzt in ihre Stadien lassen dürfen, aber es wird viel zu wenig über die schlimmen Auswirkungen auf den Breitensport gesprochen.

Weikert: Der Breitensport ist leider viel zu schlecht weggekommen in der Pandemie, das hätte uns als Land so nicht passieren dürfen. Die Lage ist dramatisch. Da muss man sich nur die Zahlen anschauen. Wir haben in einem Jahr bald eine Million Mitglieder in den Vereinen verloren. Bei den Ehrenamtlichen haben auch viele das Handtuch geworfen. 2021 sah es wieder etwas besser aus, aber auch weit entfernt von gut. Und ich kann die Eltern schon verstehen, die sich bei einer geschlossenen Halle fragen, warum sie denn noch den Mitgliedsbeitrag zahlen soll, wo das Geld eh knapp ist. Wir müssen alles dafür tun, Mitglieder in den Vereinen zu halten, Mitglieder wieder zurückzugewinnen und wir müssen vor allem auch wieder das Ehrenamt stärken. Indem wir Anreize schaffen. Finanzieller Natur über höhere Pauschalen. Dadurch, dass man für abgeleistete Stunden auch Rentenpunkte bekommt. Und, ganz wichtig, auch im ideellen Bereich durch eine höhere Wertschätzung wie durch die Preisverleihung "Sterne des Sports", die wir gerade mit dem Bundespräsidenten und dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken verliehen haben. Wir müssen unsere Ehrenamtlichen wieder viel mehr ehren.

Sie haben eine große Herausforderung schon angesprochen, das ist aber nicht die einzige. Sie müssen das ramponierte Image des DOSB nach dem unrühmlichen Ende der Amtszeit von Alfons Hörmann wieder aufpolieren und einen echten Aufbruch schaffen. Was sind Ihre wichtigsten Ziele?

Weikert: Wir müssen Vertrauen zurückgewinnen und eine neue Kultur schaffen, ganz klar. Das geht aber nicht über Nacht. Seit meiner Wahl haben meine Präsidiumskollegen und ich schon sehr viele Gespräche geführt. Das werden wir unermüdlich weiter tun. Wir wollen alle einbeziehen, die Athletinnen und Athleten, Athleten Deutschland als Vereinigung, alle in der Politik, es geht nur gemeinsam. In den nächsten Wochen ist unsere größte Herausforderung aber natürlich erstmal Peking. Wir wollen mit einem guten Ergebnis wieder nach Hause fliegen und wir wollen vor allem jede und jeden wieder gesund nach Hause bringen.

Die Winterspiele von Peking stehen unter keinem guten Stern. Manche bezeichnen sie aufgrund des Austrangungslandes China als Verrat am Sport und an der olympischen Idee. Falsch ist das sicher nicht. Warum sollten wir uns trotz allem auf die Spiele freuen?

Weikert: Ich will die Probleme im Zusammenhang mit den Winterspielen überhaupt nicht kleinreden. Ich will aber immer wieder betonen, dass ich davon überzeugt bin, dass die Athletinnen und Athleten unsere Unterstützung verdient haben. Sie haben seit Jahren für diesen Moment trainiert und viele Opfer dafür gebracht. Ich halte es schon für wichtig, dass unsere Sportlerinnen und Sportler wissen, dass wir hinter ihnen stehen, egal, wie wir zu China stehen. Es ist schlimm genug für sie, dass durch Corona das olympische Flair ohne Fans für sie nicht das gleiche sein wird und dass sie quasi mit sich alleine jubeln müssen bei ihrem Wettkampf. Und ich bin überzeugt davon, dass wir gerade ganz besonders Vorbilder für unsere Schülerinnen und Schüler zuhause brauchen. Und wir werden tolle deutsche Vorbilder sehen in Peking. Darauf sollten wir den Fokus legen.

Da haben Sie auf der einen Seite sicher recht. Auf der anderen Seite dürfen wir nicht so einfach vergessen, dass hier ein Land eine Olympiade geschenkt bekommen hat, "um sein Modell des autoritären Denkens zu promoten", wie es der China-Korrespondent des ZDF, Ulf Röller, formuliert hat. Können Sie da einfach so drüber hinweg sehen?

Weikert: Nein, das kann ich nicht. Das wäre ja gelogen, wenn ich sagen würde, dass mich diese Fragen nicht auch beschäftigen. Das geht ja an keinem spurlos vorbei, der sich mit diesen Winterspielen beschäftigt. Dennoch: Wir haben das getan, was wir aus unserer Sicht vor allem tun mussten. Nämlich unsere Athletinnen und Athleten gut auf die Spiele vorbereiten, auch was die Situation der Menschenrechte angeht. Es gab zum Beispiel Calls mit dem ganzen Team Deutschland mit Experten von Human Rights Watch und dem Auswärtigen Amt. Ich habe den Eindruck, dass es die Athleten natürlich auch beschäftigt, dass sie sich aber in erster Linie auf den Sport fokussieren wollen und darauf, in Peking ihre beste Leistung abzurufen. Wir respektieren aber beides, offene Worte oder Zurückhaltung, und wir stellen uns in beiden Fällen vor das Team.

Würden Sie als Athlet lieber schweigen in China? Die Athleten dürfen sich ja äußern, sie müssen aber die Olympische Charta einhalten. Sprich: Auf dem Podium sind keine politischen Statements erlaubt, sonst aber schon. Also theoretisch ...

Weikert: Wäre ich als Athlet in Peking dabei, hätte ich keine Angst, in einem Interview meine Meinung zu sagen. Ich fliege mit Respekt vor der Lage nach China, das würde ich schon sagen. Aber ich würde mich als Athlet bei Olympischen Spielen grundsätzlich erstmal immer auf den Sport konzentrieren - das gilt auch, wenn die Spiele in Frankreich wären.

"Eine solche Kursänderung kann man ruhig schon mal loben"

Als Nächstes sind ja die Sommerspiele in Frankreich. Paris 2024, Cortina d'Ampezzo 2026, Los Angeles 2028. Ist es zynisch, wenn man sagt, man sitzt Peking einfach gewissermaßen aus und schlängelt sich irgendwie durch, danach werden die Austragungsorte ja wieder "besser"?

Weikert: Eine solche Kursänderung kann man ruhig schon mal loben. Es ist ja Fakt, dass nach Peking die Austragungsorte wie erwähnt durchaus andere werden. 2032 mit Brisbane in Australien gehört ja auch noch dazu. Auch das zeigt, dass es im IOC einen Wandel gegeben hat. In Zukunft werden Themen wie Nachhaltigkeit und sicher auch die Menschenrechte eine größere Rolle bei der Vergabe spielen, ich sehe da eine positiven Trend. Für 2022 hatte wir das IOC am Ende die Wahl zwischen China und Kasachstan, weil alle anderen Bewerbungen gescheitert sind.

Es ist ja nicht nur das Thema Menschenrechte. Alleine, dass es Thema ist, dass es manipulierte Tests geben könnte oder dass die Zustände im Quarantänehotel wie vor einiger Zeit von den Rodlern bei einem Testevent geschildert, katastrophal sein sollen, ist doch erschütternd.

Weikert: Was die Rodler geschildert haben, war nicht akzeptabel. Solche Missstände gehen nicht. Das haben wir in Gesprächen mit dem chinesischen Sportminister und dem IOC, auch mit Thomas Bach persönlich, auch ganz klar gemacht. Das Ergebnis stimmt uns zuversichtlich. Wir hatten jetzt leider einen positiven Fall im Betreuerstab und Dirk Schimmelpfennig als Chef de Mission hat uns berichtet und versichert, dass mit den Tests alles vernünftig abgelaufen ist. Unser Mannschaftsarzt war auch eingebunden. Zumal auch ein internationales Gremium die Tests extra überwacht. Und auch das Quarantäne-Hotel soll in Ordnung sein. Da hat sich also zum Glück schon einiges verbessert und ich gehe davon aus, dass diese Probleme abgestellt sind, zumal die ganze Welt jetzt darauf schauen wird. Es ist übrigens auch nicht das erste Mal, wenn in Olympiastädten zu Beginn nicht alles reibungslos abläuft, auch wenn es zugegeben andere Themen waren vor der Pandemie.

In der Vergangenheit musste man seinen Athleten auch nicht vor dem Abflug raten, die persönlichen Handys zuhause zu lassen.

Weikert: Wir haben uns vom Bundesamt für Sicherheit der Informationstechnik zum sicheren Umgang beraten lassen und sind dann zu dem Entschluss gekommen, den Athleten zu raten, ihre persönlichen Handys nicht mitzunehmen. Das stimmt. Ich bin ganz ehrlich: Wenn man so einen Rat gibt, hat man kein gutes Gefühl dabei, sonst würde man diesen Rat ja gar nicht erst geben.

Sie haben angesprochen, dass Peking auch ein Resultat dessen ist, dass die Menschen in klassischen Winterregionen sich gegen die Spiele gestellt haben. Wie steht es um eine weitere deutsche Bewerbung?

Weikert: Aktuell befinden wir uns noch in einer Phase der Aufarbeitung der zuletzt gescheiterten Bewerbungen. Wir schauen uns genau an, was gut war, was schlecht lief, welche entscheidenden Fehler gemacht wurden und wie unsere Chancen in der Zukunft stehen. Danach werden wir uns ganz genau überlegen, ob und wann eine neue Bewerbung Sinn ergibt. Ich kann ihnen aber verraten, dass ich persönlich davon überzeugt bin, dass wir uns bewerben werden. Entscheidend wird dann aber sein, dass wir die Bevölkerung hinter eine Bewerbung bekommen. Ohne die Menschen keine Bewerbung, das ist klar. Das gilt dann ebenso für Politik und Wirtschaft. Wir müssen noch besser überzeugen und den Menschen vermitteln, dass Olympia zwar unmittelbare Kosten bedeutet, aber dass die Vorteile klar überwiegen. Sei es im infrastrukturellen Bereich oder auch im gesellschaftlichen. München 1972 war so viel mehr für die Stadt und für Deutschland als "nur" die Austragung der Olympischen Spiele, daraus ist zum Beispiel die "Trimm-dich"-Bewegung entstanden.

Heute entsteht aus Olympia eher nur Gigantismus, siehe die größte Skisprungschanze der Welt in Peking.

Weikert: Wie angesprochen, ich glaube, dass hier bereits ein Wandel eingesetzt hat und dass die Menschen, wenn man ihnen das klarmacht, sich auch wieder für eine Bewerbung begeistern lassen. Dazu muss sie auch nachhaltig sein. Wir hätten bereits Schanzen.

Die Winterspiele 2030 sind noch nicht vergeben.

Weikert: Ich kann ihnen nicht sagen, ob das zu früh ist oder nicht. Das müssen wir abwarten. Aber ich will es mal so sagen: Ich bin 60 Jahre alt und ich bin zuversichtlich, dass ich noch einmal Olympische Spiele in Deutschland erleben werde. (lacht)

Seit Anfang Dezember ist Thomas Weikert der neue Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.imago images

Weikert über Peking-Ziele: "Zwischen Rang zwei und sechs"

Sie haben auch die Rolle der Politik angesprochen bei einer Bewerbung. Warum hat die Sportnation Deutschland auch 2022 immer noch kein eigenständiges Sportministerium?

Weikert: Das ist eine sehr gute Frage, die ich mir auch schon oft gestellt habe. Ein Sportministerium würde Deutschland guttun. Deshalb glaube ich, dass das eine Idee ist, die man diskutieren kann. Im Moment aber arbeiten wir gemeinsam in den Strukturen, die wir haben, und ich bin sehr froh, dass die Eindrücke und der Austausch da nach meiner Wahl sehr gut sind. Ich habe den Eindruck, dass man uns zuhört.

Haben Sie auch den Eindruck, dass die Leistungssportförderung in Deutschland auf dem Niveau ist, dass Deutschland langfristig bei Olympischen Spielen noch weit oben im Medaillenspiegel zu finden sein wird?

Weikert: Die ehrliche Antwort ist, dass ich das noch nicht abschließend bewerten kann. Vieles war mir bekannt, doch vieles muss ich mir jetzt auch aus der Binnenperspektive erarbeiten. Das wird nach Peking aber auf jeden Fall auf den Tisch kommen, weil es, wie Sie zurecht sagen, ein elementarer Punkt ist. Was ich auf jeden Fall weiß, ist, dass wir uns um die Trainerfrage kümmern müssen. Das ist ein ganz großes Thema. Bessere Bezahlung, keine Kettenarbeitsverträge, bessere Arbeitsbedingungen, keine begrenzte Förderung nur für den Olympia-Zyklus - da ist viel Luft nach oben und da müssen wir ran. Und die Trainerthematik ist sicher auch ein Schlüssel für das gesamte Thema der Leistungssportförderung.

Bei Sommerspielen geht der Trend nach unten im Medaillenspiegel, im Winter sollte es noch besser aussehen für Deutschland. Was erwarten Sie von Peking?

Weikert: Ich orientiere mich an der Aussage von Dirk Schimmelpfennig, der meinte, wir sollten irgendwo zwischen Sotschi und Pyeongchang landen. Also zwischen Rang zwei und sechs. Wenn wir das schaffen, wäre ich sehr zufrieden und das halte ich auch für ein realistisches Ziel. Die bisherigen Leistungen in der Wintersportsaison geben diesen Optimismus her.