Frage: Was macht man, wenn man nachts um 4 Uhr aufsteht, um sich bei den Olympischen Spielen (auf die man aus bekannten Gründen sowieso nicht den Mega-Bock hat!) die Abfahrt reinzuziehen und dann hat es so einen brutalen Wind (bis zu 60km/h!), dass nicht gefahren werden kann und das Rennen letztlich auf Montag verschoben werden muss.
Antwort: Man flucht kurz und nicht zu laut, damit der Rest der Familie nicht aufwacht. Und dann zieht man sich als Ersatzprogramm zum 7568. Mal Armin Assingers legendäre Kommentatoren-Performance bei der Abfahrt 2006 in Turin rein. Ihr wisst schon... als der Österreicher Michael Walchhofer schon als Olympiasieger festzustehen schien, bis der Franzose Antoine Deneriaz eine andere Idee hatte.
"Hey! Hu! Hu! Ganslhaut-Alarm!"
"Ja spinnt denn der?! Foahrt der do owa wia die g'sengte Sau!"
"Der fohrt, der fohrt. I fang as Schwitzen o."
Man könnte es sich ungelogen stundenlang in Dauerschleife reinziehen. Und wenn man das nachts ab 4 Uhr macht, hat man spätestens um 8 Uhr zum Start des Skiathlons dann plötzlich doch Mega-Bock auf Peking. Probiert es mal aus!
Neuer Rodel-Gott Ludwig in einer Reihe mit Hackl und Loch
Aus deutscher Sicht hatte der Sonntag dann im Endeffekt genau zwei zentrale Punkte: Die Entscheidung von der Normalschanze mit Karl Geiger und Co. und die Entscheidung in der 2,4 Milliarden teuren Rodelbahn mit Johannes Ludwig und Felix Loch.
Der Tag zum Nachlesen im Ticker
Und was soll man sagen? Man kann uns Deutschen eine Rodelbahn für 2,4 Milliarden hinstellen, oder für 24 Euro, wir werden darin alles gewinnen (18. Gold in 26 Olympiarennen seit 1992) . Der Anfang ist mit Ludwigs Goldmedaille auf jeden Fall gemacht. Damen und Doppelsitzer, bitte nachziehen!
Für den 35-jährigen Ludwig (ältester Starter im Feld), der sich am Ende knapp vor dem Österreicher Wolfgang Kindl durchsetzte, ist der Triumph der mit Abstand größte Erfolg seiner Karriere. In Pyeongchang vor vier Jahren hatte Ludwig neben Bronze im Einzel mit dem Team die Goldmedaille gewonnen.
Ludwig, der in dieser Saison bereits den Gesamtweltcup gewonnen hatte, tritt durch den Erfolg aus dem langen Schatten von Felix Loch, der auf Rang vier am Podest vorbei schrammte.
"Ich bin irgendwie ziemlich glücklich. Und ich bin froh, dass ich all die Jahre am Ball geblieben bin. Ich habe mich oft nicht für Olympia qualifiziert, ich habe bei Weltmeisterschaften oft keine Medaille geholt, aber ich habe weitergemacht. Jetzt weiß ich, dass es richtig war", sagte ein gewohnt ruhiger Ludwig im ZDF. Lange ist er leer ausgegangen, jetzt gehört er in eine Reihe mit Loch oder Georg Hackl. Glückwunsch, Hansi!
Skisprung-Debakel: "Es ist wie ein Magnet im Hang"
Bitter war dagegen der Tag für die deutschen Skispringer. Sagen wir, wie es ist: Die pompöse Schanze und Karl Geiger werden wohl keine Freunde mehr. Geiger muss diese Schanze hassen. Es lief im Training bereits bescheiden und dieser Trend bestätigte sich leider im Wettkampf.
Nur Rang 15 für den Gesamtweltcupführenden beim Triumph des Japaners Ryoyu Kobayashi. Noch schlimmer lief es für Markus Eisenbichler, der als 31. sogar den zweiten Durchgang verpasste. Einzig Constantin Schmid konnte mit Rang elf überzeugen.
Medaillenspiegel: Deutschland auf Rang vier
"Die Motivation war da, der Wille war da. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, mit voller Entschlossenheit durchgehämmert und gehofft, dass es funktioniert. Letztes Jahr bei der Heim-WM ist es aufgegangen - diesmal nicht. Es hat mich nicht gepackt. Es ist wie ein Magnet im Hang, dann landet man", fasste Geiger seinen Frust zusammen.
Schon am Montag (hier geht es zum Zeitplan) gibt es für Geiger im Mixed-Team-Wettbewerb an der Seite von Schmid und Silbermedaillen-Gewinnerin Katharina Althaus die nächste Chance. Die Rätsel aber bleiben: "Wir wissen nicht, woran es liegt, das ist das Bittere. Wir sind einfach nicht in Schwung gekommen."
Olympia: Die Entscheidungen des Tages
Wettbewerb | Ergebnis |
Snowboard: Slopestyle Frauen | Morgan stark - Gold geht nach Neuseeland |
Ski alpin: Abfahrt Männer | Wind-Chaos! Abfahrt nicht am Sonntag |
Langlauf: Skiathlon Männer | Russland feiert Doppelsieg |
Eisschnelllauf: 5.000 Meter Männer | Schweden schlägt Holland - Deutsche abgeschlagen |
Skispringen: Einzel Männer Normalschanze | Gold für Kobayashi - DSV-Adler stürzen ab |
Rodeln: 3. und 4. Lauf Einer Männer | Ludwig holt Gold für Team Deutschland |
Freestyle: Buckelpiste Frauen | Anthony holt erstes Gold für Australien |
Was sonst noch wichtig war
Eishockey: Juhu, wir sind komplett! Korbinian Holzer, der am Samstag im Olympischen Dorf eingetroffen war, durfte nach einem negativen PCR-Test am Sonntag beim Training dabei sein. Damit sind alle Jungs an Bord. Ich bin so heiß auf das Eishockey-Turnier. Aber leider müssen wir uns alle noch bis Donnerstag (14.10 Uhr) gedulden, erst dann geht es für das DEB-Team gegen Kanada los. Gut, kann man in der Zwischenzeit sich die Highlights von Pyeongchang reinziehen oder Sidney Crosbys Goldtor von Vancouver. Geht schon.
Biathlon: Gute Nachrichten von Franziska Preuß: Die Deutsche wird am Montag im olympischen Einzel-Rennen über 15 km ihr Comeback feiern. Nach einer Fußverletzung sowie einer Corona-Infektion hatte Preuß fast zwei Monate pausieren müssen.
Snowboard: Leon Vockensperger und Noah Vicktor haben bei ihrem Olympia-Debüt die Finalläufe im Slopestyle verpasst. Vicktor war mit Rang 16 nicht weit weg von den Top-12, Vockensperger landete nach einigen Stürzen dagegen abgeschlagen auf dem 29. Rang. Aber hey, erstens ist Slopestyle erst seit acht Jahren olympisch und zweitens haben wir in Peking überhaupt zum ersten Mal deutsche Athleten am Start. Bis zu den Spielen 2030, vermutlich in Katar, geht da was.
Rodeln: Sechs Trainingsläufe haben die Damen absolviert. Die Bilanz von Natalie Geisenberger? Fünfmal Platz eins, einmal am Sonntag gestürzt. In dem Lauf war dann dafür Julia Taubitz die Schnellste. Wir können Gold und Silber fast schon in den Medaillenspiegel eintragen.
Ansage des Tages: Yuzuru Axel Hanyu
Ladies and Gentlemen, wir brauchen alle den Spirit von Japans Eiskunstlauf-Superstar Yuzuru Hanyu. Der hat nämlich für die am Dienstag beginnende Einzel-Entscheidung eine Weltpremiere angekündigt - den vierfachen Axel. Kurz vor Weihnachten stand Hanyu im Training als erster Eiskunstläufer überhaupt den vierfachen Axel. Allerdings ohne Publikum. Nun will er das scheinbar Unmögliche den Fans vorführen und sich damit einen Platz in der Sporthistorie sichern. Krass: Sogar sein ärgster Rivale Nathan Chen verehrt ihn komplett. "Es ist eine Ehre, zur gleichen Zeit wie Yuzuru auf der Welt zu sein", sagte der Weltmeister aus den USA. Let's go, Yuzuru!
Emotion des Tages: Nils van der Poel
Der Schwede (ja, sein Großvater kam aus den Niederlanden) holte Gold und widmete seinen Triumph seiner Mutter Agneta, die im Frühjahr 2021 an Krebs verstorben war. "Ich werde nie wieder derselbe sein. Meine Mutter gab mir alles, was ich brauchte, um auf mich aufzupassen. Ich wünschte, wir hätten noch weitere 24 Jahre zusammen gehabt", hatte van der Poel seinen Schmerz ausgedrückt. Man könnte heulen, wenn man das liest.
Kuriosität des Tages: Trotz Corona weiterspielen
Diese Pandemie macht einen fertig. Und sie führt jetzt auch in Peking zu kuriosen Begebenheiten. Die Australierin Tahli Gill durfte nämlich trotz eines positiven Tests weiter am olympischen Mixed-Wettbewerb im Curling teilnehmen. Das haben die chinesischen Gesundheitsbehörden entschieden. Gill war im Isolations-Hotel, als plötzlich aus dem Nichts ein Anruf kam. "Wir hatten 15 Minuten Zeit, um in ein Taxi zu steigen. Ich habe so schnell wie möglich meine Taschen durchwühlt und links, rechts und in der Mitte Klamotten rausgerissen. Ich habe mit nur einem Handschuh gespielt - und es war der falsche", beschrieb Gill ihren persönlichen Corona-Wahnsinn. Der Witz am Ende: Nach zuvor sieben Pleiten in sieben Spielen mit ihrem Partner Dean Hewitt gewann Gill am Sonntag erst gegen die Schweiz und später gegen Kanada. Sachen gibt's.
Verbesserung des Tages: Quarantäne-Bedingungen
Peking 2022, das bedeutet auch, dass um 5.33 Uhr eine Mail vom DOSB eintrudelt mit dem Betreff "Quarantänesituation für Athleten des Team Deutschland deutlich verbessert". Schon grotesk. "Das sind sehr erfreuliche Nachrichten", sagte Dirk Schimmelpfennig. Der Chef de Mission im Team D bedankte sich beim IOC und beim Organisationskomitee BOCOG für das "zügige" Handeln, durch das die Nordischen Kombinierer Frenzel und Terence Weber sowie Eiskunstläufer Nolan Seegert "in einer schwierigen Situation nun zumindest zufriedenstellende Rahmenbedingungen haben". In ein Grand Hotel ist Frenzel wohl nicht gezogen, aber das Zimmer soll wohl deutlich größer sein. Immerhin etwas!
Sprüche des Tages
"Ich habe zwei Jahre lang alles dafür getan, mich nicht mit diesem Virus anzustecken. Jetzt reise ich zu den Olympischen Spielen an und bin genau in diesem Moment positiv. Das war ein großer Schock." (Kombinierer Eric Frenzel in einer Video-Botschaft an Eurosport)
"Lieber kein Rennen als ein unfaires Rennen." (Abfahrer Christian Lindner, ähm, Romed Baumann nach der Absage aufgrund zu starker Böen)
"Das war das beste Kurzprogramm, das ich je gelaufen bin. Damit habe ich gezeigt, dass ich auf höherem Niveau mithalten kann, obwohl ich schon etwas älter bin" (Die steinalte 25-jährige Nicole Schott nach einer fast fehlerfreien Vorstellung)
"Ich habe übelst verpennt." (Snowboarderin Annika Morgen ließ sich auch von ihrem schlecht performenden Wecker nicht aus dem Konzept bringen und wurde starke Achte im Slopestyle-Finale)
"Wenn du halt dann im Mittelteil merkst, dich trägt nix, dann foisd hoid bloß oba wia a nasser Sack." (Markus Eisenbichler hadert mit den Wind-Verhältnissen)
Zahlen des Tages
2 Medaillen hat Deutschland nach zwei Tagen auf dem Konto, vorläufig bedeutet das Rang vier im Medaillenspiegel. So richtig gescheppert hat es noch nicht, kommt noch.
8 Siege in 8 Spielen feierten Stefania Constantini und Amos Mosaner im Mixed-Curling-Wettbewerb und stehen damit schon im Halbfinale. Italien ist ganz offenbar auf dem Weg zur Curling-Weltmacht!
9 Minuten und 6 Sekunden hatte Topfavorit Johannes Hösflot Kläbo am Ende des Skiathlons Rückstand auf die Spitze. Rang 40. Was war da denn bitte los?
10 positive Tests vermeldeten die Organisatoren am Sonntag, damit liegt die Gesamtzahl seit dem 23. Januar bei 363.
13 In Kurve 13 lauert für Natalie Geisenberger in der Rodelbahn die einzige Gefahr. Das ist offenbar nicht ihre Stelle. Dort müsse sie immer ein wenig "die Luft anhalten".
71 Sekunden lag der Russe Alexander Bolshunov bei seinem Sieg im Skiathlon vor seinem Landsmann Denis Spitsov. Das ist der größte Vorsprung in einem olympischen Rennen über 30 Kilometer seit 1998.
210 Millionen Aufrufe generierte der Hashtag "Ein Dwen für jeden Haushalt" auf der chinesischen Kurznachrichten-Plattform Weibo am Sonntag. Hintergrund: Das Peking-Maskottchen Bing Dwen Dwen, eine Pandabärin auf Schlittschuhen, ist ausverkauft - und der Nachschub stockt. Das sind doch mal die wahren Probleme!