"Es ist einfach scheiße": Tischtennis-Drama um Nina Mittelham - Dimitrij Ovtcharov im Achtelfinale

SID
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Nina Mittelham krümmte sich vor Schmerzen. Weder das verabreichte Medikament noch die tröstenden Worte des Teams verschafften der deutschen Tischtennis-Hoffnung Linderung für ihr körperliches Leiden und ihre große Enttäuschung. Sie fühle sich "beschissen", sagte Mittelham nach dem Drama im zweiten Match des Frauen-Einzels bei den Olympischen Spielen in Paris.

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3:4 verlor die EM-Zweite am Dienstag gegen die Nordkoreanerin Pyon Song Gyong - ein Ergebnis, das unter normalen Umständen so wohl nicht zustande gekommen wäre. Ein Duell, das für die Berlinerin gut begonnen hatte, nahm im zweiten Satz eine dramatische Wendung.

"Es ist sehr schwer zu verstehen, was da passiert ist. Ich habe super gespielt, mich super gefühlt. Dann hat es mega in meinen Rücken reingezogen", sagte Mittelham mit brüchiger Stimme. Tränen schossen ihr in die Augen.

Zunächst war unklar, um welche Verletzung es sich handelt. "Das kann eine Blockierung oder ein Bandscheibenvorfall sein. Wir werden heute noch ein MRT machen, wenn es irgendwie geht", sagte Teamarzt Toni Kass: "Ich gehe von einer Blockierung aus, aber dafür war es dann doch recht heftig."

Mittelham spürte die Blessur bei jeder Bewegung. "Ich kann gar nicht gerade stehen", sagte sie. Immer wieder fasste sich die 27-Jährige an den unteren Rücken. Zwischen den Sätzen wurde sie von Kass mit Mobilisierungen und Schmerzmitteln behandelt. Mittelham kämpfte bis in den siebten Satz.

Ihr gewohntes Spiel konnte sie aber nicht abrufen. "Ich habe angefangen, mehr Fehler zu machen, weil ich mich dadurch schlechter bewegt habe. Es ist einfach scheiße", sagte sie: "Ich hatte das Gefühl, dass, wenn nichts passiert wäre, ich das Spiel relativ klar gewinne."

Mittelham war die letzte Deutsche im Einzelturnier der Frauen. Ihr Start im Team Anfang der kommenden Woche ist ungewiss: "Ich habe zum Glück noch eine Weile bis es weitergeht. Mal schauen, wie ich mich erhole und was mein Körper sagt."

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Dimitrij Ovtcharov steht im Achtelfinale

Dimitrij Ovtcharov blieb derweil cool und fieberte dem Stimmungsgipfel gegen Frankreichs Shootingstar entgegen. Ovtcharov wahrte die Chance auf seine dritte olympische Einzelmedaille. Der 35-Jährige aus Fulda gewann am Dienstagmorgen sein Zweitrundenduell mit dem Brasilianer Vitor Ishiy mit 4:1 und zog ins Achtelfinale ein. Dort trifft Ovtcharov auf den französischen Shootingstar Felix Lebrun. Der 17-Jährige ist die Nummer fünf der Weltrangliste.

Ovtcharov war gegen Ishiy wie schon zum Auftakt gegen den Mexikaner Marcos Madrid (4:0) als Favorit ins Match gegangen. Dieser Rolle wurde er zumeist gerecht. Nach zwei souveränen Sätzen meisterte Ovtcharov die erste Druckphase Ishiys und sicherte sich den dritten Satz. Ovtcharov vergab im vierten Satz fünf Matchbälle und die Entscheidung, machte im Anschluss aber alles klar.

Dem Duell mit Lebrun blickt Ovtcharov mit Vorfreude entgegen. "Jetzt wird das Level nochmal ein ganz anderes. Hochachtung vor der Entwicklung, die er genommen hat. Die Halle wird beben, wie ich das auch noch nicht erlebt habe. Ich freue mich auf diese Erfahrung", sagte er.

Ovtcharov hatte 2012 in London und 2021 in Tokio jeweils Bronze gewonnen, mit der Mannschaft holte er vier weitere Olympiamedaillen - je zweimal Silber und Bronze. Ovtcharov ist der letzte Deutsche in der Einzelkonkurrenz der Männer. Europameister Dang Qiu war am Montag in der zweiten Runde gegen Kirill Gerassimenko (Kasachstan) ausgeschieden.

Der Teamwettbewerb beginnt in der zweiten Hälfte der Sommerspiele. Dort wollen Ovtcharov, Qiu und Altmeister Timo Boll um eine Medaille spielen. Seit 2008 haben die deutschen Tischtennisspieler immer mindestens einmal auf dem Olympia-Podest gestanden. Die Serie soll halten.

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