"Marcus, ich muss mit dir reden", erzählt der ehemalige Referee Marcus Schulz in dem Bericht von einer Begegnung mit einem namentlich nicht genannten, aber im Fechtsport offenbar bestens vernetzten Trainer.
"Marcus, wärst du bereit, einen gewissen Vorteil anzunehmen? Ich sagte: Wofür? Für den und den Fechter würden wir dir 5000 Euro bieten", so Schulz.
Er habe das mit den Worten "auf gar keinen Fall" abgelehnt, woraufhin der Trainer entgegnet hätte: "Sei nicht naiv! Versuchst du jetzt, ein guter Junge zu sein? So wirst du es nie nach oben schaffen. Sie werden dich nie nach oben lassen."
"Das ganze System ist drauf ausgelegt, bei Olympia zu betrügen. Olympia ist die einzige Veranstaltung im Fechten, die weltweite Aufmerksamkeit findet. Darauf läuft alles zu. Deshalb wird bereits im Unterbau so viel wie möglich manipuliert. Wenn Sie sagen würden, wir haben zehn Elite-Kampfrichter im Säbelfechten, dann sind fünf von denen beeinflussbar. Die reichen ihnen, um ein komplettes Turnier zu manipulieren", so Schulz.
Ex-Kampfrichter Joachim Wargalla äußerte sich in dem Bericht ähnlich: "Ein bezahlter Kampfrichter, dem man sagt, was er zu tun hat, erfordert gar kein Bestechungsgeld. Ihm wird gesagt, wer gewinnen soll. Und wenn er das nicht macht, verliert er seinen Job oder wird nicht mehr eingesetzt."
Als ein großes Problem nennt Wargalla das komplizierte Regelwerk: "Es ist extrem interpretierbar. Es ist damit auch manipulierbar für den Kampfrichter. Ich kann heute in etwa 50 Prozent der Fälle, in denen beide Fechter aufeinander zu stürmen und sich treffen, nicht entscheiden. Ich weiß nicht, warum der Treffer so fällt."
Er fordert sogar das Aus der Sportart bei den Olympischen Spielen: "Solange das Säbelfechten in der Form manipulierbar ist, sollte es nicht im olympischen Programm weitergeführt werden."