"Digitale Lynchjustiz": Olympiasiegerin Imane Khelif klagt gegen Hass im Netz

SID
10. August 202420:46
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Die algerische Box-Olympiasiegerin Imane Khelif zieht im Kampf gegen Hasskommentare im Internet vor Gericht. Wie ihr Anwalt Nabil Boudi am Samstag schriftlich mitteilte, habe er bereits am Freitag wegen schwerer Belästigung im Internet "eine Strafanzeige eingeleitet". Khelif sah sich bei den Olympischen Spielen in Paris tagelang einer Debatte um ihr Geschlecht ausgesetzt.

Nach dem Gewinn der Goldmedaille in der Klasse bis 62 kg am Freitag habe sich Khelif nun dazu entschieden, "einen neuen Kampf zu führen: den für Gerechtigkeit, Würde und Ehre".

Die Ermittlungen müssten klären, "wer diese frauenfeindliche, rassistische und sexistische Kampagne initiiert hat", sie müsse sich aber auch auf "diejenigen konzentrieren, die diese digitale Lynchjustiz angeheizt haben".

Die Debatte um Khelif, die im Boxsport schon länger geführt wurde, hatte sich seit dem Beginn der Spiele verschärft. Spätestens mit ihrem Auftaktkampf am 1. August gegen die Italienerin Angela Carini, die nach 46 Sekunden aufgab, war die Causa zum Politikum geworden.

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Das IOC und sein Präsident Thomas Bach sahen sich zu einer öffentlich Stellungnahme genötigt. Der vom IOC nicht mehr anerkannte Box-Weltverband IBA reagierte mit einer grotesken Pressekonferenz.

Darin behauptete der umstrittene IBA-Präsident Umar Kremlew, dass Khelif und die Taiwanerin Lin Yuting, die am Samstag ebenfalls um Gold boxt, biologische Männer seien, was Tests ergeben hätten. Die IBA hatte Khelif 2023 vor dem Finale der WM 2023, in dem sie auf ihre Paris-Finalgegnerin Yang getroffen wäre, deshalb ausgeschlossen.

Das IOC erkennt die Testergebnisse der IBA nicht an und nannte das Vorgehen des Verbandes unseriös. "Es bestand nie ein Zweifel daran", dass Khelif und Lin "Frauen sind", sagte Bach.