"Ein Rennen für die Ewigkeit": Oliver Zeidler krönt seine Karriere mit der Goldmedaille

SID
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Vom Schwimmer zum Ruder-Olympiasieger: Oliver Zeidler krönt seine beispiellose Karriere mit der Goldmedaille - und wird von seinen Gefühlen übermannt.

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Oliver Zeidler weinte und weinte, als er sich seinen größten Traum endlich erfüllt hatte. Schon auf dem Wasser flossen Tränen des Glücks, auch in den Armen seiner Freundin Sofia und natürlich bei der Siegerehrung mit der so ersehnten Goldmedaille um den Hals.

Die Emotionen überfluteten den deutschen Ruder-Dominator förmlich nach seinem Meisterstück bei den Olympischen Spielen. Es wirkte, als ströme all der Druck, der sich seit seinem schmerzhaften Halbfinal-Aus in Tokio aufgestaut hatte, auf einmal aus ihm heraus.

"Das ist das, was ich mir über die letzten drei Jahre mit viel Schweiß und Tränen erarbeiten musste. Jetzt hier die Goldmedaille in der Hand zu haben, fühlt sich wahnsinnig gut an", sagte Zeidler mit feuchten Augen, nachdem er das erste deutsche Einer-Gold seit Thomas Lange 1992 in Barcelona gewonnen hatte.

Dieses Rennen im Wassersportstadion von Vaires-sur-Marne, das zur Machtdemonstration verkam, weil der Ausnahmeruderer der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance ließ, sei "eines für die Ewigkeit".

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Zeidler widmet die Goldmedaille seinen Eltern

Übermannt von seinen Gefühlen dachte Zeidler an seine Liebsten. An seine Freundin Sofia Meakin, selbst Ruderin für die Schweiz, die ihm auf dem Weg zu Gold endlich "die Leichtigkeit" gegeben habe, die ihm so manches Mal gefehlt hatte.

Vor allem aber auch an seinen Papa und Trainer Heino, der von der "Vollendung" des Vater-Sohn-Projekts schwärmte. Viel habe die Familie geopfert, sagte der Olympiasieger, aber nun "hat man was zum Vorzeigen, und die Leute wissen, wofür das war".

Deshalb widmete Zeidler die Medaille seinen Eltern. Sie hätten alles für ihn getan, "besonders mein Vater, der mich vom ersten Ruderschlag an begleitet hat", sagte der 28-Jährige.

Er sei ihm "sehr dankbar, und auch meiner Mutter, die das mitgemacht hat". Auch Großvater Hans-Johann Färber, einst Olympiasieger 1972 in München im sogenannten "Bullenvierer", dürfte stolz gewesen sein. Und nicht zuletzt Tante Judith Zeidler, die 1988 im DDR-Achter Gold gewonnen hatte.

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Die Krönung einer beispiellosen Karriere

Es ist die Krönung einer beispiellosen Karriere - und der Höhepunkt eines bemerkenswerten Aufstiegs. Erst 2016 war Zeidler ins Ruderboot gewechselt, nachdem er als Schwimmer die Olympia-Qualifikation verpasst hatte.

Er bezeichnete es als "Zufall oder Glück", dass es für ihn im Boot gleich so gut klappte. Es folgten drei WM- und EM-Titel - aber eben auch das bittere Aus im Halbfinale von Tokio. Schon damals war Zeidler als großer Goldfavorit gestartet, er scheiterte an den schwierigen Bedingungen, aber vielleicht auch an sich selbst.

Bei den Spielen in Paris wurde der Dominator seiner Favoritenstellung jedoch eindrucksvoll gerecht. Nach drei Siegen in den Läufen zuvor, darunter das Halbfinale mit olympischem Rekord, entwickelte sich auch der Endlauf zum Spektakel.

"Ich bin nicht sicher, ob dieses Rennen oder das Halbfinale das beste meines Lebens war", betonte er: "Aber ich habe hier zwei super Rennen aufs Parkett gezaubert."

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Deutsche Ruderverband erfüllt die eigene Zielvorgabe

Der Auftritt seines Sohnes sei "souverän von Anfang bis Ende" gewesen, schwärmte Vater Heino Zeidler: "Wie er mit dem Druck umgegangen ist, war unglaublich." Es sei "surreal, ich kann es nicht fassen".

Oliver Zeidler wusste da jedoch schon ganz genau, dass er "Lust auf mehr" hat. "Nochmal Gold bei Olympia zu gewinnen", sagte er, "wäre eine Sache, um sich endgültig in die Geschichtsbücher einzutragen."

Durch den Olympiasieg von Paris erfüllte der Deutsche Ruderverband (DRV) die eigene Zielvorgabe. Der Deutschland-Achter fuhr nach schwierigen Jahren mit einem starken vierten Platz zwar knapp am Podest vorbei und ging erstmals seit 2008 in Peking wieder leer aus, dafür lieferte der Frauen-Doppelvierer mit Bronze - ehe Zeidler mit Gold viele Probleme in den Hintergrund rücken ließ.

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