Nils Ehlers sank auf die Knie und schlug ungläubig die Hände vors Gesicht, Clemens Wickler warf seine Kappe in den Sand. Dann kugelten die beiden Beachvolleyballer über das Spielfeld, drehten sich auf den Rücken und strecken alle Viere von sich vor Glück. Nach ein paar nervenzerfetzenden Sekunden und Videobeweis war klar: Das bislang unbezwingbare Deutsche Duo spielt am Samstag bei den Olympischen Spielen um Gold.
"Wir haben uns drei Jahre lang den Arsch aufgerissen, das fühlt sich jetzt richtig gut an", sagte Wickler nach dem packenden 2:1 (21:13, 17:21, 15:13) im Halbfinale gegen die Norweger Anders Mol und Christian Sörum - die beiden sind immerhin die Olympiasieger von 2021. Ehlers standen überwältigt von seinen Gefühlen die Tränen in den Augen, als er sagte: "Es ist so emotional. Das ist ein Traum der in Erfüllung geht. Es ist unfassbar. Jetzt gehen wir auf Gold."
Zwölf Jahre nach dem goldenen Triumph von Julius Brink und Jonas Reckermann in London können die deutschen Beachvolleyballer auf ihre nächste Sternstunde auf der größten Bühne des Sports hoffen. Im Finale treffen die bislang in Paris unbesiegten Weltranglistendritten auf die Weltranglistenersten David Ahman/Jonatan Hellvig aus Schweden.
"Wir sind richtig stolz, zwei weitere Spiele in diesem Hexenkessel spielen zu dürfen", hatte Ehlers nach dem Halbfinaleinzug am Dienstag gegen die Niederländer Stefan Boermans und Yorick de Groot gesagt. Wickler ergänzte selbstbewusst: "Es ist die falsche Herangehensweise, von Platz vier auszugehen. Von daher hauen wir alles rein und probieren, um die Medaillen zu spielen."
Gesagt, getan: Im Kampf um den Einzug ins Finale entwickelte sich bei praller Sonne und Temperaturen von 28 Grad auf dem Pariser Marsfeld eine spannende Partie. Absetzen konnte sich im ersten Satz zunächst kein Team; beim Stand von 3:5 gelangen Ehlers/Wickler dann aber vier Punkte in Folge, vor den Augen von Volleyball-Ikone Georg "Hammer-Schorsch" Grozer beuten sie ihren Vorsprung danach kontinuierlich aus. ein spektakulärer Block von Ehlers sorgte für den klaren Satzgewinn.
Der zweite Satz verlief zu Beginn ausgeglichen, dann zogen die Norweger zwischenzeitlich bis auf sechs Punkte davon und sicherten sich den zweiten Durchgang souverän. Ehlers/Wickler aber ließen sich nicht beirren und zeigten weiter eine konzentrierte Vorstellung. Ein 1:3 im dritten Satz machten sie Spielzug um Spielzug wett, gingen 12:10 in Führung - und gaben diese nicht mehr her. Der zweite Matchball saß - nach Videobeweis.