Die Öffnung des olympischen Boxturniers für Profis erwies sich als Flop. Gerade mal drei unbekannte Profis schafften den Sprung.
Rio de Janeiro (SID) Rekordchampion Manny "Pacman" Pacquiao wollte kommen, auch Dr. Steelhammer Wladimir Klitschko brachte sich ins Gespräch. Die Öffnung des olympischen Boxturniers für Profis sollte zur großen Show in Rio werden und dem grauen Olympiaboxen endlich wieder Glanz verleihen. Doch am Ende wurde die Reform zum Flop, gerade einmal drei eher unbekannte Profis schlugen den Weg nach Brasilien ein.
Box-Weltpräsident Wu Ching-Kuo wähnt sich trotzdem auf dem richtigen Weg. "Die Aufteilung zwischen Profis und Amateuren gibt es in der strengen Form nur im Boxen. Es war höchste Zeit für eine Änderungen", sagte Wu dem SID in Rio. Zu sehr hätten seine Amateure darunter gelitten, immer im Schatten der Profis zu stehen. Von der Reform sollten beide Seiten profitieren. "Es bleibt dabei: Wir müssen den Profis die Türe öffnen", sagte Wu.
"Das Amateurboxen fordert die Boxer ganz anders"
Für Generalsekretär Michael Müller vom Deutschen Boxsport-Verband (DBV) ist die geringe Beteiligung der Profis keine Überraschung. "Die Zeit war zu knapp", sagte Müller. Erst am 1. Juni hatte die AIBA den Beschluss gefasst. Eine Teilnahme am Quali-Turner in Venezuela Anfang Juli war Pflicht. 20 Profis nahmen teil, drei boxten sich durch: Carmine Tommasone (Italien/60 kg), Amnat Ruenroeng (Taiwan/60 kg) und Hassan N'Dam (Kamerun/Halbschwer) - kaum einer kennt sie.
"Das Amateurboxen fordert die Boxer ganz anders. Du hast nur drei Runden Zeit und musst sofort losgehen", sagte Trainer-Ikone Ulli Wegner, der selbst deutsche Amateurkämpfer betreut hat. 1996 holte der Berliner in Atlanta Silber mit Oktay Urkal und Bronze mit Thomas Ulrich. Laut Wegner wollten auch einige Profis die Gefahr vermeiden, sich in Rio gegen einen namenlosen Amateur zu blamieren.
Kein Olympia für Klitschko
Klitschko war lange Zeit heiß auf Olympia, kokettierte mit einem Start. "20 Jahre nach meiner Goldmedaille von Atlanta wieder bei Olympia zu starten, wäre ein irres Gefühl", sagte der 40-Jährige. Als die WM-Revanche des Ukrainers gegen Tyson Fury für den 10. Juli angesetzt wurde, war der Traum geplatzt. Umso ärgerlicher war es für den 40-Jährigen, dass Fury wegen einer Verletzung absagte.
Von Goldmedaillen sind die deutschen Boxer in Rio meilenweit entfernt. Bei den beiden vergangenen Spielen in Peking 2008 und vier Jahre später in London flogen sämtliche DBV-Athleten frühzeitig raus. Die Förderung stand auf der Kippe. Doch der kleine Verband aus Kassel ließ sich nicht entmutigen, brachte wieder sechs Männer durch die schwierige Qualifikation nach Rio und will endlich den Fluch brechen: "Eine Medaille - das ist unser Ziel", sagte Müller. Größter Hoffnungsträger ist Artem Harutyunyan aus Hamburg, EM-Dritter im Halbwelter.