"Es ist zum Heulen", sagte Anja Schache (im Bild links). "Schicksal. Es sollte einfach so sein", meinte resigniert Carolin Golubytskyi. Ihr Trainer und Ehemann Sergej versuchte, mit einem süffisanten Lächeln seine Enttäuschung zu überspielen: "Ich habe nur ein Wort: Frauen."
Fassungslos blickte das Tauberbischofsheimer Florett-Trio Schache, Golubytskyi und Katja Wächter am Samstag in Peking auf den olympischen Teamwettbewerb mit Gewinner Russland zurück.
Vorsprung verspielt
Gegen Ungarn das dritte Mal hintereinander im Viertelfinale einer großen Meisterschaft wieder deutlich geführt und dann doch erneut verloren: Trotz eines Sechs-Punkte-Vorsprungs hieß es am Ende 31:35.
Dass diese deutsche Mannschaft mehr Potenzial hatte, bewies sie in den Platzierungsgefechten beim 32:27 gegen Weltmeister Polen und dem 34:28 gegen Gastgeber China.
Die USA zogen mit Überraschungssiegen gegen Polen und Ungarn ins Finale gegen die favorisierten Russinnen ein, die sich gegen Titelverteidiger Italien durchgesetzt hatten.
Gold für Russland
Russland hatte beim 28:11 gegen die USA keinerlei Mühe, Bronze ging an Italien (32:23 gegen Ungarn). "Wir, nicht Amerika müssten in den Top zwei sein. Gegen die USA gewinnen wir mit 20 Treffern", behauptete Sergej Golubytskyi. Der dreimalige Weltmeister aus der Ukraine betreute in Peking die Mannschaft, weil Bundestrainer Ingo Weißenborn aus "privaten Gründen" fehlte.
"Wir wollten unbedingt diese Medaille", sagte Schache, die die Umstellung auf einen neuen Trainer nicht als Grund geltenlassen wollte: "Es liegt nicht an ihm. Wir haben verloren, wir haben Scheiße gefochten. Es ist Quatsch zu sagen, es liegt an Sergej. Es ist egal, wer draußen sitzt."
"Sind zu artig"
Die dritte deutsche Fecht-Medaille nach den Olympiasiegen von Britta Heidemann (Degen/Leverkusen) und Benjamin Kleibrink (Florett/Bonn) lag auf dem Präsentierteller, aber die Florettdamen ließen sie liegen. "Wir machen zu artig mit", erkannte der scheidende Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB), Claus Janka: "Mehr Aggressivität, mehr Schärfe. Im Fußball würde man sagen: Deutsche Tugenden. Ich bin hier der Chef: So musst du rüber kommen."
Erstmals seit 1972 blieb die einstige Medaillenschmiede Tauberbischofsheim ohne olympisches Edelmetall. "Das ist eine kritische Situation. Wir können uns kein schwaches Tauber leisten. Ohne Tauber kann Fechten nicht existieren", äußerte sich Janka sorgenvoll.
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