Erst brüllten die deutschen Hockey-Männer ihre Freude quer über den Platz, dann standen Kapitän Tobias Hauke und Co. minutenlang Arm in Arm zusammen und lauschten den Worten des Bundestrainers, der voller Hingabe auf sie einredete. "Da mussten ein paar Gefühle raus", sagte der Kais al Saadi nach dem Halbfinal-Einzug ergriffen: "Wir sind überglücklich. Die Jungs haben ein breites Grinsen im Gesicht. Wenn die keine Ohren hätten, dann würden sie im Kreis lachen."
Durch ein überzeugendes 3:1 (1:0) entzauberte das deutsche Team im Viertelfinale den Rio-Olympiasieger Argentinien und steht zum fünften Mal hintereinander in der Runde der letzten Vier. 2008 und 2012 gelang der Olympiasieg, 2004 und 2016 holte Deutschland jeweils die Bronzemedaille.
Satt sind die "Honamas" aber noch lange nicht. "Wir haben jetzt zwei Tage, um uns vorzubereiten und wollen dann mit aller Gewalt ins Endspiel", sagte al Saadi. Und Routinier Martin Häner meinte: "Wir sind im Halbfinale. Wenn wir jetzt als Vierter rausgehen, dann bringt uns das gar nichts."
Jetzt wartet Topfavorit Australien
Dass mit dem Weltranglisten-Ersten Australien im Halbfinale am Dienstag nun der Topfavorit wartet, juckt im deutschen Lager keinen. "Ganz ehrlich", sagte al Saadi im ZDF, "jetzt kann auch Taka-Tuka-Land kommen, es ist uns nicht wichtig."
Nach dem Sieg gegen Argentinien flüchteten Kapitän Tobias Hauke und Co. aber erstmal ins Olympische Dorf. Raus aus der sengenden Hitze von weit über 30 Grad auf der Hockey-Anlage, rein ins "Eisbad" zur Regeneration. "Es gilt jetzt, den Spagat zu finden, sich darüber zu freuen, aber sich dann direkt auch wieder zu fokussieren", sagte Hauke und warnte davor, "auch nur eine Sekunde an eine Medaille zu denken, dann haben wir keine Chance im Halbfinale".
Gegen Argentinien zeigte die deutsche Mannschaft in der hart umkämpften Neuauflage des Rio-Halbfinales, das Deutschland vor fünf Jahren deutlich verloren hatte (2:5), eine hochkonzentrierte und effiziente Vorstellung. Bei Temperaturen von über 30 Grad im Oi Hockey Stadium ließ das DHB-Team hinten kaum etwas zu und schlug vorne bei den Strafecken eiskalt zu. Verteidiger Lukas Windfeder mit einem Doppelpack (19. und 48.) und Timm Alexander Herzbruch (40.) trafen jeweils nach Strafecken. Der Gegentreffer acht Minuten vor dem Ende brachte den deutschen Sieg nicht mehr in Gefahr.
Auch die deutschen Hockey-Frauen sind in Tokio bislang auf Erfolgskurs. Nach Platz zwei in der Vorrunde treffen sie in ihrem Viertelfinale am Montag (2.30 Uhr MESZ) ebenfalls auf Argentinien.