"Zweimal hier rauszukommen und das zu schaffen, ist schon etwas Besonderes", sagte Thompson, die im Ziel noch nichts von ihrem Glück wusste und erst nach langen Sekunden des Wartens in Jubel ausbrach: "Ich musste erst mal tief durchatmen, als ich im Ziel war - so oft laufe ich die 200 ja nicht."
Die 24-Jährige setzte sich in der Jahresweltbestzeit von 21,78 Sekunden vor der niederländischen Weltmeisterin (21,88) durch, die nach schwachem Start nicht mehr an der Jamaikanerin vorbeiziehen konnte. Bronze ging an Tori Bowie (USA), die über 100 m Zweite geworden war.
Jamaika untermauerte damit seine Stellung als Sprint-Nation Nummer eins und fügte den USA eine weitere schwere Niederlage zu. Neben Thompson hatten bereits Megastar Usain Bolt (100 m) und Omar McLeod (110 m Hürden) Gold in Rio für die Jamaikaner gewonnen.
Thompson auf den Spuren von "Flo Jo"
Thompson, die damit Shelly-Ann Fraser-Pryce endgültig als die Nummers eins in Jamaika abgelöst hat, eiferte der legendären, allerdings auch von Dopinggerüchten umwehten Griffith-Joyner nach. Die 1998 mit nur 38 Jahren plötzlich verstorbene "Flo Jo" hatte 1988 das Doppel geschafft, ihre Weltrekorde über 100 (10,49) und 200 m (21,34) könnten noch Jahrzehnte überleben.
Schippers, die im Vorjahr bei ihrem WM-Titel in 21,63 Sekunden Europarekord und auf Platz drei der "ewigen" Bestenliste gelaufen war, verpasste derweil eine historische Chance: Die 24 Jahre alte Niederländerin wäre die erste amtierende Weltmeisterin über die halbe Stadionrunde gewesen, die auch die olympisches Goldmedaille holt.
Schippers, die von Hunderten Oranje-Schlachtenbummlern angefeuert wurde, wäre zudem die erste weiße Sprinterin seit 36 Jahren gewesen, die bei Olympia das 200-m-Finale gewinnt. 1980 siegte in Moskau Bärbel Wöckel für die DDR. Mit Ausnahme der großen Französin Marie-José Perec 1996 in Atlanta ging Gold seitdem stets an die USA oder in die Karibik.