Massenstart: Weltmeister Simon Schempp holt Silber - nur Zentimeter hinter Martin Fourcade

SID
Simon Schempp gewann Silber im Biathlon Massenstart.
© getty

Simon Schempp machte sich am Ende eines spektakulären, wahnsinnig spannenden Schlussspurts ganz lang und krachte neben Martin Fourcade in den Schnee. Einige Sekunden lang wusste niemand, wer denn nun Gold im olympischen Massenstart gewonnen hatte: Der deutsche Weltmeister? Oder doch der Dominator der Biathlon-Szene aus Frankreich, der allerdings wütend mit seinem Skistock herumfuchtelte?

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Erst das Zielfoto brachte Gewissheit: Gold ging um eine Fußspitze an Fourcade, den großen Favoriten - aber für den "Silberpfeil" Simon Schempp erfüllte sich am Sonntag der Traum von der ersten Olympia-Einzelmedaille. "Ich bin megahappy", sagte er, "ich wusste, dass es verdammt knapp ist. Ich kam immer näher." Er vermutete: "Noch fünf Meter mehr, dann hätte ich ihn vielleicht gepackt." Die Teamkollegen hoben ihn dennoch auf ihre Schultern wie einen Sieger.

Unbarmherzig hatte der 29-Jährige den verwundbar erscheinenden Verfolgungs-Olympiasieger in Pyeongchang über die Anstiege gehetzt, auf der Zielgeraden zog er mit letzter Kraft gleich - zumindest fast. Fourcade rettete sich und ist mit viermal Gold und zweimal Silber nun der erfolgreichste Olympionike seines Landes, gemeinsam mit dem Fechter Lucien Gaudin. Dritter wurde der Norweger Emil Hegle Svendsen vor den weiteren Deutschen Erik Lesser und Benedikt Doll. Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer wurde nach 15 km 13.

Simon Schempp folgt auf Michael Greis

Einziger deutscher Medaillengewinner im Massenstart war zuvor Michael Greis, der den Wettbewerb 2006 bei der Olympia-Premiere in Turin gewonnen hatte. Zwar hatten die deutschen Männer das Einzel in Pyeongchang ohne Medaille beendet, die Vorzeichen für das Rennen der 30 besten Athleten standen dennoch gut.

Da waren Peiffer, der überraschende Goldgewinner, und Doll, der ebenso unerwartet Verfolgungs-Bronze geholt hatte. Als Weltmeister durfte auch Schempp mit einer Medaille liebäugeln, und Lesser war immerhin derjenige, der in Sotschi die einzige Einzel-Medaille für das deutsche Team gewonnen hatte.

Dummerweise zählten von den internationalen Konkurrenten nicht nur Fourcade und Johannes Thingnes Bö (Norwegen) zu den Podestanwärtern. Wie ausgeglichen die Szene bei den Männern ist, zeigt die Seltenheit, dass in Südkorea zuvor neun unterschiedliche Athleten die neun Medaillen geholt hatten. Für das letzte Einzelrennen vor den Staffel-Wettkämpfen war Spannung programmiert.

Deutsche können mithalten - letztes Schießen entscheidend

Und es gab sie. Wenig überraschend gaben Fourcade und Bö, die im Weltcup gemeinsam 14 von 15 Rennen gewonnen hatten, in der ersten Runde das Tempo vor. Der Rest des Feldes konnte dem Duo jedoch problemlos folgen, erst beim ersten Schießen bildeten sich Lücken. Die fehlerfreien Doll, Schempp und Lesser verließen das Stadion mit der Spitzengruppe.

Doll setzte sich im Verlauf der zweiten Runde sogar an die Spitze, er lag nach einer zweiten perfekten Einlage vor Lesser. Auch Schempp und Peiffer gehörten zur vorderen Gruppe, aber: Zwischen dem ersten und dem 20. Platz lagen gerade einmal 25 Sekunden - was in etwa einer Strafrunde entspricht.

Diese mussten Peiffer und Doll nach dem dritten Schießen drehen, Lesser und Schempp nahmen hingegen die Verfolgung des sechsmaligen Gesamtweltcup-Siegers Fourcade auf. Beim letzten Schießen patzten alle, die Entscheidung fiel auf der dramatischen Schlussrunde.

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