SPOX: Max, die Scouts in den USA bezeichnen dich als größtes europäisches Talent aller Zeiten. Was sagst Du denn dazu?
Max Kepler-Rozycki (lacht): Da sage ich danke. Das ist doch ein schönes Kompliment.
SPOX: Du bist jetzt ein Minnesota Twin. Wie ist der Vertrag zustande gekommen? Wie können wir uns das vorstellen?
Kepler-Rozycki: Mike Radcliff, der Scouting-Direktor der Twins, hat pünktlich am 2. Juli bei meinen Eltern angerufen und ein Angebot gemacht. Vorher durfte ich aufgrund der Regularien noch keinen Vertrag unterschreiben. Am Ende hatte ich insgesamt sechs Angebote vorliegen, aber das der Twins war einfach das beste.
SPOX: Wer wollte dich denn noch haben?
Kepler-Rozycki: Ganz ehrlich: Ich weiß es gar nicht mehr so genau. Auf jeden Fall waren die Yankees und Red Sox auch dabei. Und eben noch ein paar andere.
SPOX: Hast Du vorher schon gewusst, dass dich so viele Klubs scouten?
Kepler-Rozycki: Ja. Mir wurde häufig gesagt, dass dieser oder jener Scout nur da wäre, um mich anzuschauen. Ich habe aber versucht, das zu ignorieren. Wenn man die Scouts im Kopf hat, macht man automatisch Fehler im Spiel.
SPOX: Wie ist es dann weitergegangen, nachdem die Twins angerufen haben?
Kepler-Rozycki: Ich bin mit meiner Mutter für vier Tage nach Florida geflogen. Zu einem Minor-League-Team der Twins, den Fort Myers Miracle. Die werden meine erste Station in den USA sein. Dort habe ich dann den Vertrag unterzeichnet. Außerdem habe ich gleich ein wenig mittrainiert und einige Leute von den Twins kennengelernt. Zum Beispiel Joe Mauer. Mit dem konnte mich sogar unterhalten. Er ist ein Superstar, aber trotzdem ein ganz netter Typ.SPOX: Dein Vertrag soll auch hochdotiert sein. Stimmen die Zahlen (800.000 Dollar) ungefähr, die in der Presse genannt werden?
Kepler-Rozycki: Ja, über 800.000 Dollar. In diese Richtung geht es schon.
SPOX: Nicht schlecht. Wer verwaltet denn das Geld?
Kepler-Rozycki: Also, ich habe schon so meine Wünsche. Aber meine Eltern und mein Agent werden sich um die finanziellen Sachen kümmern. Die wissen am besten, wie man mit dem Geld umgeht. Und wenn ich dann mal richtig Geld verdiene und jeden Monat meinen Paycheck bekomme, kann ich das ja benutzen.
SPOX: Wann wird das soweit sein? Wirst Du noch in diesem Jahr in die USA ziehen?
Kepler-Rozycki: Das weiß ich leider noch nicht. Meine Mum ist gerade noch in den USA und sucht nach einer passenden Schule und einer eigenen Wohnung. Wenn es klappt, gehe ich im September rüber. Wenn nicht, dann spiele ich noch ein Jahr in Regensburg und mache meinen Schulabschluss in Deutschland.
SPOX: Mal ehrlich: Wäre es nicht langweilig für dich, wenn Du in Deutschland bleiben müsstest, wo Du eigentlich schon in den USA durchstarten könntest?
Kepler-Rozycki: Nein, das wäre auch okay. Es ist mir wichtig, auf jeden Fall meinen Abschluss zu machen, um mich abzusichern. Es kann ja sein, dass man sich verletzt und dann hat man nichts mehr. Kein Abschluss, kein Sport, das will ich vermeiden.
SPOX: Würdest Du eigentlich alleine in die USA gehen?
Kepler-Rozycki: Meine Mutter würde die ersten paar Monate mitkommen und schauen, wie es so läuft. Wenn sie sieht, dass ich es packe, wird sie wieder zurückfliegen. Sie muss ja dann auch wieder zur Arbeit, irgendwann.
SPOX: Hast Du Dir ein Ziel gesetzt, bis wann Du es in die MLB schaffen willst?
Kepler-Rozycki: Es ist natürlich mein großer Wunsch, es so schnell als möglich in die MLB zu schaffen. Aber ich weiß auch, dass es sehr schwer wird. Ich werde ganz unten in Single-A anfangen und dann versuchen, mich hochzuarbeiten. Wenn ich viel trainiere und keine Scheiße baue, glaube ich, dass ich es packen kann.
SPOX: Dafür hast du hart gearbeitet. Nur um deinen Werdegang zu verstehen: Du hast mit sechs Jahren Baseball angefangen. Normal ist das für ein deutsches Kind ja nicht. Warum bitte Baseball?
Kepler-Rozycki (lacht): Normal ist das nicht, ich weiß. Aber ich war auf einer amerikanischen Schule in Berlin. Dazu kommt, dass meine Mutter aus Texas stammt. Sie hat mich zum Baseball gebracht. Denn American Football wollte ich nicht spielen, weil es mir zu brutal war. Dann habe ich eben in einer kleinen Liga angefangen und bin dabeigeblieben, weil es ein toller Sport ist.
SPOX: Kannst Du sagen, was dich daran so fasziniert?
Kepler-Rozycki: Einfach alles. Es ein geiles Gefühl, den Ball zu treffen und ihn fliegen zu sehen. Und ihn zu fangen, ist natürlich auch cool.
SPOX: Niemals Fußball gespielt?
Kepler-Rozycki: Doch, klar. Ich war Torwart bei Hertha BSC in der Jugend. Mit dem Bälle fangen, klappt es ja ganz gut bei mir. Außerdem war ich ein passabler Schwimmer. Habe eigentlich immer viel Sport gemacht. Egal was.
SPOX: Aber Du hast schon früh gemerkt, dass Du das Talent hast, im Baseball weit zu kommen?
Kepler-Rozycki: In gewisser Weise schon. Ich habe nämlich immer schon mit Älteren gespielt, dadurch verbesserst du dich schnell. Mit 13 Jahren habe ich schon in der Regionalliga gespielt, jetzt spiele ich mit 16 in der Bundesliga.
SPOX: Da ist Deine Stammposition Center Fielder.
Kepler-Rozycki: Stimmt. Als Linkshänder darf ich nur bestimmte Positionen spielen und Center Field macht mir am meisten Spaß. Theoretisch könnte ich auch noch First Baseman und Pitcher werden, aber ich hoffe, als Center Fielder meinen Weg zu gehen.
SPOX: Hast Du eigentlich einen Lieblingsspieler? Oder ein Vorbild?
Kepler-Rozycki: Ganz klar Justin Upton von den Arizona Diamondbacks. Der ist zwar noch jung, aber jetzt schon ein Star. Den finde ich klasse.
SPOX: Justin Upton hat auch Power, schon 16 Homeruns hat er in dieser Saison geschlagen. Wie sieht es bei Dir mit der Power aus?
Kepler-Rozycki (lacht): Es wird langsam. Ich bin dabei, viel Krafttraining zu machen. Das macht mir auch großen Spaß. Ich trainiere gerne und viel, bin nicht so der faule Typ. Ich will mit meinem Körper das Beste machen, was möglich ist.
SPOX: Lieblingsspieler hätten wir geklärt, wie sieht es mit Lieblingsteam aus? Und sag nicht Twins!Kepler-Rozycki (lacht): Doch. Ich bin jetzt ein echter Twin. Ich hätte Angst, was anderes zu sagen. Aber okay, früher fand ich die Diamondbacks immer gut und habe viele Spiele von denen gesehen.
SPOX: Geht doch. Letzte Frage: Was ist Dein größter Traum?
Kepler-Rozycki: In der World Series den entscheidenden Hit zu haben, das wäre was! Aber jetzt ist es nicht an der Zeit zu träumen, sondern hart zu arbeiten. Ich muss erstmal dahin kommen, wo ich hin will.