Nach einem Triumph über Titelverteidiger Chicago Cubs stehen die Los Angeles Dodgers zum ersten Mal seit 1988 wieder im Finale der Major League Baseball. Kike Hernandez war mit drei Homeruns der Mann des Tages.
Chicago/Köln (SID) Oma und Opa Hernandez warfen in Puerto Rico mal wieder den Generator an. Anders ist der Fernseher nicht in Gang zu setzen, doch der Aufwand lohnte sich: Sie wurden Zeuge, wie ihr Enkel das Spiel seines Lebens ablieferte. Kike Hernandez sorgte dafür, dass die Los Angeles Dodgers zum ersten Mal seit 29 Jahren wieder im Finale der Major League Baseball (MLB) stehen.
Hernandez war der "unlikely hero", der unerwartete Held, beim entscheidenden 11:1-Sieg über Titelverteidiger Chicago Cubs im berühmten Wrigley Field. Drei Homeruns, darunter ein Grand Slam, gelangen dem Outfielder am bislang größten Tag seiner Karriere. L.A. entschied das Play-off-Halbfinale mit 4:1 für sich.
Alles passte an diesem Abend. Und Hernandez hatte die richtige Unterstützung. "Kurz vor dem Spiel habe ich meiner Mutter geschrieben und gefragt, wo sie das Spiel schaut. Sie antwortete, dass sie zu den Großeltern geht", sagte Hernandez: "Wir haben alle Spiele gewonnen, wenn sie dort war." Die Serie hielt.
Erstes Finale für Dodgers seit 1988
Zuletzt hatte das Los Angeles 1988 die World Series erreicht, damals gelang den früheren Brooklyn Dodgers ihr sechster Titelgewinn. Im Finale geht es ab Dienstag gegen die Houston Astros oder die New York Yankees, der Rekordmeister aus dem Big Apple führt im Halbfinale der American League 3:2.
Für Hernandez war der Tag in Chicago auf vielfältige Weise ein ganz besonderer. "Mir ist einiges im Kopf herumgegangen", sagte der 26-Jährige. "Ich wollte, dass das Spiel schnell zu Ende geht, damit ich meinen Vater umarmen kann. Alles andere war mir erst einmal egal. Ohne ihn wäre ich nicht hier."
Enrique Hernandez Sr., Scout beim Ligakonkurrenten Pittsburgh Pirates, war zuletzt schwer krank. "Er hat dem Krebs in den Hintern getreten", sagte der Sohn, "das ist für mich alles sehr emotional. Auch, weil meine Landsleute so viel durchmachen." Hernandez dachte an seinen Dad und an Hurrikan Maria, der Sturm hat Puerto Rico schwer getroffen.
Hernandez machte seine Heimat in schwierigen Zeiten mit einer außergewöhnlichen Leistung stolz. Er ist erst der zehnte Profi, dem in einem Play-off-Spiel drei Homeruns gelangen. Das Sahnehäubchen war der Grand Slam - ein Schlag auf die Tribüne, bei dem alle Bases besetzt sind und der vier Punkte bringt.
Dodgers gewinnen im leeren Stadion
Der Volltreffer sorgte im dritten Inning für die 7:0-Führung. Die Cubs, im Vorjahr nach 108 Jahren Wartezeit wieder World-Series-Gewinner, erholten sich nicht davon. "Wir haben nicht nur den Meister geschlagen", sagte Hernandez stolz: "Wir haben es in einem leeren Stadion gemacht. Wir haben die Herzen ihrer Fans gebrochen, sie sind früh gegangen."
Pitcher Clayton Kershaw war begeistert. "World Series, das klingt gut", sagte der 29-Jährige, der bereits dreimal als bester Werfer der MLB mit dem Cy Young Award ausgezeichnet wurde.
Kershaw spielt nicht zuletzt wegen Hernandez um den großen Preis. Der Mann des Tages war auch erfolgreich, weil er nicht auf seine Mutter hörte. "Sie hat gesagt, ich soll einfach versuchen, den Ball zu treffen. Aber wer will das? Jeder will Homeruns."