Die New York Yankees haben die beste Bilanz der MLB inne. Dennoch haben nur ganz wenige Spieler dieses Teams bereits ihr Topniveau erreicht. SPOX betrachtet den Kader, nennt die Baustellen und zeigt, welche internen Optionen für Besserung sorgen können.
Nach genau 40 Spielen haben die Yankees die beste Bilanz im Baseball (28-12). Sie sind nach einem mauen April in die Gänge gekommen und haben mittlerweile erstmals seit längerem wieder den Top-Spot in der American League East übernommen.
Erstaunlicherweise taten sie dies, ohne, dass alles wie am Schnürchen lief. Vielmehr bieten sich Manager Aaron Boone so einige Baustellen im Kader, die in den kommenden Wochen mehr und mehr in den Vordergrund rücken dürften.
Gesetzte Spieler der New York Yankees
Position | Spieler | OPS+ 2017 |
Catcher | Gary Sanchez | 115 |
First Baseman | - | - |
Second Baseman | Gleyber Torres (Rookie) | 129 |
Third Baseman | Miguel Andujar (R) | 99 |
Shortstop | Didi Gregorius | 130 |
Left Fielder | Brett Gardner | 77 |
Center Fielder | Aaron Hicks | 83 |
Right Fielder | Aaron Judge | 174 |
Designated Hitter | Giancarlo Stanton | 126 |
New York Yankees: Offensichtliche Baustellen
Nachdem während des Spring Trainings noch die große Frage im Raum stand, wie denn die zwei Planstellen Second und Third Base zu besetzen wären, hat sich diese Thematik nun in Luft aufgelöst. Third Base spielt Rookie Miguel Andujar (99 OPS+) und Second Base Rookie Gleyber Torres (129 OPS+). Beide haben sich eindrucksvoll festgespielt und sind auch nach Meinung von General Manager Brian Cashman unantastbar.
Unterstrichen wurde dies im Fall von Andujar freilich mit der Quasi-Degradierung von Brandon Drury, der fürs erste in Triple-A verweilen wird.
Neu aufgemacht wurde dagegen eine Baustelle an der ersten Base: Greg Bird musste ein Knochensporn am Fuß entfernt werden, er fällt weiter aus. Gegen Ende Mai sollte aber auch er wieder einsatzfähig sein.
Bis dahin sieht es so aus, dass Boone in aller Regel Neil Walker Tyler Austin vorzieht. Mit gutem Grund eigentlich, denn Walker ist seit Anfang Mai heiß gelaufen und hat im Monat alleine eine OPS von .976 mit ein paar wichtigen Clutch-Hits. Austin, der gerade in einem tiefen Tief hängt, bekommt allerdings noch gegen Linkshänder seine Möglichkeiten. Und man sollte erwähnen, dass er alle AL-Rookies in diesem Jahr mit sechs Homeruns und 19 RBI anführt - trotz begrenzter Spielzeit!
Unerwartete Baustellen der Yankees
Unerwartet kam auch noch negativ hinzu, dass Center Fielder Aaron Hicks, der durch seine starke Vorsaison den Job eigentlich sicher hatte, schwächelt. Mit einer OPS von .684 blieb er deutlich hinter seinen Möglichkeiten und könnte in Probleme geraten, wenn die Alternativen zurück sind.
Im Fall von Clint Frazier ist dies auch schon der Fall. Der Outfielder hat seine Gehirnerschütterung aus dem April endlich überwunden und zerstört derzeit Triple-A mit einer 1.125 OPS. Das ist auch den Yankees nicht verborgen geblieben, sodass er Teil des Kaders für die größtenteils ins Wasser gefallene Serie im National-League-Ballpark der Washington Nationals war. Ohne den Designated Hitter brauchte es noch einen extra Positionsspieler und Frazier war die naheliegende Option.
Er ist fit, wird aber vermutlich demnächst wieder nach Scranton/Wilkes-Barre geschickt, weil es die Yankees bevorzugen, einen Pitcher mehr als üblich im Team zu haben. Doch wenn Hicks weiter zu kämpfen hat und Frazier weiter brilliert, könnte es in nicht allzu ferner Zukunft zu einem Tausch kommen.
Yankees: Das etabliertes Outfield
Center Field steht zur Disposition, doch auf den Ecken läuft eigentlich alles nach Plan. Im Left Field schwächelte Brett Gardner zwar längere Zeit, was seine Schlagleistung betrifft, doch er kam dennoch weiterhin konstant auf Base. Er erzielte schon 32 Runs und damit die zweitmeisten im Team.
Über jeden Zweifel erhaben ist dagegen Aaron Judge. Der letztjährige Rookie des Jahres führt sein Team in nahezu allen relevanten Offensivstatistiken an und ist drauf und dran, seine Rookie-Saison noch zu übertreffen.
Nicht ganz so gut aus den Startlöchern kam hingegen Giancarlo Stanton, der derzeit zwischen DH, Right und Left Field pendelt und nur schwer zu seiner Form fand. Schaut man jedoch auf den Jahresvergleich nach 40 Spielen, haben sich seine Zahlen im Grunde nicht verändert. Er hat traditionell Probleme zu Beginn einer Saison, diese lösen sich aber meist in Wohlgefallen auf - so auch 2018?
Gary Sanchez: Catcher in der BABIP-Hölle
Gary Sanchez schlug bislang lediglich .211, was deutlich unter seinem Karriereschnitt (.271) liegt. Und dennoch gibt es eigentlich keinen Grund zur Panik. Zum einen hat Sanchez die drittbeste "Hard-Hit-Percentage" aller Yankees mit 39,2 Prozent - alles ab 40 ist überragend. Nur Stanton und Judge, die beide im Bereich von 44 Prozent liegen, treffen den Ball konstanter "mit Autorität".
Und zum anderen befindet sich Sanchez in diesem Jahr in der unter Nerds viel zitierten "BABIP-Hölle". BABIP steht für "Batting Average on Balls in Play" und beschreibt, wie viele Bälle, die ein Hitter ins Spiel bringt (alles außer Homeruns und Strikeouts), auch zu Hits werden. Diese Statistik sagt recht wenig über die Qualität eines Hitters und drückt eher aus, wie viel Glück und Pech man in einer Saison hat. Und bei Sanchez ist dieses Jahr nun mal so, dass er wenig Glück hat.
Sein BABIP liegt bei .207! Letztes Jahr war er noch bei .304 und 2016 gar bei .317. Nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit gleicht sich diese Statistik im Laufe der Zeit aus. Hatte jemand im Vorjahr ein super BABIP-Jahr, ist es wahrscheinlich, dass darauf ein eher schlechtes Jahr folgt und vice versa.
Dennoch bringt es Sanchez auf zehn Homeruns und 30 RBI, was beides Top 3 bei den Yankees bedeutet.
Didi Gregorius: Vom Star zum Sorgenkind
Den umgekehrten Walker wiederum gibt derzeit Didi Gregorius. Im April noch war der Shortstop der AL Player of the Month. Im Mai dagegen schlägt er .118 mit einer .324 OPS, was völlig katastrophal ist.
Es hat allerdings auch keiner erwartet, dass "Sir Didi" seine 1.161 OPS aus dem April würde bestätigen können, denn die war übertrieben gut. Dennoch macht Gregorius gerade schwere Zeiten an der Platte durch.
Zur Disposition steht er damit freilich nicht. Manager Boone betonte zuletzt inmitten eines ausgedehnten Slumps, dass er nicht daran denke, seinen Nummer-3-Hitter weiter unten im Lineup zu platzieren. Doch er muss sich steigern, damit dies auch so bleibt.
Unterm Strich aber gibt es wenig auszusetzen an der bisherigen Offensivleistung der Yankees. Sie führen die MLB mit 234 Runs an und verfügen auch über die beste On-Base und Slugging Percentage. Und wer am häufigsten auf Base kommt, der hat auch die beste Chance, Runs zu erzielen - und demzufolge zu gewinnen. Wer "Moneyball" gelesen hat, wusste das ohnehin schon länger.
Auf der Pitching-Seite blicken die Yankees hingegen auf ein paar mehr Baustellen. Einem Lichtblick stehen zahlreiche potenzielle Schwachstellen gegenüber.
Der Pitchting Staff der New York Yankees
Rolle | Spieler | ERA+ |
1 | Luis Severino | 212 |
2 | CC Sabathia | 204 |
3 | Masahiro Tanaka | 96 |
4 | Sonny Gray | 71 |
5 | Jordan Montgomery/Domingo German | 126/107 |
Closer | Aroldis Chapman | 305 |
Setup | David Robertson | 109 |
Setup | Dellin Betances | 92 |
Middle Relief | Chad Green | 186 |
Klar ist, dass die Yankees von Ace Luis Severino alles bekommen haben, was sie sich erhofften. Er ist mit seinem ERA+ von 213 überragend drauf und führt alle Starter weiterhin mit der höchsten Durchschnitts-Fastball-Geschwindigkeit (97,6 MPH) an. Zudem serviert er 10,68 Strikeouts pro neun Innings. Besonders wichtig jedoch: Er liefert fast sieben Innings pro Start!
Letztere Kennzahl wiederum ist das Problem für den weiteren Teil der Rotation. Sicher, in der heutigen Zeit setzen Teams vermehrt auf ihren Bullpen und lassen viele Starter schon aus Prinzip nicht mehr als zweimal durchaus Lineup des Gegners marschieren. Doch die Yankees wollen diesen Trend nicht unbedingt mitgehen - zumal das nicht jeden Tag über eine ganze Saison durchzuhalten ist.
Nehmen wir CC Sabathia (205 ERA+). Der Lefty startete gut in die Saison und sein 2.23 ERA ist der zweitbeste in dieser Rotation. Er pitcht aber meist nur etwas mehr als fünf Innings pro Start - mit Mühe und Not. Bei Masahiro Tanka - die eigentliche Nummer 2 - sieht es mit knapp 5 2/3 Innings auch nicht gerade besser aus.
Bei Tanaka kommt erschwerend hinzu, dass er wie schon im Vorjahr einen ERA+ von 96 aufweist und damit unter Durchschnitt agiert! Tanaka gibt weiterhin viel zu viele Homeruns ab und hat sich weitestgehend von seinem einst recht effektiven Cutter verabschiedet. Er wirft ihn aktuell noch in 0,8 Prozent seiner Pitches (2017: 9,5). Stattdessen rückte sein Slider (36,2 Prozent) in den Vordergrund. Doch da es auch an der Kontrolle hakt, kommen eben nicht wenige Homeruns zustande.
Das größte Pitching-Sorgenkind der Yankees: Sonny Gray
Damit ist der Japaner aber nicht mal das größte Sorgenkind der Yankees-Rotation. Diesen Titel nämlich hat Sonny Gray inne. Der Rechtshänder pitcht zu einem 71 ERA+ und gehört damit aktuell zu den schlechtesten Startern der Liga. Es gibt eigentlich derzeit keine Metrik, die ihn gut aussehen lässt. Er hatte ein paar hoffnungsvolle Outings, braucht aber in der Regel viel zu viele Pitches und bringt es im Schnitt nicht mal auf fünf Innings.
Er scheint zu viel auf dem Mound nachzudenken und scheut scheinbar zuweilen die Strikezone, was seinen Pitch-Count enorm in die Höhe treibt. Derzeit versuchen die Yankees, dem entgegenzuwirken, indem sie ihm Backup-Catcher Austin Romine gegenüberstellen und nicht Starter Sanchez. Romine soll einen besseren Instinkt haben, wenn es darum geht, für Gray die Pitches zu "callen". Konstant positive Ergebnisse lieferte diese Maßnahme bislang aber noch nicht.
Der fünfte Spot, der eigentlich Jordan Montgomery gehört - der Lefty pitchte bislang mehr als solide -, ist derzeit vakant, weil dieser am Ellenbogen verletzt ist. Vor Juni dürfte er auch nicht zurückkehren. Aktuell darf sich Domingo German hier versuchen. Nach einem sehr guten ersten Start enttäuschte er jedoch zuletzt auf ganzer Linie. Auch diese Personalie bleibt also ein Fragezeichen.
Bullpen der Yankees: Aroldis Chapman und viele Fragezeichen
Was den Bullpen angeht, haben die Yankees als Team in der AL den drittbesten ERA und servieren die mit Abstand meisten Strikeouts. Doch auch hier ist nicht alles goldig.
Definitiv gut drauf ist Aroldis Chapman. Der Closer hat seinen furchteinflößenden Fastball wiedergefunden, hält den Rekord für den härtesten Pitch des Jahres (103,3 MPH) - direkt in die Rippen von Bostons Jackie Bradley Jr. - und hat definitiv seine Dominanz zurück (307 ERA+).
Dahinter jedoch wird es wacklig. Dellin Betances (92 ERA+) hat in 18 Innings bereits zehn Earned Runs zugelassen. Sechs davon allerdings in nur zwei Spielen und hinzu kam ein Short-Porch-Homer im Yankee Stadium, der überall anders keiner gewesen wäre. Ansonsten jedoch sehen seine Zahlen recht gut aus. Besonders seine 33 Strikeouts sind bemerkenswert.
Allerdings: Seine "Soft-Contact-Percentage" hat sich im Vergleich zum Vorjahr beinahe halbiert (18,9 Prozent gegenüber 34,9 2017). Dafür gibt er nun fast zehn Prozent mehr harten Kontakt ab. Auf Dauer ist das kein gutes Rezept, wenn man in der MLB Erfolg haben will.
David Robertson wiederum kommt auf einen ERA+ von 109 und ist damit leicht über Durchschnitt unterwegs. Er hatte gute wie schlechtere Tage, ist aber insgesamt immer noch verlässlich.
Chad Green pitcht sich für Yankees in den Vordergrund
Imposant kommt dafür Chad Green daher, der des Öfteren mehrere Innings pitcht und dies sehr effektiv tut (186 ERA+). Wenn er so weitermacht, empfiehlt er sich für höhere Aufgaben im Pen. Und das vielleicht schon in diesem und nicht erst in den kommenden Jahren.
Dahinter sind im Übrigen größere Lücken durch die Ausfälle von Tommy Kahnle und Adam Warren entstanden, die nur bedingt gefüllt wurden. Beide sollten aber rundum die Monatswende wieder zur Verfügung stehen, was den anderen Relievern Verschnaufpausen und Boone mehr Optionen geben wird.
Yankees: Lazarett und Optionen im Wartestand
Outfielder Frazier ist derjenige Spieler, der aktuell am ehesten als Ergänzung des Kaders infrage kommt. Er sollte schon bald eine echte Chance kriegen, besonders wenn Hicks weiter schwächelt. Im Vorjahr bereits gab er bis zu seiner Verletzung ein überzeugendes Debüt.
Bird ist schon wieder auf den Beinen und absolviert ein Rehab Assignment bei Double-A Trenton. Wann er zurückkommt, ist noch offen, doch er wäre ein Upgrade an der ersten Base.
Drury wiederum fristet erstmal sein Dasein bei Triple-A Scranton/Wilkes-Barre, nachdem er seine Reha nach der Migräne und den Sehstörungen abgeschlossen hat. Bei ihm muss man einfach konstatieren, dass ihm Andujar erstmal den Rang abgelaufen hat. Doch seine Positionsflexibilität könnte ihn eher früher als später wieder in die Big Leagues bringen.
Ein Name, der gerne in Vergessenheit gerät, ist indes Jacoby Ellsbury. Der Outfielder hatte in diesem Jahr schon diverse Verletzungen. Angefangen hat es mit einer Brustmuskelverletzung, dann zwickte die Hüfte, woraufhin auch die Fersen an beiden Füßen schmerzten. Er steht auf der 60-Day Disabled List und wird frühestens Ende Mai - aber realistisch betrachtet deutlich später - zurückerwartet. Was der bald 35-Jährige zum jetzigen Zeitpunkt seiner Karriere noch beitragen kann, steht allerdings in den Sternen.
Yankees: Noch viel Raum für Verbesserungen
Die Yankees haben die beste Bilanz im Baseball und stellten ihre Klasse bereits gegen größte Konkurrenz aus Boston (3-3 in der Serie), Houston (3-1) und Anaheim (3-0) unter Beweis. Zudem stehen sie statistisch sehr gut da.
Doch weiterhin gilt, dass bei den Bronx Bombers noch viel Luft nach oben ist. Sei es durch bessere Form etablierter Stammspieler oder eben die Rückkehr einiger verletzter Leistungsträger.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.